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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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dran.«
    »Ach ja?«
    »Rund dreihundert britische Bomber.«
    »Guter Gott!«
    »Ich habe Angst vor dem, was auf uns zukommt, Ribbentrop.
    Das sage ich Ihnen ganz offen. Deshalb müssen wir alles daransetzen, dass unsere diplomatischen Bemühungen zum Erfolg führen. Es ist unumgänglich, dass wir Frieden mit den Alliierten schließen, ehe sie nächstes Jahr eine zweite Front eröffnen.« Himmler zündete seine Zigarre wieder an und paffte bedächtig, bis sie richtig angeraucht war. »Hoffen wir, dass sich die Amerikaner doch noch überreden lassen, von diesem Irrsinn mit der bedingungslosen Kapitulation abzurücken.«
    »Ich finde trotzdem, Sie hätten es dem Außenministerium überlassen sollen, mit diesem Hewitt zu reden. Schließlich habe ich in Amerika gelebt.«
    »Ach, kommen Sie, Ribbentrop, das war doch Kanada, oder?«
    »Nein. Auch New York. Ein, zwei Monate jedenfalls.«
    Himmler schwieg und studierte diplomatisch das brennende Ende seiner Zigarre.
    Ribbentrop strich sich das graublonde Haar glatt und versuchte, das Muskelzucken in seiner rechten Wange unter Kontrolle zu bekommen, weil es nur zu deutlich seinen Zorn auf den Reichsführer-SS verriet. Dass Himmler statt seiner Dr. Felix Kersten nach Stockholm geschickt hatte, um dort Geheimverhandlungen mit Roosevelts Sondergesandtem zu führen, machte dem Außenminister zu schaffen.
    »Sie sehen doch wohl selbst, wie lächerlich es ist«, insistierte Ribbentrop, »dass ich als erfahrener Diplomat einfach ausgebootet werde, von – von Ihrem Chiropraktiker.«
    »Nicht nur meinem. Ich meine mich zu erinnern, dass er Sie ebenfalls behandelt hat, Ribbentrop. Mit Erfolg, wie ich 35

    hinzufügen möchte. Aber es hat zwei Gründe, dass ich Kersten gebeten habe, nach Stockholm zu fahren. Zum einen ist er selbst Skandinavier und kann sich dort bewegen. Im Unterschied zu Ihnen.
    Und zum anderen, na ja, Sie kennen ja Kersten und wissen, wie talentiert er ist und wie überzeugend er sein kann. Ich glaube, man, kann seine Wirkung auf Menschen getrost als magnetisch bezeichnen. Es ist ihm sogar gelungen, diesen Abram Hewitt dazu zu bringen, seine Rückenschmerzen von ihm behandeln zu lassen, was natürlich einen äußerst nützlichen Deckmantel für ihre Gespräche abgibt.« Himmler schüttelte den Kopf. »Ich muss gestehen, ich habe es nicht für möglich gehalten, dass Kersten unter diesen Umständen tatsächlich irgendeinen Einfluss auf Hewitt erlangen könnte. Aber bislang waren meine Befürchtungen unbegründet.«
    »Abram? Ist er Jude?«
    »Ich weiß nicht genau. Aber wahrscheinlich schon.« Himmler zuckte die Achseln. »Aber das darf keine Rolle spielen.«
    »Sie haben mit Kersten gesprochen?«
    »Heute Abend, telefonisch, vor meiner Abreise aus Berlin.
    Hewitt hat Kersten erklärt, er halte die Aufnahme von Verhandlungen erst dann für möglich, wenn wir etwas unternommen hätten, um Hitler aus dem Weg zu räumen.«
    Nachdem das Unaussprechliche ausgesprochen war, verstummten sie beide.
    Schließlich sagte Ribbentrop: »Die Russen sind da längst nicht so engstirnig. Wie Sie wissen, habe ich Madame de Kollontay, die russische Botschafterin in Schweden, verschiedentlich getroffen. Sie sagt, Marschall Stalin sei schockiert, dass Roosevelt die bedingungslose Kapitulation Deutschlands gefordert habe, ohne ihn auch nur zu konsultieren. Die Sowjetunion besteht letztlich nur auf der Wiederherstellung 36

    ihrer Grenzen von vor 1940 und einer angemessenen finanziellen Entschädigung für ihre Verluste.«
    »Geld«, stieß Himmler verächtlich hervor. »Versteht sich, dass das das Einzige ist, was diese Kommunisten interessiert. Stalin will doch nur, dass die russischen Fabriken auf deutsche Kosten wiederaufgebaut werden. Und natürlich, dass ihm Osteuropa auf dem Silbertablett dargeboten wird. Ja, bei Gott, die Alliierten werden bald merken, dass wir das Einzige sind, was zwischen ihnen und dem Iwan steht.
    Sie wissen ja, ich habe eigene Untersuchungen über die Russen angestellt«, fuhr Himmler fort, »und meiner vorsichtigen Schätzung nach hat die Rote Armee in diesem Krieg bislang über zwei Millionen Tote, Gefangene und Versehrte zu verzeichnen. Das ist auch etwas, worüber ich in Posen sprechen werde. Ich gehe davon aus, dass sie im Zuge ihrer Winteroffensive noch einmal mindestens zwei Millionen Mann opfern werden. Schon jetzt meldet die SS-Division ›Das Reich‹, dass die gegnerischen Divisionen ganze Kompanien von vierzehnjährigen Knaben umfassen. Ich sage

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