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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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könnte etwas gesehen haben«, beharrte Schilling. Er sah seine Notizen durch. »Der Arzt meinte, dass er mindestens schon zwölf Stunden tot ist. Welchen Grund hatte die Täterin, ihn so lange zu verstecken?«
    »Offenbar, damit sie Kerstin Gruber noch töten konnte, bevor wir hier alles auf den Kopf stellen«, vermutete Mast. »Wir müssen die Vergangenheit aller drei Opfer unter die Lupe nehmen. Und jeden Schritt rekonstruieren, den sie hier in Binz gemacht haben. Es muss eine Verbindung geben.«
    »Hoffentlich«, murmelte Manja. »Wenn sie nämlich völlig willkürlich ausgewählt worden sind, zum Beispiel, weil es doch um eine Erpressung des Windwood geht oder weil wir es mit einem Psychopathen zu tun haben, der sich für ein Zimmer ohne Meerblick rächen will, dann …«
    »Was dann?«, fragten Mast und Schilling beinahe synchron.
    »Dann spricht nichts dafür, dass es bei diesen drei Toten bleibt, oder?«

39
    Juli brauchte etwas mehr als fünfzig Minuten bis nach Stralsund. Bevor sie den RAV4 bei Avis abgab, wischte sie alle glatten Flächen sorgfältig mit einem Tuch ab. Zwar hatte sie den Wagen nie ohne Handschuhe gefahren, aber sicher war sicher. Ehe sie ausstieg, sah sie sich ein letztes Mal um, um sich zu vergewissern, dass sie nichts vergessen hatte.
    Auf dem Weg nach Stralsund hatte sie sich umgezogen. Jetzt trug sie anstelle des schwarzen Stretchanzuges und der Bade­ schlappen einen dünnen Wollmantel und einen knielangen Rock zu dunkelbraunen Stiefeln. Fliegermütze und Sonnenbrille sorgten dafür, dass ihr Gesicht wieder weitgehend verdeckt war. Die Haare hingegen lugten unter der Mütze hervor. Wenn die Ermittler irgendwann bei der Autovermietung auftauchten, bekamen sie eine Beschreibung, die mit den Fotos aus der Tiefgarage übereinstimmte. Mit anderen Worten, sie erfuhren nichts, was sie nicht schon wussten, und würden noch verbissener nach einer Frau mit langen schwarzen Locken suchen.
    Zufrieden verließ Juli das Avis-Büro, ihren Rucksack über der Schulter. Der Peugeot stand knapp vierzig Fußminuten entfernt in einem Neubaugebiet. Sie wählte einen kleinen Umweg, um zu nächst zum Tierpark zu laufen, löste eine Tageskarte für fünf Euro und ging hinein. Am Gehege der afrikanischen Zwergziegen lief sie einen Bogen, blieb dann unvermittelt stehen und sah sich um.
    Alles wirkte unverdächtig. Es gab keinen Hinweis auf einen Verfolger oder darauf, dass sie beobachtet wurde. Sie ging zur Toilette, um sich erneut umzuziehen. Der Mantel verschwand zusammengerollt in ihrem Rucksack, die Fliegermütze folgte und auch der Rock. Stattdessen zog sie Jeans und einen dicken Wollpullover an, dazu eine andere Perücke, diesmal eine mit halb­ langen blonden Haaren. Keine Mütze. So verwandelt verließ sie den Tierpark.
    Eine Verbindung zwischen der schwarzhaarigen Mieterin des Toyotas und der attraktiven Blondine, die auf der Lion-Feuchtwanger-Straße in einen silbernen Peugeot stieg, würde nicht her­zustellen sein.
    Juli nahm Kurs auf Binz, hielt aber unterwegs noch am Bahnhof an, um Rückers Klemmhefter in einem Schließfach zu deponieren. Vielleicht ließ sich in dieser Sache ja wirklich noch etwas Geld verdienen. Denn der Job in Binz würde ihr nichts einbringen, so viel stand fest. Umso vielversprechender waren Rückers Unterlagen. Allerdings hatte Juli keine Lust, der Polizei im Fall einer Kontrolle erklären zu müssen, wie diese Dokumente in ihren Besitz gelangt waren. Auch die schwarze Perücke, das USB-Kabel und sämtliche Kleidungsstücke, die sie im Windwood und danach benutzt hatte, durften natürlich nicht bei ihr gefunden werden. Sie ließ sie in verschiedenen Mülltonnen verschwinden. Rückers Schlüsselkarte zerbrach sie in kleine Einzelteile und warf sie in einen Papierkorb.
    Kurz nach zwei erreichte sie ohne Zwischenfälle das Strandhaus. Sie stellte den Peugeot in den Carport und ging ins Haus.
    »Simon?« rief sie.
    Niemand antwortete.
    Auf dem Esstisch stand ein großer Strauß roter Rosen. In der Kü­ che fand sie den Kassenbeleg eines Feinkostgeschäfts, auf dem eine Flasche Champagner und diverse Antipasti ausgewiesen waren. Juli warf einen Blick in den Kühlschrank. Im obersten Fach sah sie eingelegte Oliven und Auberginen, gefüllte Weinblätter und Garnelensalat in Knoblauchsauce. Unten lag der Champa­gner.
    Juli lächelte. Offenbar hatte Simon eine Art Wiedersehensfeier geplant. Aber von ihm selbst fehlte jede Spur. Vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen, ging sie

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