Der Paladin
war am auffälligsten. Wenn das tatsächlich Fürst Reidis Männer waren, dann mußte es sich um eine schwarze Lilie auf weißem Grund handeln; und das Weiß reichte dafür aus.
»Taizu.«
»Ich gehe nirgendwohin, wo Ihr nicht hingeht.«
»Ruhig. Ganz ruhig.
Wessen
Söldner waren das gestern? Was meinst du?«
Eine Pause. »Ich weiß nicht.«
»Die Bauern ziehen Richtung Keido.«
Taizu überlegte kurz. »Wahrscheinlich ziehen sie in alle möglichen Richtungen. Aber wo sie es für sicher halten...«
»Ich möchte, daß du etwas für mich tust. Bleib einfach auf der Straße stehen. Ich möchte ihnen einen Waffenstillstand anbieten.«
»Nein.«
»Sei still und tu, was ich dir sage. Einer von uns. Einer von ihnen. Wenn sie etwas anderes tun, dann kehre ich gleich wieder um. Bleib einfach mitten auf der Straße stehen und warte. Hast du mich verstanden?«
»Das gefällt mir nicht. Machen wir, daß wir von der Straße wegkommen. Gütiger Himmel, da sind ja noch
mehr
...«
Hinter der Vorhut waren weitere Reihen aufgetaucht. Es handelte sich um vorrückende Kavallerie.
»Bleib hier«, sagte er. »Mach schon. Du kannst deinen Bogen spannen – für alle Fälle. Aber nicht zu auffällig.«
Sie hielt an. Er tippte Jiro mit den Hacken an, und Jiro holte tief Luft und sammelte sich. Er zügelte ihn, zog sein Schwert und legte es sich quer über den Sattel.
Dann langsame Annäherung. Er gelangte zu einer Stelle, die für beide Seiten in Schußweite der Bogen lag/hielt an und wartete.
15
Fürst Saukendar«, sagte Reidi, und sein runzliges Gesicht – das sich in all den Jahren gar nicht so sehr verändert hatte – verriet die Besorgnis, die man von einem Mann bei einer solchen Begegnung erwarten konnte. Nachdem sein Gefolgsmann ihm gemeldet hatte, um wen es sich handelte, kam er trotz seines Alters ohne Leibwache vorgeritten, während seine Gefolgsleute die Soldaten auf der Hügelkuppe rasten ließen.
»Fürst Reidi«, sagte Shoka und verneigte sich im Sattel. »Ich weiß Euer Entgegenkommen zu schätzen.«
»Euch geht es um mehr als um den Austausch bloßer Höflichkeiten, edler Herr.«
»Um freies Geleit. Um Eure Erlaubnis, unbehelligt weiterzuziehen. Vielleicht um Euren Rat.«
»Was für ein Rat sollte das sein?«
»Was geht in Hoishi vor?« Shoka ruckte mit dem Kopf in die Richtung von Ygotai. »Welcher Wahnsinn regiert im Moment in Chiyaden?«
Reidi starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
»Ich sehe, ich habe eine dumme Frage gestellt«, sagte Shoka. »Ist das meine Schuld?«
»Mir liegt ein Bericht aus Mon vor. Ein weiterer von einem Richter – hinsichtlich eines Pferdes. Unglücklicherweise bin ich nicht der einzige, der davon erfahren hat. Es spricht sich bereits herum. Die Nachricht verbreitet sich nach Norden. Die Soldaten des Regenten haben Eure Spur verfolgt. Und offenbar haben sie
mich
als Euren Verbündeten angegriffen.«
Shoka stieß den Atem aus. »Ihr wart ein guter Nachbar, Fürst. Ich wollte Euch keinen Ärger bereiten. Jetzt sieht es so aus, als hätte ich Schlimmeres angerichtet, als meine Gesellschaft Euch wert sein mag. Was ist mit den anderen Fürsten? Was ist mit Hainan und Taiyi?«
»
Was ist mit meiner Stadt,
Herr? Was ist in Ygotai passiert?«
»Jemand hat Feuer gelegt. Jemand hat zahlreiche Menschen getötet. Wer entkommen ist, befindet sich auf der Flucht. Ich weiß nicht, wer die Stadt in Brand gesteckt hat. Als ich das Feuer sah, bin ich hindurchgeritten – zusammen mit meiner Frau...«
»Frau!« Fürst Reidi blickte ihm über die Schulter, den Mund verkniffen wie eine alte Schildkröte, ein Funkeln in den Augen. »Was tut Ihr uns an?«
»Meine Frau hegt einen Groll gegen Fürst Gitu. Von Hua her. Verwandte. Ich habe mit einem ruhigeren Ritt gerechnet, nachts, über Nebenstraßen – ich wollte die Angelegenheit bereinigen, und dann nichts wie weg, ohne Hoishi Ärger zu bereiten. Bedauerlicherweise scheine ich mich geirrt zu haben. Darum bitte ich Euch nun um Rat – und ich biete Euch meine Hilfe an – wenn ich das irgendwie wiedergutmachen kann.«
»Ihr wißt nichts«, sagte Reidi und schüttelte den Kopf.
»Mein Fürst, das stimmt.« Leise und ruhig. Vernünftig, während sein Herz wie verrückt pochte und er sich am liebsten bewegt hätte. »Würdet Ihr es mir erklären?«
Reidi stützte sich auf den Sattel auf und seufzte. »Der Kaiser, Fürst Saukendar. Der Kaiser – und der Regent. Erscheint es Euch einsichtig, daß eine Regentschaft bis ins
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