Der Pakt - Rügen Thriller
Zeit der Diskretion und der Rücksichtnahme war vorbei.
Im Konferenzraum wurden Trennwände aufgestellt und Hotel gäste wie am Fließband befragt. Es dauerte nicht lange, ehe die ers ten Journalisten und Kamerateams eintrafen. Nur von grimmigen Wachleuten konnten sie am Betreten des Windwood gehindert werden.
»Es ist eine Frau!« Frank Schilling stürmte in das Büro des Hotel direktors, in dem die Ermittler eine Art Kommandozentrale errichtet hatten. In seinem Schlepptau folgte Andreas Stein, ein durchtrainiert wirkender Kriminalkommissar aus Stralsund, der sich bei Schilling persönlich für die SoKo beworben hatte und ihm jetzt assistierte. Stein trug Jeans und ein Jackett mit Schottenkaro. In seinen Haaren glänzte ziemlich viel Gel. Er war ein ehrgeiziger junger Mann, dem es sichtlich gefiel, zum Zentrum der Macht zu gehören.
Schilling pfefferte ein grobkörniges Foto auf den Tisch, einen Kamera-Screenshot. Es zeigte die Tiefgarage und das Profil einer schlanken, schwarzhaarigen Frau in einem dunklen Stretchanzug. Ihr Gesicht wurde von den lockigen Haaren und der Sonnenbrille fast vollständig verdeckt. »Sie hat diesen Rücker aus dem Auto gezogen.«
Günter Mast und Manja sahen sich das Bild an. »Haben wir kein besseres?«, fragte der Oberstaatsanwalt. »Eines, auf dem man mehr vom Gesicht erkennt?«
Schilling schüttelte den Kopf. »Sieht nicht gut aus. Das Miststück wusste offenbar genau, wo sich die Kameras befinden. Das hier ist die einzige Profilaufnahme.«
»Was sagen die Securityleute?«, fragte Manja. »Haben sie die Frau schon einmal gesehen? Handelt es sich um einen Hotelgast?«
Stein meldete sich zu Wort. »Das überprüfen wir gerade. Bislang haben wir nichts, was uns weiterhilft.« Er bedachte Manja mit einem langen Blick, der von ihrem Gesicht über den blauen Pullover bis zu den Beinen und wieder zurück wanderte.
Mast setzte sich auf die Tischkante und rieb sich müde die Augen. »Okay, mal sehen, ob ich das verstehe. Wir haben also einen russischen Bundesrichter, der erstochen wird. Dann diesen Tino Rücker, der zwei Kugeln in die Brust bekommt.«
»Aber vermutlich nicht im Windwood«, warf Schilling ein.
»Nein. Doch er war ein Gast des Hotels und wurde auch hier gefunden. Und als Drittes haben wir die Frau eines Bundestagsabgeordneten, die unten im Spa erdrosselt wird. Gibt es irgendeinen Hinweis auf eine Verbindung zwischen den drei Opfern?«
»Alle drei trugen schwarze Augenbinden, die auf den ersten Blick aus derselben Quelle stammen.« Schilling ging zum Tisch in der Sitzecke und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Dann griff er nach einem der belegten Brötchen, die der Direktor den Ermittlern hatte bringen lassen. »Einen Nachahmungstäter können wir also vorläufig ausschließen.«
»Gut. Wir gehen folglich von einem Täter aus. Beziehungs weise«, Mast deutete auf das Foto, »einer Täterin. Oder einer Tätergruppe, die aber für alle drei Morde verantwortlich ist. Der einzige gemeinsame Nenner bei allen drei Opfern ist bis lang, dass sie Gäste des Windwood waren. Löst sich unser Tat verdächtiger, dieser Werft-Typ, etwa gerade in Luft auf, noch ehe er offiziell ein Beschuldigter war? Ich sehe nicht, dass dieser Rücker und die Frau irgendetwas mit der Soran-Werft zu tun haben.«
»Vielleicht hat der Täter es ja auf das Hotel abgesehen«, sagte Manja. »Eine Erpressung zum Beispiel.«
Mast schüttelte den Kopf. »Nilius hat nichts davon gesagt.«
»Womöglich hat er es verschwiegen.« Das war wieder Stein, der bei Manja offenbar Sympathiepunkte sammeln wollte. »Vielleicht gab es eine Forderung, und er wollte nicht zahlen.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.« Mast schüttelte skeptisch den Kopf. »Die weiteren Morde wären doch gar nicht nötig. Der Täter müsste seine Forderung nur öffentlich machen. Der Schaden für das Windwood wäre enorm. Nein, die könnten es sich gar nicht leisten, eine Erpressung einfach zu ignorieren.«
»Kirijenko ist mit Abstand das hochrangigste Opfer.« Schilling lief kauend vor der Fensterfront hin und her. »Und er war der Erste, der umgebracht wurde. Gehen wir doch einmal weiter davon aus, dass die Täterin es in erster Linie auf ihn abgesehen hatte. Damit ist Bykow als Auftraggeber nach wie vor im Spiel. Haben die anderen Opfer vielleicht etwas gesehen, was sie nicht sehen sollten?«
»Kerstin Gruber ist erst vier Tage nach dem Mord angereist«, sagte Manja zwischen zwei Schlucken Kaffee.
»Aber dieser Rücker
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