Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Reichweite. Jack rannte hinter John zum Speisesaal hinüber, übersprang den letzten Stolperdraht und kam schlitternd neben dem Eingang zum Stehen.
Wie zum Teufel hatte es jemand geschafft in den Speisesaal zu gelangen? Aber Jack wusste, dass jetzt nicht die Zeit war, darüber nachzudenken.
Bradley kniete neben der Barrikade, Mara lag am Boden, eine Hand auf den Bauch gepresst, ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Jack sah, dass aus einem der Tische ein großes Stück herausgesprengt worden war. Auf der anderen Barrierenseite leuchteten zwei Taschenlampen.
»Zwei Typen da vorne. Sie waren plötzlich da! Ich weiß nicht, wo sie hergekommen sind!« Bradley atmete schwer.
John erwiderte das Feuer, während um sie herum die Kugeln einschlugen. Mara wimmerte leise. »Wo ist Steven?« rief Jack. Die Schüsse um sie herum waren ohrenbetäubend.
»Ich weiß es nicht. Sie haben uns überrascht. Er ist nicht aus der Küche zurückgekommen.«
»Verdammt.«
Jack gelang es nicht, auch nur einen Schuss anzubringen. Die beiden Männer auf der anderen Seite waren wesentlich bessere Schützen als er, aber ihre Seite hatte einen Vorteil: John. Die Präzision, mit der er das Jagdgewehr behandelte war beeindruckend. Ein Schrei von der Gegenseite, dann erlosch die Taschenlampe. Einer weniger. Jack verspürte kein Bedauern. John öffnete den Verschluss des Jagdgewehrs. »Munition, schnell!«
Jack warf ihm ein Magazin zu. Sie hatten die Magazine aufteilt, nur für den Fall, dass einer von ihnen sterben würde.
Und dann erstarrte John, die Hände mitten im Ladevorgang am Gewehr. »Hier stimmt etwas nicht.«
»Was ...« Jack hob den Blick. Auf der Gegenseite war alles still. »Wieso schießt er nicht mehr auf uns?«
Ein kalter Wind wehte heran und die Haare auf Jacks Armen richteten sich auf.
»Was ist das?« fragte Bradley. »Ist er tot?«
»Nein.« Jack spähte durch einen Schlitz zwischen zwei umgestürzten Tischen ihrer improvisierten Barriere. »Es ist etwas anderes. Wie sind die zwei hier rein gekommen?«
»Jack?« Johns Stimme war nur ein Flüstern. »Glaubst du etwa ...?«
»Ja. Sie sind verrückt. Bradley, gibt es ihm Keller ein Fenster, aus dem man nach draußen klettern könnte?«
Bradley zögerte. »Die sind alle vergittert, bis ... verdammt, bis auf eins. Ja. Es gibt ein Fenster. Aber das ist doch Wahnsinn ... sie haben sich ...«
»Das glaube ich auch. Sie müssen nach draußen geklettert sein und dann ... durch das Fenster im Lager wieder herein.«
»Das Fenster! Wenn sie es wieder geöffnet haben ...«
»Dann können die Weißen herein.«
Sie wechselten Blicke, und Jack sah die Angst in ihren Augen, eine Angst, die seine eigene Furcht widerspiegelte. Das Fenster offen, eine Einladung für jene dort draußen, jederzeit hereinzukommen ... sie wären verloren, wenn es ihnen gelang. Und dann geschah es. Aus dem Dunkel ihnen gegenüber quoll ein markerschütternder Schrei. »Neeiiiiiiiiiiiiiiiiiin!« Der Schrei eines Menschen, der seinem Tod ins Auge blickte. In diesem Moment war alles klar.
Sie sind da. Sie sind im Hotel, in diesem Moment.
Jack brach zusammen. Ein Schmerz wie flüssiges Feuer versengte seine Beine, er sank gegen die Barriere zurück und sein Kopf schlug hart gegen das Holz.
»Jack! Was ist mit dir?« Johns Stimme hallte aus einem weiten Tunnel zu ihm.
»Luft!« Das war alles, was er hervorbrachte. Jacks Lungen waren zugeschnürt, in seiner Luftröhre war ein Stein, der ihm den Atem nahm ... er sah seine eigenen Finger, die sich am Holz festkrallten und spürte sie nicht ... vor seinen Augen drehte sich die Decke und wurde zum Fußboden ... atmen, er musste weiter atmen ...
Dann ein anderer Schrei, weit entfernt, aber näher als Johns Stimme zuvor. »Dort! Treibt es zurück!«
Jemand rüttelte an seinen Schultern, schlug ihm ins Gesicht. »Jack, komm zurück! Einer von denen ist hier drin! Wir brauchen dich!«
War das der Punkt, der den Ausschlag gab? Jack wusste es nicht.
Mit einem tiefen Lungenzug sprang der Stein aus seiner Luftröhre und Jack fuhr hoch. Er drehte sich um, mit Schmerzen in der Schulter, dem Kopf, als hätte er Tage lang getrunken. Nur ein Anfall, es war nur ein Anfall, die Weißen, sie versuchen dich aufzuhalten, mit allen Mitteln, mit allem, was sie aufbieten können ... seine Gedanken durchrasten dieses Mantra, wieder und wieder.
Er atmete, zwang sich die Augen offenzuhalten.
Jack blickte durch den Spalt der Barriere in den Speisesaal hinein. Was er sah, ließ ihm
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