Der Pakt - Rügen Thriller
Mast ruhig. »Ihre Leute kennen die Gäste. Vielleicht entdecken wir doch ein Gesicht, einen Schatten, irgendetwas, was da nicht hingehört.«
»Soviel ich weiß, ist das bereits geschehen«, wandte Nilius ein. »Unser Sicherheitspersonal ist …«
»Wie gesagt, wir haben bislang keine Spur«, unterbrach ihn Schilling gereizt. »Deshalb müssen wir uns die Videos noch einmal anschauen. Und zwar gemeinsam mit Ihren Leuten.«
»Ich hatte das bereits beim ersten Mal verstanden, Herr Schilling«, erwiderte Nilius, auch seine Stimme nun ein wenig lauter. »Was ich sagen wollte, ist: Unsere personellen Ressourcen sind nicht unerschöpflich. Und momentan ist es mir lieber, wenn es im Security-Bereich keinerlei Engpässe gibt. Das werden Sie sicher verstehen. Wir sind hier alle noch ein wenig nervös.«
»Die Auswertung könnte hier bei Ihnen im Videoraum erfolgen«, bot Mast an. »Dann bleiben Ihre Mitarbeiter vor Ort und können die Kameras im Auge behalten.«
Nilius schwieg einen Moment, dann nickte er widerwillig. »Einverstanden.«
»Nach der Buchungsübersicht, die uns Ihre Leute gegeben haben«, Schilling tippte auf ein Blatt Papier, das neben seiner Kaffeetasse lag, »war Richter Kirijenko ein Stammgast in Ihrem Haus.«
»Ein sehr gern gesehener Stammgast«, bestätigte Nilius. »Äußerst großzügig, mit einem erlesenen Geschmack, was Speisen und Getränke angeht. Nach meiner Erinnerung besuchte er uns pro Jahr etwa zweimal.«
»Nicht etwa «, korrigierte Schilling mit säuerlicher Miene. »Exakt zweimal, jedenfalls in den vergangenen fünf Jahren, stets im Mai und im November. Diesmal ist er allerdings später als sonst angereist. Kennen Sie den Grund dafür?«
Nilius schüttelte betrübt den Kopf. »Leider nicht. Aber vielleicht kann der Concierge …«
Schilling winkte ungeduldig ab. »Mit dem haben wir schon gesprochen. Er wusste ebenfalls nichts.«
Mast nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. »Richter Kirijenko hatte geschäftliche Verbindungen nach Dresden. In der Vergangenheit hat es dort ein Ermittlungsverfahren gegeben. Eine Kollegin hat sich intensiv mit ihm beschäftigt. Ich habe sie gebeten, nach Binz zu kommen.«
»Das ist bestimmt sinnvoll.« Nilius nickte gleichmütig. »Viel leicht besteht ja ein Zusammenhang mit den damaligen Vorfällen.«
»Genau. Es wäre mir lieb, wenn unsere Kollegin bei Ihnen ein Zimmer bekommen könnte.«
»Wieso das?«, fragte der Direktor misstrauisch. Er hatte keine große Lust, eine Schnüfflerin der Staatsanwaltschaft zu beherbergen. »Ich halte das für keine gute Idee. Immerhin …«
»Herr Nilius, ich glaube, es ist an der Zeit für eine Dosis Realismus.« Frank Schilling schnippte mit seinen manikürten Fingern ein Staubkörnchen vom Ärmel seines Jacketts. »In Ihrem Haus hat es einen Mord gegeben, der absolut professionell ausgeführt wurde. Bislang haben wir nicht den Hauch einer Spur. In Ihrer Branche und in Ihrem Preissegment haben Schlagzeilen über erstochene Gäste die gleiche Wirkung wie EHEC-Keime für den Umsatz von Gemüsehändlern.«
»Das müssen Sie mir nun wirklich nicht erklären«, wandte Nilius verärgert ein.
»Dann sollten Sie unsere Ermittlungen vielleicht ein wenig mehr unterstützen. Wir wollen, dass sich die Staatsanwältin aus Dresden vor Ort ein Bild machen kann – und zwar unauffällig, was Ihnen ja nur recht sein dürfte.«
»Aber was soll das noch bringen? Der Mord ist vor vier Tagen geschehen. Ihre Leute haben die Räume wieder ...«
»Irgendwo muss Frau Koeberlin ja wohnen«, sagte Mast in ver söhnlichem Tonfall. »Hier kann sie sich praktisch nebenbei die Suite anschauen, die Fluchtwege, die Tiefgarage, die Arbeitsabläufe im Windwood. Außerdem kann sie mit Ihren Leuten sprechen, diskret natürlich. Uns allen ist klar, dass das Windwood so schnell wie möglich zum Alltag zurückkehren möchte.«
»Na schön.« Nilius machte eine wedelnde Handbewegung. »Koeberlin heißt die Dame?«
»Ja. Manja Koeberlin.«
»Ich lasse ein Zimmer vorbereiten.«
»Hat es nach dem Mord eigentlich Stornierungen gegeben?«, fragte Schilling. »Sind Gäste vorzeitig abgereist?«
Nilius nickte. »Nicht übermäßig viele, aber ein paar waren es schon. Allerdings gab es auch einige kurzfristige Buchungen.« Sein Mund verzog sich zu einem freudlosen Lächeln. »Manche Menschen lieben Katastrophen, solange sie nicht selbst betroffen sind.«
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Simon ist ein echter Aktivposten, dachte die Killerin, während sie mit ihm Hand in
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