Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
sank schnell vor ihnen ab und als die Tür hinter ihnen zuschlug, standen Jack und Andrew in mitten der Dunkelheit. Ein Fehltritt würde den Tod bedeuten, denn wer hier stolperte, brach sich mit größter Wahrscheinlichkeit das Genick. Jack schaltete die Handlampe ein.
Der Lichtkegel, der die Barrikade am Fuß der Treppe streifte, war merklich schwächer. Allmählich wurden die Batterien schwächer.
»Wer ist da?« Die Stimme hinter der Barriere war aus dieser Entfernung nicht eindeutig zu erkennen.
»Ich bin es! Jack.«
»Halten Sie die Hände so, dass ich sie sehen kann!«
»Kommen Sie, Hopper«, sagte Jack leise. »Keine schnellen Bewegungen.«
Der Mann hinter der Barriere leuchtete sie mit einem großen, fest auf seinem Gestell montierten Scheinwerfer an. Jack fragte sich einen Augenblick, was sich noch alles dort in den Kellertiefen verbergen mochte, Dinge, die sie so notwendig gebrauchen konnten.
»Carver, Sie haben hier unten nichts zu suchen.« Richter trat aus der Tür vor ihnen, eine Hand am Pistolengriff. Aber er sah verändert aus, verschoben. Der Ausdruck in seinen Augen ... was hatte Floyd ihnen erzählt? War es der Keller, der sie alle in den Wahnsinn trieb? »Was wollen sie?«
»Reden. Nur das.«
»Über?«
Jack berichtete knapp, was geschehen war. Seine Stimme drohte zu kippen, aber er konnte unter Kontrolle halten. Als er geendet hatte, fühlte er sich ausgelaugt und müde. »Das ist eine Sache, die uns alle angeht. Es ist an der Zeit, dass Floyd sein Versteckspiel beendet. Wir brauchen eure Hilfe. Wenn die Weißen in dieser Nacht angreifen und das Hotel oben einnehmen, dann wird auch der Keller nicht zu halten sein.«
»Alles schon mal gehört.«
»Und was sagen Sie?«
»Verschwindet. Ihr hatte die Möglichkeit, euch uns anzuschließen. Jetzt ist es zu spät.« Richter zog die Pistole.
Jack starrte den Mann an. Was ging hier vor sich? Dieser Mann war nicht der Erik Richter, den er kennengelernt hatte. War es möglich, dass der Einfluss der Weißen so weit reichte? Dass er sie auch hier in den Wahnsinn trieb? Oder war es nur Floyd?
Richters funkelnder Blick fand den Reverend. »Was ist mit Ihnen? Wollen Sie nicht in Sicherheit abwarten, bis der Sturm vorbei ist?«
»Nein, Sir. Denn ich weiß, dass der Sturm nicht enden wird, bevor nicht alle Menschen in diesem Hotel tot sind.«
Richter schnaubte. »Wir werden noch am Leben sein, wenn alles dort oben bereits zu Eis gefroren ist.«
»Jack, gehen wir. Es hat keinen Sinn.«
»Ja, verschwindet! Ich wünsche euch viel Glück!« Richter lachte, und sein Gelächter begleitete sie den gesamten Weg die Treppe hinauf.
Als der Reverend auf dem obersten Treppenabsatz abrupt stehen blieb, prallte Jack gegen ihn. »Andrew?« Im Lichtkegel, auf Hoppers Gesicht gerichtet, sah Jack seine nach oben verdrehten Augen. Das Weiße seiner Augäpfel war blutunterlaufen. Sein Körper zitterte und sein Mund bewegte sich, er murmelte unverständliche Worte.
»Was hat er denn?« rief Richter von unten. »Ist er verrückt geworden?«
»Andrew? Reverend?« Jack ging einen Schritt zurück, bereit ihn aufzufangen. Wenn er hier einen Anfall hatte, einen Schock, und die Treppe hinabstürzte ...
Der Anfall endete ebenso schnell wie er gekommen war. Hopper ging weiter nach oben, er schüttelte den Kopf, als Jack ihn fragend von der Seite ansah.
Und dann schlug die schwere Sicherheitstür hinter ihnen zu.
»Erfolgreich?« fragte John.
»Nein. Was war das denn, Reverend?«
Hopper strich sich über die Schläfen. »Das war kein Anfall. Mir geht es völlig gut. Aber ich konnte wieder sehen. Ich weiß jetzt, was sie vorhaben. Wieso Richter es so eilig hatte, uns schnell loszuwerden. Sie müssen sich vorbereiten.«
»Und?«
Der Reverend senkte die Stimme. »Sie werden uns angreifen. Heute Nacht. Sie kommen, um die Schwangere zu holen. Ich glaube, Floyd will sie den Weißen opfern.«
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»Es ist völlig klar. Wir sind die ganze Zeit davon ausgegangen, dass Floyd verrückt ist, aber es ist mehr als das: Er wird von den Weißen beeinflusst. Wir stimmen darüber ein, dass er die Scheinwerfer abgeschaltet hat, als wir vom Parkplatz zum Hotel zurückgekehrt sind, eben weil er wollte, dass uns die Weißen holen. Er war es auch, der die Antriebsriemen an den Generatoren entfernt hat. Genau, wie er jetzt versucht, jemanden aus unserer Mitte ihnen auszuliefern. Alles nur, weil er uns in Verzweiflung stürzen und hinaustreiben wollte. Was ihm teilweise auch gelungen ist,
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