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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Schließlich heirateten wir sogar. Es war wunderschön zwischen uns.«
    »Bis es aufhörte, schön zu sein.«
    Tanka nickte niedergeschlagen. »Bis ich das entdeckte, was Sie seine dunkle Seite nennen. Es kam ganz allmählich. Er schrie, wenn er wütend war, beschimpfte mich. Um sich anschließend zu entschuldigen. Irgendwann schlug er mich zum ersten Mal. Mit dem Handrücken. Wegen einer Nichtigkeit. Und wieder tat es ihm leid. Er schwor, dass es nie wieder vorkommen würde. Aber es gab ein zweites Mal und ein drittes Mal.«
    »Und es blieb nicht beim Handrücken«, sagte Juli sachlich.
    Tanka sah sie an. »Nein. Aber das war doch nur eine Seite von ihm. Und als Anton kam, dachte ich …«
    »Dass ihn das ändern würde? Dass das Gute in ihm die Oberhand gewinnen würde?« Juli schüttelte verständnislos den Kopf. »Die Menschen ändern sich nicht, Frau Lieber. Wir sind, was wir sind.«
    »Ja, heute bin ich klüger. Heute weiß ich, dass es falsch war. Und dass dieser Fehler Anton das Leben gekostet hat. Ich werde mir das nie verzeihen.« Wieder wurde sie von Weinkrämpfen geschüttelt. »Ich hasse ihn. Und ich hasse mich. Warum habe ich nicht einfach …?«
    »Er muss dafür bezahlen.« Juli stand mit verschränkten Armen an der Wand, ihre Augen hielten Tankas Blick fest. »Er muss dafür bezahlen«, wiederholte sie.
    »Bezahlen?« Tanka schniefte. »Am liebsten würde ich ihn umbringen. Warum soll er weiterleben, wenn unser Sohn tot ist?«
    »Wie wollen Sie das schaffen – mit einem Leibwächter im Haus? Außerdem würde man Sie zuerst verdächtigen.«
    »Haben Sie vielleicht eine bessere Idee?«
    Juli überlegte einen Moment, dann sah sie Tanka an. »Ja. Ich kenne jemanden, der das übernehmen könnte. Vielleicht sofort. Aber dafür muss ich telefonieren.«
    Natürlich kannte sie niemanden, der einen solchen Job übernehmen würde. Aber sie hielt es für besser, wenn die Witwe in spe den Tod ihres Mannes nie mit einem konkreten Gesicht verband. Juli stellte Tanka ein paar sehr gezielte Fragen, etwa nach Liebers Arbeitszeiten und dem Code der Alarmanlage. Zum Schluss hatte Juli sie um den Hausschlüssel gebeten.
    Auf der beigefarbenen Auslegware der Treppe war noch immer der dunkle Colafleck zu sehen. Er erinnerte Juli an Blut. Sie trat vorsichtig darüber hinweg, lief die Treppe hinunter und ging in die Küche. Im Kühlschrank fand sie drei Milchflaschen, Naturjoghurt, zwei große Becher mit Vanillepudding, etliche gefüllte Tupperdosen und einen angeschnittenen Schokoladenkuchen. Juli nahm sich die Freiheit, einen Teller aus einem Wandschrank zu holen und ein Stück Kuchen abzuschneiden. Dazu gönnte sie sich ein Glas Milch.
    Natürlich spülte sie das Geschirr anschließend sorgsam ab und stellte es wieder zurück.

    Gegen halb neun, als sie längst ihren Posten im Bad bezogen hatte, hörte sie, wie unten eine Tür geöffnet wurde. Bernhard Lieber kehrte heim. Der Fondsmanager genoss Personenschutz der Stufe zwei, der für Klienten seiner Gefährdungsklasse völlig ausreichend war, aber eben nicht gänzlich wasserdicht. Stufe zwei bedeutete zum Beispiel, dass der Mitarbeiter von Asbeck Security nicht sämtliche Räume checkte, wenn er mit Lieber am Abend das Haus betrat. Vielmehr verließ er sich darauf, dass die Alarmanlage verdächtige Aktivitäten signalisieren würde.
    Juli hörte Stimmen in der Eingangshalle. Dann kam jemand herauf. Sie stellte sich im Bad links neben die Tür, so würde diese sich in ihre Richtung öffnen und Lieber sie nicht sofort bemerken. Der Jemand – sie ging davon aus, dass es der Hausherr war – erreichte die Etage und betrat das Schlafzimmer. Vielleicht, um sich umzuziehen? Kurze Stille, dann weiteres Türklappern. Als Nächs­tes erklangen Geräusche, die auf einen eingeschalteten Fernseher hindeuteten. Offenbar war Lieber ins Wohnzimmer gegangen, denn im Schlafzimmer hatte Juli kein Gerät gesehen.
    Ein Knarren der Dielen unter dem dicken Teppich verriet, dass Lieber wieder zurück war. Die Schritte kamen näher.
    Jetzt ging die Tür des Bades auf.
    Juli atmete flach durch den Mund. Sie sah Lieber im Profil. Er trug Boxershorts und ein weißes T-Shirt. In der rechten Hand hielt er eine Tageszeitung. Mit langsamen Schritten ging er zur Toilette. Juli machte einen Schritt nach vorn, eine Bewegung, die Lieber aus den Augenwinkeln wahrnahm. Ruckartig drehte er den Kopf. Seine Augen weiteten sich in Entsetzen. Für jede weitere Reaktion war es indes zu spät, denn Juli hatte das

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