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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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Jack zögerte nur einen Augenblick, einen winzigen Augenblick, als er ihn erkannte. Zwei Kinder, die zu Halbwaisen werden. Miranda, die unter dem Tuch, das sie zu ersticken drohte, kämpfte und schrie. Die Schweißperlen auf der Stirn des Mannes, leuchtend im Strahl von Jacks Handlampe, das vor Anstrengung verzerrte Gesicht.
    Dies alles nahm Jack in diesem Augenblick auf. Dann drückte er ab und der Revolver spuckte Blei.
    Es war, als explodierte der Hals des Mannes in einer Wolke von Blut und Fleisch. Jack spürte den Rückstoß, der seine Hand nach oben trieb. Die Taschenlampe des Mannes fiel zu Boden, schickte einen Lichtblitz an die Decke, bevor sie erlosch und Jack sah, wie der Mann zu Boden fiel, viel schneller, als erwartet. Dort, wo der Kopf sein sollte, ergoss sich eine dunkle Flüssigkeit.
    »Carver! Ich werde Sie töten!« Erik Richter wischte mit dem Hemdsärmel Blut vom Gesicht, so, wie sich ein Mann Schweiß nach langer Arbeit abwischt. Ja, es war Richter selbst. Aber er verzerrt. Jack starrte ihn an, Richter starrte zurück, die Zähne wie ein Hund gefletscht, der bei seinem Fressen gestört wurde. Der Mann, der einmal Erik Richter gewesen war, riss die Hand hoch. Jack sah das Aufblitzen von Stahl und warf sich längs auf den Boden. Der Aufprall trieb ihm sämtliche Luft aus den Lungen. Schmerzen. Die Pistole bellte, über Jack schlug die Kugel mit Wucht ins Holz. Splitter regneten herab, er konnte sie spüren, wie sie glühend heiß auf seine Haut trafen.
    Richter stieß einen kehligen Schrei aus, der nur noch entfernt menschlich war. Er feuerte erneut und ein Holzsplitter bohrte sich in Gesicht Arm.
    Jack hob den Arm über die Lehne des Sessels (wieso war sein Arm so verdammt schwer?) und feuerte blindlings. Jeder Rückstoß trieb eine Welle von Schmerzen in seinen Arm hinein. Richter brüllte, dann glaubte Jack zu hören, wie jemand aus dem Saal stürzte, ein Tisch krachte auf den Boden, Holz zersplitterte.
    In der Eingangshalle Schreie.
    Jack wusste nicht, woher er die Kraft nahm, aber er kam wieder auf die Beine. Halb fiel er, halb taumelte er zu Miranda hinüber. Im Lichtstrahl waren ihre Augen weit aufgerissen. Sie war erstarrt, über und über mit Blut bedeckt, als hätte jemand über dem Sofa einen roten Farbbeutel platzen lassen, aber Jack sah, dass ihr Mund einige Worte formte: »Ich bin okay. Geh.«
    Jack eilte zum Ausgang. Der Körper, der leblos zwischen einem ungestürzten Sessel auf dem Boden lag, schien die Hände nach ihm auszustrecken. Der Boden, voll von Blut, war glatt wie eine Eisfläche.
    In der Eingangshalle knallte das Jagdgewehr.
    »Verschwinde dahin, wo du hergekommen bist! Na los!« Das war John. Jemand johlte.
    Dann wieder ein Schuss, aber aus jener Pistole, die Richter trug.
    Jack blickte hinaus. In der Mitte der Eingangshalle war Richter, er hatte seine Taschenlampe und die Pistole auf die Barrikaden gerichtet und schoss, er feuerte, bis das Magazin leer war.
    Dann wandte er sich um und rannte zur Tür zurück.
    »Jetzt! Den Draht!«
    Jack packte den Draht, den Bradley zuvor in der Eingangshalle ausgelegt hatte, zog und spannte ihn. Richter rannte direkt hinein. Der Draht riss ihm die Füße vom Boden weg, ein hoher Bogen, und Richter schlug mit einem dumpfen Schlag auf den Fußboden.
    »Wir haben ihn!«
    Jack stürmte hinaus, den Lichtstrahl auf Richter fokussiert. Er konnte hören, wie der Polizist stöhnte und sah, wie er mit den Armen über den Boden tastete. John kam von seiner Seite heran.
    »Das war's! Angriff fehlgeschlagen, Floyd!« John jubelte.
    »Waren das alle?«
    »Ich denke schon ...«
    Ein dumpfes Geräusch, Jack wusste nicht, woher es kam.
    »John?«
    Aber John kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben. Sie waren noch fünf Meter von Richter entfernt, als aus dem Speisesaal ein Schrei drang, ein Schrei, den Jack an diesem Tag schon einmal gehört hatte.
    Mara.
    Dann brüllte auch Bradley. »Helft uns! Jemand ist hier!«
    »John, da rüber! Sie sind im Speisesaal!«
    Richter kam wieder auf die Beine. Er hatte die Pistole nicht mehr in der Hand, und Jack sah, wie das Entsetzen über sein Gesicht wanderte und seine Züge verzerrte. John riss das Gewehr hoch, aber der Schuss ging fehl. Richter sprang in die Dunkelheit hinein, sie konnten hören, wie er zur Tür rannte, während Bradley abermals um Hilfe rief.
    »Lass ihn! Wir müssen den anderen helfen!«
    Die Kellertür schlug zu, als Richter sich in Sicherheit brachte. Jetzt war er für sie außer

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