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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Rücken und Hals, tranken Weidentee gegen das Fieber und den wunden Hals und blieben meistens zugedeckt, während die Boote vorbeifuhren, der Regen auf die Weidenblätter prasselte und der Wind die Bäume wiegte und das Wasser herunterschüttelte, so daß ihre Decken feucht blieben und ihre Kleider nicht trocknen wollten.
    Am dritten Tag wurde es besser. Taizu fing am Flußufer ein paar Elritzen, machte sich einen Haken und benutzte einen Teil ihrer Sattelriemen; am Abend riskierten sie ein größeres Feuer als gewöhnlich und aßen sich satt an Fisch und Reis mit wilden Kräutern. Nach dem Essen schöpfte Shoka wieder Hoffnung und sagte:
    »Ich glaube, morgen abend können wir vielleicht nach Ygotai zurückreiten.«
    Lange Zeit sagte sie nichts. Sein Herzschlag beschleunigte sich, weil er vermutete, daß sie nicht an Ygotai und den Süden dachte, sondern überlegte, ob sie sich des Nachts nach Norden absetzen und ihn, die Pferde und den ganzen Rest zurücklassen sollte.
    Doch sie sah nicht mehr wie ein Bauer aus. Sie hatte ihren Korb nicht mehr, um das Schwert zu verbergen, ihr Hemd war zu fein, ihre Figur nicht die eines Mannes; man konnte sie vielleicht für einen Bauern halten, solange sie angelnd am Ufer hockte und den Bootsleuten zuwinkte und sich in ihrer Verkleidung ganz behaglich fühlte, während er im Versteck litt...
    Jedoch nicht unterwegs, wenn man sie aus nächster Nähe sah.
    Er hatte genug Zeit zum Nachdenken. Beinahe hätte er seine Gedanken laut ausgesprochen, sie jedoch seufzte und sagte:
    »Ja. Das könnten wir tun.«
    Ihre Zustimmung war nicht so eindeutig ausgefallen, wie er es sich erhofft hatte. Er wollte sagen:
Gut, aber was ist mit dir?
Dann würde sie bloß wieder zu streiten anfangen, und wenn sie sich stritten, würde sie womöglich nach Hua gehen. Darum nickte er milde, als hätte er nie etwas anderes gedacht. »Nach Monduntergang. In Ygotai könnten wir Schwierigkeiten bekommen. Aber wenn wir erst einmal über die Brücke sind, brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Wohin sollen wir gehen?«
    Er zuckte die Achseln. »Wohin es uns gefällt. Wie ich gesagt habe: sollen sich unsere Feinde ruhig Sorgen machen.« Er hustete. Ihr Husten hatte sich noch nicht gebessert. »Hauptsache, der Ort liegt höher und ist trockener.«
    Der Fisch reichte für den nächsten Tag. Sie hatten fast keinen Reis mehr, darum teilten sie sich den Rest ein. Und am Abend dieses sonnigen, warmen Tages sattelten sie die Pferde, legten ihre Rüstungen an und banden sich das Haar hoch: »Wir müssen ja nicht unbedingt wie Straßenräuber aussehen«, meinte Shoka.
    »Es ist dunkel«, sagte Taizu. »Wir verstecken uns. Ich dachte, niemand sollte uns sehen.«
    »Wir brauchen uns auch nicht wie Straßenräuber zu
verhalten
«, sagte Shoka und ließ sie schmollend stillstehen, bis er ihr das Haar gerichtet hatte. Dann drehte er sie um und ließ sie das Kinn heben. Sie blickte ihn wütend an. Ihre Auge glitzerten.
    »Wo ist dein Mittelpunkt?« fragte er sie ruhig.
    Einen Augenblick lang schwieg sie. Es war ein gefährlicher Augenblick. Alles konnte zerbrechen.
    Sie aber sagte: »Nächstes Jahr.
Nächstes
Jahr, Meister Shoka.«
    Also kein Ehemann. »Dann bin ich also geschieden?«
    Ein langer, tiefer Atemzug. »Nein.« Ihre Stimme klang krächzend. »Ich halte meine Versprechen.
Alle.
«
    Und sie ging zum Flußufer, setzte sich hin und wartete, bis es dunkel geworden war.
    Er ging ihr nach und setzte sich auf die Steine. Kraniche flogen in der Dämmerung. Von irgendwoher kam der Geruch nach Rauch. Doch das war nichts Neues.
    Vielleicht kam er von Ygotai, vielleicht von einem Bauernhaus, das sie bloß noch nicht entdeckt hatten.
    »Wir suchen uns einen Ort in Hoisan«, sagte er, »und schlagen ein Lager auf wie die Banditen. Wir richten uns zum Überwintern ein. Wir brauchen nicht dort zu bleiben. Sollen sie uns ruhig suchen. – Ich sag dir was: du bist besser als die meisten, und du wirst vernünftiger.«
    Sie sagte nichts. Sie starrte bloß auf das sich verdunkelnde Wasser, eine verschwommene Silhouette vor einem schimmernden Hintergrund. Er bemerkte, daß sie ihn ansah, und erwartete, daß sie irgend etwas sagen würde – doch plötzlich hob sie den Kopf, und ihr dunkles Gesicht zeigte Entsetzen über etwas, das hinter ihm lag.
    Seine Muskeln strafften sich. Er drehte sich nicht gleich um, da er meinte, daß dort jemand sei. Er wartete auf einen Hinweis von ihr, und sie sagte:
    »Meister Shoka, der

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