Der Paladin
und band ihn ordentlich fest, und Taizu tat es ihm nach.
»Zur Brücke«, erinnerte er sie schroff. Er zog sein Schwert und ließ Jiro gemächlich vorwärtsgehen, die Stute an seiner Seite.
Die Klinge von Taizus Schwert wurde rasselnd aus der Scheide gezogen.
»Los geht's, Mädchen!«
Schneller jetzt, in gestrecktem Galopp, die ganze Nacht verengte sich auf den schmalen Ausblick durch die Vorderseite seines Helms: Feuer, Rauchwolken, eine hell leuchtende brennende Scheune, der dunkle Umriß eines verlassenen Wagens... Während sie an der linken Straßenseite entlangritten, warf er einen Blick nach rechts und konnte ihn aus dieser Richtung deutlich erkennen.
»Meister Shoka!«
Vor ihnen waren Reiter. Kaltblütig schätzte er ihr Tempo ab, das ihrer Pferde und das Jiros. Und das Taizus. »
Haii!
« schrie er und versetzte Jiro einen Tritt, der dem alten Burschen wohlbekannt war. Jiro machte einen Satz nach vorn, und Shoka hieb wild um sich, warf einen, zwei, drei Männer aus dem Sattel, ehe einer an ihm vorbeikam.
Nicht weit. Er hörte Taizu schreien.
Vier, fünf, dann hatte Taizu ihn eingeholt, und sie brachen zum Flußufer durch.
Es gab keine Boote dort, abgesehen von einem, das brannte und dessen Feuerschein aufs Wasser fiel: in seinem Licht konnten sie die vor ihnen liegende Straße erkennen.
Und einen Trupp Fußsoldaten, der eine Barrikade bewachte.
Er ließ Jiro scharf nach rechts schwenken, begleitet von einem Warnschrei: er hatte die Bogen nicht
gesehen
, doch er
wußte
, daß sie da waren – er riß Taizu mit sich, als sie gerade die Stute herumlenkte; und sie ritten weiter die unbefestigte Straße entlang, vorbei an brennenden Häusern.
Vier Reiter vor ihnen. Er gab Jiro abermals die Hakken und schrie Taizu zu: »
Wir brechen durch! Bleib bei mir!
«
Er warf zwei Männer aus dem Sattel, ohne merklich langsamer zu werden. Er schwenkte zu einem dritten herum und entfernte ihn von Taizus Rücken. »Nimm die Pferde!« brüllte er und drängte ein reiterloses Pferd gegen die Wand, doch das Pferd und Jiro kamen sich gegenseitig in die Quere, ein Zusammenstoß mit gebleckten Zähnen, der sie wertvolle Zeit kosten würde. Er ließ es stehen. »
Vergiß es!
« schrie er Taizu zu. »
Nichts wie weg!
«
Sie hatte sich ein Pferd geschnappt. Bei dem Versuch, es festzuhalten, wurde sie beinahe aus dem Sattel geworfen, das Tier sträubte sich heftig und riß sich los.
»Macht nichts!« schrie er ihr zu, und die Stute machte einen Satz nach vorn, als Jiro an ihr vorbeischoß.
»Wohin reiten wir?« schrie Taizu. »Wohin reiten wir?«
»Wenn ich das wüßte!« brüllte er zurück. »Über die Brücke schaffen wir's nicht. Weg von hier!«
Vor ihnen standen Wagen auf der finsteren Straße. Als sie näher kamen, liefen Menschen davon weg. Ein Wagen wurde von Soldaten geplündert.
»Bleib mit dem verdammten Pferd zurück«, sagte Shoka zu Taizu und ritt den Soldaten allein entgegen.
»Was macht ihr da?« fragte er sie.
Und tötete sie beide.
Als Taizu ihn einholte, erwartete er sie leidlich ruhig, ein wenig benommen, mit den Gedanken bei den Bogenschützen auf der Brücke, der zerstörten Stadt.
»Wir können nach Westen gehen«, sagte er. »Am Yan entlang. Richtung Dai, bis nach Muigan und dann den Fluß nach Süden überqueren.«
»Einverstanden«, sagte sie mit dünner Stimme. Und dann krächzte sie: »Es tut mir leid wegen dem Pferd. Tut mir wirklich leid. Ich konnte es nicht festhalten.«
»Das war nicht deine Schuld«, sagte er, ganz ruhig, ganz vernünftig. »Es war meine. Den besten Dienst erweisen wir diesen Leuten, wenn wir Hoishi möglichst weit hinter uns lassen. Und zwar möglichst auffällig.«
Einen Moment lang schwieg sie. Ihr Gesicht war eingerahmt von den metallenen Wangenplatten des Helms, der den fernen Feuerschein reflektierte.
Kein Protest, keine Widerrede. Nur dieser ernste, großäugige Blick. Und ein Schniefen und ein diskretes Schneuzen.
»Wahrscheinlich ist es gar nicht so schlecht, wenn du das Pferd behältst«, sagte er. »Wir erregen möglichst viel Aufsehen. Wir versuchen hier rauszukommen. Ich gehe nicht wieder nach Mon zurück. Wir reiten geradewegs zur Grenze, und dann drüber.« Er lenkte Jiros Kopf zur Straße, setzte ihn in Bewegung. »Wir schonen die Pferde für den Augenblick, in dem wir flüchten müssen. Und das wird uns nicht erspart bleiben.«
Es waren keine Soldaten mehr auf der Straße, nur Bauern aus Ygotai und weiß der Himmel woher noch – Menschen,
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