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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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saß er auf dem Balkon seiner Suite, keine zweihundert Meter vom Wasser entfernt. Der in majestätische Dunkelheit gehüllte Ozean verriet sich nur durch das rhythmische Rauschen der Brandung. Palmensilhouetten schwankten in einer sanften Brise. Irgendwo knarzte ein vertäutes Boot. In der Luft hing der Geruch von Orchideen, Plumeriablüten und geöltem Teakholz. Die Schönheit dieses Moments, das Gefühl völliger Sorglosigkeit ließen Grubers Haut kribbeln.
    Das nannte er Glück.
    Sein Gast war vor ein paar Stunden wieder gegangen. Dem Gespräch mit ihm hatte etwas Unwirkliches angehaftet. Gruber musste an die dümmlichen Werbespots denken, in denen Lottogewinner Besuch von einem Mann mit einem Koffer voller Geld erhielten. Allerdings hatte sein Gast keinen lumpigen Koffer mitgebracht. Nein, er war mit einem ganzen Sattelschlepper erschienen.
    Jedenfalls im übertragenen Sinne.
    Rechtsanwalt Görtes hatte einen Laptop aus der Tasche geholt und die Homepage der Cyprus Commercial Bank in Singapur aufgerufen. Dort hatte er nacheinander die Zugangsdaten für zwei von ihm am Tag zuvor eröffnete Nummernkonten eingegeben. Als Axel Gruber die erfreulichen Summen anstarrte, die auf dem Bildschirm aufleuchteten, wusste er, dass er nicht weniger sah als den Schlüssel zu seinem Paradies.
    Zufrieden nahm er einen Schluck Martini.
    Es war verblüffend, wie sich Einschätzungen je nach Perspektive grundlegend änderten. In den Augen der meisten seiner Wähler war er wohlhabend, ja reich. Üppige Diäten und eine Reihe der breiten Öffentlichkeit unbekannter Zulagen, eine Aufwandspauschale, die doppelt so hoch war wie sein Aufwand, und absurde Büromaterialzuschüsse ergaben Monat für Monat eine erfreuliche fünfstellige Summe. Ja, er verdiente recht gut.
    Und doch viel zu wenig.
    Als Politiker bewegte er sich häufig in Kreisen, in denen sein Einkommen mickrig, ja lächerlich wirkte. Er hatte Menschen get roffen, die wirklich reich waren. Die genug Geld hatten, um keine Zeit zu verschwenden. Menschen, die sich jeden Wunsch erfüllen konnten, immer und überall, weil alles auf dieser Welt zu verkaufen war, an den richtigen Mann, zum richtigen Preis. Bei jenen Begegnungen war sich Gruber der Bescheidenheit seines eigenen Wohlstandes auf schmerzhafte Weise bewusst geworden. Und der Abhängigkeiten, mit denen auch ein politisches Amt einherging. Abhängigkeiten, die ihn in ein Korsett zwangen, das zwar wesentlich bequemer war als das von Otto Normalbürger. Aber eben ein Korsett.
    Brennende Wut stieg in ihm auf, wenn er an die unsäglichen Wahlkämpfe dachte, die er alle vier Jahre über sich ergehen ließ. Wahlkämpfe, die nichts anderes waren als eine Schmierenkomödie für die breite Masse. Oder die nächtlichen Parteivorstandssitzungen, die er besuchen musste, um Putschpläne seiner Gegner schon im Ansatz zu ersticken. Seine zahllosen Grußworte vor Interessengruppen, wo er geistlose Sätze aufsagte und alle klatschten, als hätte er gerade eine neue Relativitätstheorie entwickelt. Mehr und mehr hatte er in diesem Korsett gelitten, wie ein Hund, der ein zu enges Halsband trug. Doch damit war jetzt Schluss.
    Für ihn war das Rattenrennen an dieser Stelle zu Ende.
    Er hatte seinen Ausstieg sorgfältig geplant. Fortan würde er frei sein, völlig frei, und die Schönheit dieser Welt genießen. Gruber lächelte bei diesem Gedanken. Doch dann, im selben Atemzug, regte sich jener Stachel in seiner Brust, den er nur zu gut kannte.
    Was war mit ihr ?
    Nein, er durfte nicht darauf hoffen, dass sie noch eine gemeinsame Zukunft haben könnten. Andererseits, warum etwas ausschließen, was theoretisch nach wie vor möglich war, jetzt sogar viel eher als bisher? Wenn er seine Karten geschickt ausspielte, wenn das Schicksal und die Sterne ihm wohlgesonnen waren, dann konnte es vielleicht doch noch funktionieren, gegen alle Wahrscheinlichkeiten. Und dann wäre sein Glück wirklich perfekt.
    Axel im Paradies. Mit seiner Eva.

29
    »Was denn noch?« Nora blickte Kerstin fragend an.
    Juli beobachtete im Spiegel, wie Kerstin Gruber ihrer Schwester und sich selbst ein weiteres Glas Bordeaux eingoss, ehe sie ein zweites A4-Blatt aus ihrer Handtasche zog. »Hier.«
    Nora schaute es sich an. »Ein E-Ticket?«
    »Für einen Flug von Berlin-Tegel nach Singapur«, nickte Kerstin. »Über Amsterdam. Ausgestellt auf meinen Göttergatten. Ich muss wohl nicht erst erwähnen, dass ich von einer solchen Reise nicht das Geringste weiß.«
    »Moment, Moment.«

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