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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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sich zu und ging mit eiligen Schritten zum Treppenhaus. Es gab einen speziellen »Bademantel-Lift«, der direkt in die Wellness- Etage führte. Aber auch der war wie die anderen Fahrstühle bedauerlicherweise mit einer Kamera ausgestattet.
    Vor dem Eingang der Saunalandschaft stand ein schwarzer Marmortresen, hinter dem eine junge Angestellte saß. Sie lächelte Juli an. »Guten Tag! Würden Sie sich bitte in diese Liste eintragen?« Mit einem manikürten Finger tippte sie auf ein Klemmbrett.
    »Natürlich.« Juli griff nach dem daneben liegenden Bleistift. »Könnte ich ein Wasser bekommen?«
    »Gern.« Die Angestellte drehte sich zu dem blubbernden Plas­tikbehälter um.
    Juli nutzte die Gelegenheit, um die Liste zu überfliegen. Es war schon das zweite Blatt dieses Tages, etwa bis zur Hälfte gefüllt. Blatt eins befand sich dahinter. Früh um neun hatte sich eine Frau namens Anja Lehmann eingetragen, Zimmer 412. Und – voilà! – um kurz nach halb elf war »Gruber/Rottmann – S5« vermerkt. Das »S5« stand für Suite 5, was mit den Angaben im Dossier des Concierges übereinstimmte. Die beiden Schwestern bekamen stets dieselben Räume.
    Juli wandte sich wieder dem vorderen Blatt zu. Der letzte Eintrag stammte von 16.45 Uhr und lautete »M. Koeberlin – 334«. In die nächste Zeile schrieb Juli in Druckbuchstaben »Rücker« und dahinter die Zahl 426. Wenn die junge Windwood-Mitarbeiterin den Namen in den Computer eingab, würde sie feststellen, dass die Zimmernummer stimmte. Dass die Frau dann auch noch überprüfte, ob Tino Rücker in Begleitung angereist war, hielt Juli für unwahrscheinlich. Gerade, als sie den Stift weglegte, drehte sich die Angestellte wieder um.
    »Bitte sehr!« Sie reichte Juli einen Becher. »Saunatücher finden Sie drinnen, neben den Duschen.«
    Juli dankte ihr und ging durch die große Mahagonitür mit der Aufschrift Windwood Spa . Während sie trank, verschaffte sie sic h einen Überblick. Im Internet hatte sie gelesen, dass sich der Wellness- Bereich des Hotels über knapp tausendfünfhundert Quadratmeter erstreckte. Neben einer finnischen Panoramasauna, zwei kleineren Saunen und einem orientalischen Kräuterdampfbad bot das Spa den Gästen ein Tepidarium, einen Eisbrunnen, ein Grottenbad und einen weitläufigen Ruheraum, in dem Wasserbetten und bequeme Lederliegen standen.
    Juli wischte den leeren Trinkbecher sorgfältig ab, ehe sie ihn in einen Abfallkorb warf. Im Gegensatz zu dem dünnen Naturbleistift am Empfangstresen würden auf ihm verwertbare Fingerabdrücke zu finden sein. Gewiss, das Risiko war lächerlich gering, da die Abfallkörbe wahrscheinlich am Abend geleert wurden und die Ermittler das Spa erst morgen auf den Kopf stellen würden. Aber bei einem Auftrag in Dresden vor vier Jahren hatte sie ziem lich schlechte Erfahrungen gemacht und war seither geradezu para ­noid, was dieses Thema anging. Zufällig war es genau jener Auftrag, der sie nun nach Binz geführt hatte. So etwas nannte sie Ironie. Sie hängte ihren Bademantel an einen Haken und duschte, wobei sie darauf achtete, dass ihre blonden Haare trocken blieben. Dicke dunkelblaue Badetücher lagen ordentlich aufgestapelt in großen Fächern direkt neben den Duschen. Sie nahm eines heraus und ging zur Finnischen Sauna.
    Es war ein ziemlich großer Raum mit mehrstöckigen Holzbänken auf allen vier Seiten, unterbrochen lediglich von dem Ofen und der schweren Tür. Juli schätzte, dass hier in Spitzenzeiten bis zu hundert Gäste Platz fanden. Jetzt allerdings hatte sie vor dem Eingang nur etwa zehn Paar Badeschuhe gezählt. Das war ihr durchaus recht.
    Sie ließ sich auf der mittleren Reihe nieder, gleich am Eingang, so dass sie alle anderen Gäste unauffällig im Auge behalten konnte . Schon nach wenigen Atemzügen umhüllte die herrliche, trockene Hitze sie wie ein Kokon. Auf ihrem Rücken bildete sich eine Gänsehaut. Wohlig beugte sie sich nach vorn, die Arme auf die Knie gestützt, und sah sich um. Neben dem Ofen hockten drei ältere Leute, zwei Frauen und ein Mann, die sich zu kennen schienen. Angeregt tuschelten sie miteinander. Quer daneben hatte sich eine Mutter niedergelassen, die altkluge Fragen ihrer beiden Kinder beantwortete. Auf der obersten Bank saßen drei Männer in den Vierzigern, deren betont gleichmütige Blicke alle in dieselbe Richtung gingen. Juli ließ ihre Augen weiter nach links schweifen, bis sie sah, was die drei Besucher so fesselte.
    Eine Frau Anfang dreißig, mit langen,

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