Der Pakt
Ich saß da, die Hände gefaltet und die Ellbogen auf Pawlikowskis Bett gestützt. Wer mich nicht kannte, hätte wahrscheinlich geglaubt, dass ich für ihn betete. Und in gewisser Weise tat ich das auch.
Ich betete, dass John Pawlikowski aufwachen und mir sagen möge, für wen er gearbeitet hatte. Bisher schien ich das einzige Mitglied der amerikanischen Delegation zu sein, das sich fragte, was das für ein deutscher Agent war, der Adolf Hitler töten wollte. Ich hatte da schon die eine oder andere Idee. Aber ich war müde. Es war ein langer, strapaziöser Tag gewesen, gefolgt von einem alkoholschweren Abend, und nach zehn, fünfzehn Minuten schlief ich ein.
Ich schrak verkatert hoch, als eine amerikanische Militärpolizeisirene heranjaulte. Irgendein Notfall. Gleich darauf hörte ich mehrere Wagen draußen vor dem Krankenhaus halten.
Dann flog die Tür auf, und Roosevelt wurde auf einer Trage hereingerollt, umringt von Mike Reilly, den Agenten Rauff und Qualter, seinem Leibarzt, Admiral McIntyre, und seinem Kammerdiener Arthur Prettyman. Ihnen folgte ein Schwarm medizinisches Personal, das Roosevelt rasch auf ein Bett hinüber hob und ihn zu untersuchen begann.
Mein Kopf war jetzt klarer. Ich ging nachsehen, was da los war.
Der Präsident sah gar nicht gut aus; sein Hemd war durchgeschwitzt, sein Gesicht totenbleich, und in Abständen wand er sich vor Schmerzen. Dr. Kaplan nahm Roosevelt den Kneifer ab und gab ihn Reilly. Er richtete sich auf und musterte das Gedränge um Roosevelt mit unverhohlener Missbilligung.
»Würden bitte alle, die nicht zum medizinischen Personal 537
gehören, zurücktreten? Lassen Sie dem Präsidenten doch ein wenig Luft.«
Reilly trat zurück und prallte gegen mich. Er drehte sich um.
»Was ist denn passiert?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf und sagte achselzuckend: »Der Boss hat ein Essen für Stalin und Churchill gegeben. Steak und Backkartoffeln, zubereitet von den Filipino-Stewards, die er mitgebracht hat. Es ging ihm gut, er sprach über den Zugang zur Ostsee oder so was, und im nächsten Moment war er plötzlich weiß wie die Wand. Wenn er nicht im Rollstuhl gesessen hätte, wäre er sicher umgekippt. Na, jedenfalls, wir haben ihn da rausgerollt, und dann hat McIntyre beschlossen, ihn hierher zu bringen. Nur für den Fall –«
Roosevelt wand sich wieder vor Schmerzen und hielt sich den Magen.
»Nur für den Fall, dass er vergiftet worden ist«, fuhr Reilly fort.
»Nach heute Vormittag ist wohl alles möglich.«
»Der Boss hat die Cocktails selbst gemixt«, wandte Reilly ein.
»Martinis. Wie immer. Sie wissen ja, zu viel Gin, zu viel Eis.
Sonst hat er nichts getrunken. Churchill hat auch einen oder zwei getrunken und ist wohlauf. Aber Stalin hat seinen nicht angerührt. Zu kalt für den Magen, hat er gesagt.«
»Sehr vernünftig. Ist es auch.«
»Kam mir nur irgendwie komisch vor. Ich dachte – ach, ich weiß auch nicht.«
»Entweder Stalin mag das Zeug einfach nicht, oder er hat jetzt selbst Angst, vergiftet zu werden«, sagte ich, »und trinkt deshalb nichts, was nicht von jemand zubereitet worden ist, den er kennt.«
Reilly nickte.
»Andererseits …« Ich zögerte.
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»Heraus damit, Professor.«
»Ich bin für so was kein Experte. Aber es könnte doch sein, dass der Präsident, weil er im Rollstuhl sitzt, einen verlangsamten Stoffwechsel hat. Mike, vielleicht hat er ja heute Vormittag doch mehr von dem vergifteten Wasser getrunken, als wir dachten. Es könnte doch eine verzögerte Reaktion sein.« Ich sah auf die Uhr.
»Es kann doch einfach zehn Stunden gedauert haben, bis das Gift bei ihm wirkt. Was sagt denn McIntyre?«
»Auf die Idee ist er, glaube ich, noch gar nicht gekommen. Er meint, es sei eine Verdauungsstörung. Oder irgendeine Art Anfall. Der Boss steht im Moment schließlich unter enormem Stress. Ich habe ihn noch nie so deprimiert gesehen wie heute Mittag, nachdem sich Sie-wissen-schon-wer davongemacht hatte. Aber dann hat er sich für die Sitzung der Großen Drei am Nachmittag wieder aufgerappelt. Als ob nichts gewesen wäre, können Sie sich so was vorstellen?« Reilly schüttelte den Kopf.
»Sie sollten es jemandem sagen, das, was Sie mir gerade gesagt haben. Einem von den Ärzten.«
»Nein, Mike, nicht ich. Wenn ich Feuer schreie, haben die Leute die unangenehme Angewohnheit, mich für den Brandstifter zu halten. Außerdem würde das nur etwas nützen, wenn wir wüssten, um welches Gift es sich da gehandelt hat.«
Ich
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