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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Kontoauszug, diesmal von der Deutschen Bank. Über fünf Millionen Euro? Das konnte doch nicht wahr sein. Wen zum Teufel hatte sie hier gerade ins Jenseits befördert? Sie stieß auf ein Schreiben eines Rechtsanwaltes, in dem es um regelmäßige Zahlungen an eine Maria Rücker in Magdeburg ging. Halt, was war das? Ein Schreiben von LOTTO Thüringen.
    … wir gratulieren Ihnen auf diesem Wege nochmals sehr herzlich zu Ihrem Gewinn… wurde die Gesamtsumme wie vereinbart auf die von Ihnen angegebenen Konten überwiesen … wünschen wir Ihnen alles Gute und verbleiben mit freundlichen Grüßen …
    Juli setzte sich aufs Bett und zog ihr Smartphone hervor. Sie öffnete den Internetbrowser und gab bei Google die Suchwörter »Goldbach« und »Lotto« ein. Richtig, da stand es: Gewinner aus Goldbach knackt den Jackpot.
    18.275.388,45 Euro.
    Meine Güte! Aber das Geld hat dir kein Glück gebracht, Tino, dachte sie, so viel ist sicher. Sie sammelte die Unterlagen wieder ein und ließ den Hefter in ihrem Rucksack verschwinden. Vielleicht ergab sich später ja die Chance auf einen kleinen Nebenverdienst. Irgendjemand da draußen war seit knapp zwei Stunden Erbe eines Millionenvermögens. Möglicherweise diese Maria Rücker. Juli zog in Erwägung, ihr einen Kondolenzbesuch abzustatten.
    Aber das war Zukunftsmusik.
    Als sie die Vorhänge aufzog, pflichtete sie Rücker im Stillen bei. Der Blick über die Ostsee war wirklich grandios. Sie warf ihren Overall und die Fliegermütze nebst Sonnenbrille aufs Bett. Dann zog sie einen der beiden Sessel vors Fenster und entnahm ihrem Rucksack ein Paket mit Räucheraalsandwiches und eine kleine Flasche Weißwein. Die Sandwiches hatte Simon zubereitet.
    Der unbezahlbare, bis über beide Ohren verliebte Simon. Der sie immerzu mit dem treuen Blick eines Dackels ansah. Und der jetzt im Strandhaus saß und sehnsüchtig ihre Rückkehr erwartete.
    Ihre Zielperson, der Hamburger Unternehmer, hatte das Colo nial am Freitag verlassen. Damit war ihr Auftrag eigentlich erledigt . Juli hatte Simon vorgeschlagen, noch ein paar Tage länger in Binz zu bleiben, privat. Das hatte den Dackelgrad seines Blickes um mehrere hundert Prozent in die Höhe schnellen lassen. Allerdings, so hatte sie betrübt hinzugefügt, müsse sie am Sonnabend zunächst nach Berlin fahren. In einer privaten Angelegenheit.
    »Privat?« Die Eifersucht in seiner Stimme war unüberhörbar gewesen.
    Juli hatte die Arme um ihn geschlungen und ihn sanft auf die Wange geküsst. »Meine Mutter feiert ihren sechzigsten Geburtstag. Sonntagmittag bin ich zurück. Dann haben wir Zeit für uns, hm?«
    Sie sah ihm an, dass er sie am liebsten begleitet hätte, aber er wagte natürlich nicht zu fragen.

    Kurz vor elf war Juli losgefahren, nicht nach Berlin, sondern nach Stralsund, wo sie den Peugeot in einem Wohngebiet abgestellt und sich, ausgestattet mit einer langen schwarzen Lockenperü­cke, bei einer Autovermietung am Bahnhof den Toyota RAV4 besorgt hatte.
    Planmäßig war sie wieder in Binz angekommen. Der arme Tino Rücker hatte pünktlich vor dem Hotel gestanden. Anschließend war wie zuvor bei Kirijenko alles reibungslos verlaufen. Doch jetzt, beim dritten und letzten Teil ihres Auftrages, wurden die Dinge komplizierter. Nicht zuletzt deshalb, weil Julis Klient ein paar Extrawünsche geäußert hatte.
    Während sie aß, sah sie nachdenklich aus dem Fenster. Das mit Eisschollen versetzte Wasser schaukelte träge hin und her. Der Strand war von einer flimmernden weißen Decke überzogen. Es war ein derart idyllischer Anblick, dass Juli spürte, wie kalte Wut in ihr aufstieg. Wut über diese verlogene Illusion. Denn die Welt da draußen hatte ganz und gar nichts Idyllisches.

24
    Der Weg von Marseille nach Oberschleißheim war weit für eine Achtzehnjährige, aber folgerichtig. Denn das verschlafene Nest nördlich von München war der Sitz von Asbeck Security. Deutschlands erster Adresse in Sachen Personenschutz.
    Juli hatte eine dreijährige Ausbildung absolviert, die sich von Waffenkunde und Psychologie über Kommunikations- und Befra­ gungstechniken bis hin zu Kampfsport, Observationsübungen und Taktiktraining erstreckte. Die Lehrer wunderten sich über die Verbissenheit, mit der das kahlköpfige Mädchen zu Werke ging. Der eine oder andere versuchte, bei Grillfesten oder Biergartenabenden ein wenig mehr über sie zu erfahren. Aber Juli verriet nie, weshalb es sie danach drängte, andere Menschen zu schützen.
    Die Abschlussprüfungen

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