Der Pakt - Rügen Thriller
Thermalaußenbecken mit Blick auf die Küste und ein Golfplatz entstehen. Die Eröffnung der Anlage war für den kommenden Sommer geplant.
Die Geschäftsführer von DRM hießen Hans Bartel und Viktor Reznik. Beide Namen sagten Manja nichts. Bartel hielt einund fünfzig Prozent an dem Unternehmen, der Rest befand sich im Besitz einer Fondsgesellschaft. Reznik besaß keine Anteile. Dem Porträt eines Online-Wirtschaftsportals zufolge stammte er aus Moskau und war etwa ein Jahr nach Gründung des Unternehmens auf Bartels Initiative als zweiter Geschäftsführer zu DRM gekommen. Ein Foto zeigte die beiden bei einer Pressekonferenz. Reznik war die einzige Verbindung nach Russland, die Manja entdecken konnte. Sie gab bei Google »DRM« und »Kirijenko« ein und »Reznik« und »Kirijenko«. Dann »Saxonia Resort« und »Bartel«. Nichts. Sie durchsuchte die Archive zweier russischer Tageszeitungen nach Hinweisen auf ein Verfahren am Obersten Gericht in Moskau, das Bartel oder Reznik möglicherweise mit dem Richter in Verbindung gebracht hätte. Ohne Ergebnis. Vielleicht hatte Kirijenko die Leute von DRM ja bei einem seiner regelmäßigen Urlaube an der Ostsee kennengelernt. Aber selbst wenn, hieß das noch nicht, dass es zu irgendeiner geschäftlichen Beziehung gekommen war oder dass DRM gar etwas mit seinem Tod zu tun hatte.
Mit gerunzelter Stirn schloss Manja die Browserfenster.
So kam sie hier nicht weiter. Es half alles nichts, sie würde sich in ihre alte Akte vertiefen müssen.
37
Juli hielt die Luft an, als sie ihre Hände mit dem Kabel hob.
In ihrer Branche gab es Leute, die Aufträge gegen Frauen nicht annahmen. Prinzipiell nicht. So wie manche Anwälte die Verteidigung von Kinderschändern ablehnten. Oder einige Personenschützer nicht für Drogenhändler arbeiteten. Es war gewissermaßen die letzte Bastion. Das Minimum eines ohnehin nur schwach entwickelten Moralkodexes. Eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass da oben doch einer saß und zuschaute.
Auch Juli hatte ein paar Regeln.
Nicht gegen Frauen zu arbeiten, gehörte nicht dazu. Schon früh zeitig hatte sie erfahren müssen, dass Frauen genauso grausam und rücksichtslos sein konnten wie Männer. Sie sah keinen Grund, einen Unterschied zu machen. Zwar wusste sie nicht, worin genau das Vergehen Kerstin Grubers bestand, weshalb ihr Mann sie lieber in der Welt der Toten sah als in der hiesigen. Aber das interessierte sie auch nicht. Sie fragte nicht nach Schuld und nicht nach Gründen. Sie vollstreckte lediglich Urteile, die andere gefällt hatten.
Als Grubers Frau jetzt unmittelbar vor ihr stand, ging alles sehr schnell. Juli schlang das Kabel um ihren Hals, überkreuzte die Hände und zog mit aller Kraft. Kerstins Arme ruderten durch die Luft, versuchten, nach etwas zu greifen, sich festzuhalten. Doch das dünne Kabel unterbrach nahezu schlagartig die Blutzufuhr zum Kopf. Ihr Hirn kollabierte. Statt eines lauten Schreis war nur ein ersticktes Gurgeln zu hören, das jedoch von der sprudelnden Dusche übertönt wurde. Schon bald wurden Kerstins Bewegungen schlaffer, bis sie schließlich ganz aufhörten.
Juli trat nach hinten, zog den Körper mit sich und ließ ihn nach unten sinken, als sie überzeugt war, dass Kerstin es hinter sich hatte. Ein kurzer Blick über die Schulter. Niemand war zu sehen. Sie lugte um die Ecke des Duschbereichs. Nichts. Die beiden Teen ager saßen offensichtlich noch im Dampfbad und tauschten Neuig keiten aus. Blitzschnell zog Juli das dünne schwarze Seidentuch aus der Bademanteltasche und legte es Kerstin um die Augen. Sie verknotete es eilig am Hinterkopf und erhob sich. Das Kabel steckte sie in die Tasche.
Sie schlich zurück zum Dampfbad, wandte im Vorbeigehen erneut ihr Gesicht ab und schnappte sich ihre Plastiktüte. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass ihr aus Richtung der Behandlungsräume eine weiß gekleidete Spa-Angestellte entgegenkam. Instinktiv steuerte Juli nach links, zur Toilette, und drückte die Tür auf, wobei sie darauf achtete, der Frau ihren schwarz gelockten Hinterkopf zuzuwenden.
»Frau Gruber?«, hörte Juli die Frau sagen. »Kerstin Gruber?«
Kopfschüttelnd gab Juli einen verneinenden Laut von sich, ohne sich dabei umzudrehen, und verschwand in der Toilette. Unschlüssig schaute die Frau in Richtung der Duschen, von wo noch immer das Prasseln des Wassers zu hören war. Durch den Türspalt sah Juli, dass die Angestellte ihre Aufmerksamkeit nun auf das Dampfbad richtete. »Frau
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