Der Pakt - Rügen Thriller
Menschen in unserer Region sehr viel erreichen kann. Solange die Wähler mich …«
Gruber machte eine wedelnde Handbewegung. »Bitte ersparen Sie mir das! Sie sind kein selbstloser Diener des Volkes, Toni.« Er lachte scheppernd. »Das sind Sie weiß Gott nicht.«
Seine derbe Direktheit verschlug Hillig die Sprache.
»In unserem Geschäft gibt es zwei Gruppen von Menschen«, fuhr Gruber belehrend fort. »Idealisten und Leute wie mich. Das Wohl der Allgemeinheit ist mir, unter uns gesagt, völlig gleich gültig. Ich bin derjenige, dem es gut gehen soll.« Er hielt kurz inne, um sich mit einer langstieligen Bürste den Rücken zu scheuern. »Man muss nur die Spielregeln begreifen. Dann ist Politik ziemlich einfach. Ich weiß, welche Leute auf meiner Seite stehen müssen, damit ich von der Partei nominiert und anschließend gewählt werde und vier Jahre später wieder nominiert und wie der gewählt und immer so weiter. Ich sorge dafür, dass diese Leute auf meiner Seite stehen. Mit Schmeichelei und Kungelei, Bestechung und Erpressung. Das ist das ganze Geheimnis. Nein, ich bin kein Idealist. Die Politik sorgt für meinen Lebensunterhalt, das ist alles.«
»Man kann sein Geld mit der Politik verdienen und trotzdem ein Idealist sein«, wandte Toni Hillig trotzig ein.
Gruber zuckte die Schultern. »Vielleicht. Aber Sie sind keiner, Toni. Auch wenn Sie das geschickt verbergen und selbst einen Fuchs wie Rottmann täuschen.« Höhnisch breitete er die Arme aus. »Sehen Sie sich doch mal um! Ihre Wähler denken, dass Sie Tag und Nacht arbeiten. Endlose Sitzungen, unzählige Termine. Dicke Beschlussvorlagen. Noch mehr Sitzungen und weitere Termine. Was würden die Leute wohl sagen, wenn sie wüssten, dass Sie Ihre Vormittage in einem Fitnessclub verbringen?«
»Ich glaube nicht …«
»Wie viele Tage pro Woche arbeiten Sie wirklich, Toni? Einen? Zwei? Mehr garantiert nicht, denn ich komme mit drei Tagen gut über die Runden. Dabei ist mein Wahlkreis viermal so groß wie Ihrer.«
»Sie können nicht …«
Gruber schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Und was ist mit den Nebengeräuschen ? Wissen Ihre Wähler von all den netten Privilegien, die Sie als ganz selbstverständlich erachten? Der Saab, den Sie in Möhlmanns Autohaus zu Sonderkonditionen bekommen haben. Die Kiste mit dem alten Bordeaux, die Ihnen das Weinkontor Beritz spendiert hat. Die Mitgliedschaft in diesem noblen Etablissement hier.« Er grinste. »Nein, davon wissen die Leute natürlich nichts. Zum Glück ist der Wähler ein ziemlich einfältiges Wesen, nicht wahr?«
»Wieso erzählen Sie mir das?«, fragte Hillig wütend. Und woher weißt du das alles, fügte er in Gedanken hinzu.
»Ich habe Sie beobachtet, Toni. Sie sind genau wie ich. Haargenau. Ein gerissener, skrupelloser Manipulator, dem die Menschen auch noch dankbar sind, wenn er sie über den Tisch zieht. Einer, der den Annehmlichkeiten des Lebens mehr zugetan ist als harter Plackerei.« Gruber lehnte sich nach vorn, das Gesicht eine wulstige Fassade, von der das Wasser tropfte. »Und deshalb will ich Ihnen ein Angebot machen. Ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können. Weil es Sie an die Fleischtöpfe bringt, an die großen Fleischtöpfe. Im Vergleich dazu ist das, was Sie bis jetzt erreicht haben, einfach nur lächerlich. Sind Sie interessiert, junger Mann?«
13
Der Direktor des Windwood-Hotels trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug und eine rosafarbene Krawatte. Er strahlte eine unauffällige Kompetenz aus und neigte nicht zur Melodramatik. Auch nicht, wenn er über einen erst vor wenigen Tagen ermordeten Gast seines Hauses sprach.
»Gibt es Erkenntnisse zum Tod von Richter Kirijenko, die für uns wichtig sind?«, fragte er.
»Woran denken Sie, Herr Nilius?«, erwiderte Oberstaatsanwalt Günter Mast und schlug mit etwas Mühe das rechte Bein über das linke.
Neben ihm saß Frank Schilling, ein Sonderermittler des Bundes kriminalamtes, der auf Verlangen des Innenministeriums die polizeiliche Untersuchung leitete. Das Opfer war immerhin ein hochrangiger ausländischer Staatsbediensteter.
Das geräumige Eckbüro des Direktors verfügte über eine breite Fensterfront zum Strand, vor der sich eine elegante Sitzgruppe befand. Maximilian Nilius hatte Kaffee und Gebäck servieren lassen und seinen beiden Gästen ausreichend Gelegenheit gegeben, den atemberaubenden Blick zu genießen.
Der Direktor nahm einen bedächtigen Schluck aus seiner Tasse und stellte sie auf dem
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