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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Stornierungen. Das Weihnachtsgeschäft konnte Nilius wohl vergessen.
    Manja kaufte die Ostsee-Zeitung, die FAZ und zwei Boulevard­ blätter und kehrte in den Frühstückssaal zurück. Dort suchte sie sich einen freien Tisch am Fenster aus und bestellte Kaffee. Am Büf­ fet goss sie sich ein Glas Möhrensaft ein und belud einen Teller mit Brötchen, Butter und diversen Käsescheiben. Trotz des heißen Kaffees fröstelte Manja. Sie hoffte, sich nicht bereits in ihren ersten Tagen in Deutschland eine Erkältung eingefangen zu haben.
    Gestern waren die Aufgaben für den heutigen Tag verteilt worden. Manja sollte Axel Gruber aufsuchen, den Ehemann des dritten Opfers, und anschließend mit Kerstins Schwester Nora sprechen, die gestern nach Stralsund zurückgekehrt war. Derweil wollten Mast und Schilling nach Warnemünde fahren, um die Bosse der Soran-Werft zu vernehmen. Mast hatte am Abend noch herumtelefoniert und einen Ermittlungsrichter aufgetrieben, der ihm einen Durchsuchungsbeschluss für die Werft unterschrieben hatte.
    Während Mast und Schilling dem Devin-Prospekt in Kirijenkos Kalender keine Bedeutung beimaßen, glaubte Manja nicht so recht an einen Zusammenhang zwischen der Tat in Primorje und den Morden in Binz. Russische Auftragsmörder interessierte es in der Regel nicht, ob sie beobachtet wurden. Der Gouverneur der Goldregion Magadan war in Moskau auf offener Straße erschossen worden, mitten auf dem berühmten Nowy Arbat. Eine Überwachungskamera hatte das Geschehen aufgezeichnet. Trotzdem war der Täter nie gefasst worden. In St. Petersburg war ein Killer seelenruhig in ein Restaurant marschiert, um einem Stadtrat ein Messer in die Brust zu stechen. Demgegenüber war Kirijenkos Mör­der mit größter Diskretion vorgegangen. Und wenn die Tat irgendwie mit der Soran-Werft in Verbindung stand, wie kamen dann Tino Rücker und Kerstin Gruber ins Spiel? Manja schüttelte unmerklich den Kopf. Es passte einfach nicht. Zwischen den drei Opfern musste eine Verbindung bestehen. Aber welche?
    Nach Sunnys Aussage hätte Wladimir Kirijenko am Abend eine Verabredung in Stralsund gehabt. Ihr Gespür sagte ihr, dass sie herausfinden mussten, wo und mit wem. Sie hatte gelernt, auf derartige Eingebungen zu hören. Deshalb war es ihr ganz recht, dass ihr Weg heute in die Hansestadt führte.

41
    Juli steuerte den Peugeot durch den Morgenverkehr. Zum dritten Mal innerhalb von drei Tagen war sie auf dem Weg zum Festland.
    Simon hatte sie einen Zettel hinterlassen.
    Mein Chef hat sich gemeldet. Eiliger Auftrag in Stralsund.
    Bin am Nachmittag zurück.
    Alles Liebe, Juli
    Vielleicht lag Simon sogar noch im Bett, wenn sie wiederkam. Er war nicht gerade ein Frühaufsteher. In der letzten Nacht hatte sie festgestellt, dass er auf eine fast schon gespenstische Weise schlief. Nicht wie sie, oberflächlich, beinahe misstrauisch. Sondern tief und in irritierender Arglosigkeit. Wie ein kleiner Junge, für den das Leben noch ein Füllhorn voller Freuden war und der nichts, aber auch gar nichts Böses kannte. Es kam selten vor, dass Juli in Gegenwart eines anderen Menschen überhaupt Schlaf fand. Als sie Simon beobachtet hatte, hatte sie ihn um das Vertrauen beneidet, das er der Welt entgegenbrachte. Ein Vertrauen, das sie, wie sie wusste, nie wieder empfinden konnte. Sie fragte sich, ob sie es jemals empfunden hatte.
    Wenigstens als Kind? Boule de billard . Sie schüttelte sich.
    Auf der B 96 in Richtung Stralsund war deutlich mehr los als am Wochenende, aber sie kam dennoch gut voran. Sie rechnete auch nicht mit Straßensperren. Zwanzig Stunden nach einem Mord machte das keinen Sinn mehr.
    Axel Gruber wohnte in einer verklinkerten Villa in der Knieper Vorstadt, etwa fünfzehn Fußminuten vom Stadtzentrum entfernt. Zwei Straßen weiter befand sich ein ehemaliger Friedhof, eine weit­ läufige parkähnliche Anlage mit dichtem Baumbestand und wu chernden Sträuchern. Gruber hatte Juli gestern Abend in einem ano­ nymen E-Mail-Account, den sie gemeinsam nutzten, die Nach richt hinterlassen, hier gegen acht Uhr dreißig auf ihn zu warten.
    Normalerweise traf Juli ihre Klienten nicht. Und sie ließ sich schon gar nicht vorschreiben, wann und wo sie auf jemanden zu war­ten hatte. Aber dieser Fall hier war kein gewöhnlicher. Gruber hatte bereits vor dem Auftrag auf einer persönlichen Begegnung bestanden, in einem McDonald‘s auf der A 24.
    »Wenn Sie mein Gesicht sehen, muss ich Sie anschließend tö ten«, hatte Juli am Telefon gesagt.

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