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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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stoppeligen Kinn. »Ein Oghin. Drüben in der Blumenstraße. Hast du noch nichts gehört?«
    »Nein.«
    »So was. Ich hör' mich bloß um. Meine Leute fragen
mich
.
Es
heißt, die Rebellen hätten einen Verbündeten im Führungsstab. Vielleicht ein richtig hohes Tier.
    Das Ganze sei eine Intrige.«
    »Mist.«
    »Ja. Was hast
du
gehört?«
    »Nur daß sie durch den Dienstboteneingang kamen, das Tor öffneten und mit zwanzig, dreißig Mann eindrangen. Aber es heißt, so viele Leichen gab's nicht. Aber alle gehörten zur Besatzung.«
    »So was. Und wie viele sind noch übrig, laufen rum und suchen nach den Mördern?«
    »Wir nicht. Ich stehe bei der Garde unter Sold.«
    »Aha. Wir kommen aus Taiyi, wurden völlig auseinandergenommen. Die Hälfte meiner Leute ist tot. Ich hab keine Front gesehen, und das Hauptquartier kann sich nicht mal selbst verteidigen, was soll also der Unsinn?«
    Der Fittha kratzte sich und hielt sich an einem seiner Amulette fest. »Sie zahlen.«
    »Stimmt«, sagte Shoka. »Bis jetzt. Ich hoffe, er ist am Leben. Was wird sonst aus uns?«
    Das Gesicht des Fittha verdüsterte sich.
    »Warum sagen sie nichts, verflucht noch mal?« fragte Shoka. »Das ist es, was mich nervös macht. Man weiß nicht, was diese verdammten Schweine vorhaben. Die sollten besser mal ein paar Patrouillen losschicken...«
    Und indem er einen gelbgekleideten Mönch in einer Gasse nahe der Bäckerstraße am Kragen packte: »He, du! Kennt Ihr einen alten Mann, einen Schurken namens Jojin?«
    Der Mönch verzog angewidert das Gesicht. »Nein.« Einen Moment lang war er vollkommen durcheinander, von dem verständlichen Entsetzen darüber, an der Kehle gegen eine Mauer gedrückt zu werden, einmal ganz abgesehen.
    »Wenn du ihn siehst, sag ihm – im Kloster zum Himmlischen Licht, wenn er dort ist –, daß es dem Jungen, der die Pflaumen geklaut hat, leid tut und daß er sich in der Stadt aufhält.
Vergiß das nicht!
«
    »Ich werde es nicht vergessen.« Der Mönch war um die Fünfzig, alt genug, um ein frommer Mönch zu sein, keiner von der Sorte, die ihre göttliche Erleuchtung im Soldatenalter bekamen. Und er war neugierig genug, Shoka in die Augen zu sehen.
    »Dann geht«, sagte Shoka.
    Es war nicht schwer, am Markt eine ganze Karawane zu finden – in einer Stadt, die niemand ungehindert verlassen durfte. Viel Betrieb auf dem Markt, wenig Geschäfte, aber eine Menge kleiner tratschender Gruppen, die rasch einmal hinsahen und dann verstummten, wenn ein Soldat vorbeiging oder stehenblieb und auf der heruntergeklappten Theke eines Wagens teure Waren betastete.
    Ebenso leicht war es, die Aufmerksamkeit eines Händlers zu erregen, der in der kleinen Menschentraube in der Nähe stand.
    Noch leichter, als der Händler ihn erkannte.
    »Ihr seid es?«
    Der Händler eilte herbei.
    »Wo steckt Yi?«
    Der Mann wollte ihm offenbar darauf keine Antwort geben.
    »Ihr tätet gut daran, ihn zu suchen«, sagte Shoka.»Es ist mir egal, was er Euch gesagt hat. Ihr solltet ihn holen. Sagt ihm, hier ist ein Freund von ihm.«
    Der Mann stürzte davon. Shoka schaute sich um, hob ein Schmuckstück für Taizu auf. Und wanderte an den Wagen entlang nach hinten, beobachtete, wohin der Mann ging, die Treppe zum mittleren Wagen der kleinen Kolonne hoch.
    Er folgte ihm über die Treppe, bis ins düstere Innere, wo ihm zwei Händler erschreckt entgegensahen.
    »Sieh an«, sagte er, verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand.
    »Verschwindet!« sagte Meister Yi. Nicht zu ihm. Zu seinem Kollegen; und dieser eilte zum Eingang und verschwand.
    Shoka näherte sich der Nische am Vorderteil des winzigen Wagens, wo Yi auf seinen Kissen saß und sich mit den Ellbogen auf den Knien vorsichtig verneigte – das Schwert hinter seinem Rücken stand weitergehenden Höflichlichkeitsbekundungen im Wege. Ebenso der Bluterguß auf seinem Rücken.
    »Wie geht es Euch heute?«
    Yi starrte ihn an.
    »Ich habe mir gedacht, ich schaue einfach mal vorbei«, sagte Shoka. »Habt keine Angst. Ich verlasse mich darauf, daß Ihr alles geregelt habt. Wie geht es Eurem Freund?«
    »Er hat Angst!« sagte Meister Yi unwirsch.
    »Dann ist ja alles bestens«, meinte Shoka und klaubte ein Bonbon vom niedrigen Tisch. »Mm. Macht Euch keine Sorgen. Der eigentliche Grund für mein Kommen: ich würde Euch raten, ein Schlupfloch bereitzuhalten. Mietet Euch einfach irgendwo in der Stadt eine Wohnung, nehmt ein paar der hübscheren Sachen aus den Wagen mit...«
    Yi sah ängstlich aus.

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