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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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gehen.«
    Was sie auch tat – stets tat sie es im falschen Moment. Noch einmal dachte er: stets war es das richtige Versprechen zum falschen Zeitpunkt.
    Zur Hölle
mit der Ehre und
zur Hölle
mit dem Stolz, der aus Menschen Narren machte. Geh auf ihr Angebot ein. Führ sie über den Fluß in die Wildnis von Hoisan, such dir einen anderen Berg. Zeuge Söhne und Töchter.
    Zur Hölle
mit allem, was er sie gelehrt hatte, als er die Frau, die er liebte, dazu ermutigt hatte, den größten Wert auf Ehre, Stolz und all die Dinge zu legen, die aus Menschen Narren machten...
    Doch damit war sie schon ausgestattet gewesen, als sie zu ihm gekommen war. Und sie hatte ihn gezwungen, sie zu unterrichten. Und hatte an ihn geglaubt, trotz seiner üblen Laune am Morgen und seiner schlimmen Tage, seiner Lahmheit und all seiner Fehler...
    Sie war die Unverwundbare. Sie war jung. Das war sie.
    Und es hatte seiner Schwäche bedurft, um sie aufzuhalten und dazu zu bringen, daß sie ihn anflehte:
    Bringt Euch nicht um. Ich halte es nicht aus, Euch dabei zuzusehen. Ich werde Euch heiraten.
    Er berührte ihr Gesicht. Er sagte: »Habe ich dich das gelehrt? Nimm dich zusammen! Plane deinen Rückzug. Wenn du den Fluß überqueren und eine Weile nachdenken willst – dann können wir das tun. Aber ich sage nicht, daß du aufgeben sollst. Ich möchte nicht, daß du jemals aufgibst. Wir können für eine Weile zurückgehen. Auch das gehört zum Soldatenhandwerk. Man kundschaftet aus, man sammelt Informationen. Wir haben für einige Aufregung gesorgt, darum werde ich dir jetzt sagen, was wir tun: Wir gehen nach Hoisan zurück, wir warten, bis die Gerüchte die Hauptstadt erreicht haben, wenn es überhaupt soweit kommt; wir verbreiten – wie ich dir gesagt habe, weißt du noch? –, daß ich im Lande bin. Daß die Frau in meiner Begleitung einen Groll gegen Gitu hegt. Sollen unsere Feinde ruhig schlaflose Nächte haben. Die Zeit arbeitet für uns. Du und ich – wir können bei ihnen sein, wir können ihnen näher sein als ihre Frauen bei Nacht. So würde ich es machen.«
    Wie ich es immer schon gemacht habe. Allein die Götter wissen, ob es ihnen nicht egal ist.
    Taizu stützte den Kopf auf ihren Arm und legte sich eine Hand ins Genick.
    »Einverstanden«, sagte sie.
    In dem geschlagenen, erschöpften Ton, der so gar nicht zu ihr paßte.
     
    Der Morgen nahte mit einer leichten Feuchtigkeit in der Luft, einer herbstlichen Kühle in der Nähe des Wassers. Ein Boot fuhr vorbei. Die Stimmen der Schiffer und das Platschen von Rudern durchdrang die Stille.
    Sie lagen dicht beieinander unter den klammen Dekken, aus keinem anderen Grund, als um sich zu wärmen, und Shoka versuchte seinen Husten zu dämpfen – um Taizu nicht aufzuwecken und um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Taizu hustete jedoch ebenfalls, und es dauerte lange, ehe sie beide aufstanden und ein Frühstück bereiteten, das zu genießen ihre Kehlen zu wund waren, bis sie Futtergras schnitten und die Pferde versorgten, um sich gleich wieder in feuchte Decken zu hüllen und ihre Lage zu bedenken – wieviel Proviant sie noch hätten, wie lange sie einer Entdeckung entgehen konnten.
    Jiro und die Stute machten sich miteinander bekannt – zuviel Lärm und zuviel Widerspenstigkeit für zwei fiebernde, erschöpfte Menschen; die Stute war noch zu nahe an ihrem Zuhause, um nicht Anlaß zur Sorge zu geben, sie könnte ausreißen – abgesehen von Jiros Anziehungskraft, der weniger geneigt schien, sie zu verlassen und zu den Deichen auszubüchsen, und der Tatsache, daß die Pferde ebenso mitgenommen und erschöpft waren wie ihre Besitzer, so daß sie bereit waren, auszuruhen und sich die Bäuche vollzuschlagen, während sich ihre Besitzer in Decken kuschelten, die nicht ganz trocknen wollten, und husteten und niesten, bis ihnen die Seiten weh taten.
    »In Shangei war es das gleiche«, sagte Shoka mit dem, was ihm von seiner Stimme geblieben war, »in dem Jahr, als wir die Rebellen verjagen mußten. Es hörte einfach nicht auf zu regnen.«
    »Welche Rebellen?« fragte Taizu mit der krächzenden Stimme eines Mannes.
    »Fürst Mendi hatte einen Neffen«, sagte Shoka und versuchte ihr die Geschichte zu erzählen, doch er mußte husten und konnte erst damit aufhören, als Taizu Weidentee brühte und er etwas Warmes in die Kehle bekam.
    Er hustete beim Reden und sie ebenfalls, und meistens lief ihnen die Nase. Darum wärmten sie die Lappen auf, die sie dabeihatten, legten sie sich abwechselnd auf Brust,

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