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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Halle im ersten Stock.
    Wachen rannten auf ihn zu, versuchten ihn aufzuhalten. Sie verteilten sich. Das war ein Fehler. Eins, zwei, drei, vier und fünf – eine Blutfontäne spritzte auf ein Fresko, das Berge im Nebel darstellte. Er rannte die Halle entlang, stieß die Türen an deren Ende auf.
    Noch mehr Wachen in einem erleuchteten Gang, ein verwirrter Haufen schreiender Frauen, denen keine Zeit blieb, ihm auszuweichen. Er erwischte den einen Wächter, dann der anderen, der kampfunfähig und brüllend zu Boden ging...
    Vor ihm ein Mann. Ein Gesicht wie eine Maske des Entsetzens; ein Brokatgewand, das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Nicht Ghita. Er
kannte
den Mann, und im nächsten Moment erkannte er den Jungen hinter dem verweichlichten, plumpen Gesicht.
    Der Kaiser persönlich. Beijun.
    »Shoka!« keuchte der Kaiser, begleitet vom Getrappel eintreffender Wachen.
    Aus dem darunterliegenden Saal. Eine stattliche Anzahl.
    »Shoka, helft mir!«
    Er erstarrte, mit erhobenem Schwert, in einem Raum ohne Ausgang.
    Und wirbelte herum und griff im letzten Moment an, schlug nach rechts und links um sich, ohne die Getroffenen anzusehen, nur immer geradeaus. Sein Bein brannte, während er lief, nur die Götter konnten seinen Schmerz ermessen.
    Er rannte, packte eine Ecke, schwang sich zu einer Treppe herum, rollte mit der Hüfte über die Fensterbank und sprang mit einem Salto auf die Holzveranda.
    Fürst Lieng hatte keine Angst vor Einbrechern.
    Von der Veranda gleich wieder in den Wacholder, dem Himmel sei Dank, daß er den Panzer anhatte. Er bahnte sich einen Weg zum niedrigen Holzzaun, schwang sein Bein hinüber und stürmte über die Terrasse, das Schreien der Wachen im Ohr und plötzlich auch das scharfe Zischen von Pfeilen, die an ihm vorbeiflogen.
    Sie war da, sie erwartete ihn im Schutz der Mauer, und hinter ihm starben Wachen.
    »Zieh das aus!« keuchte er, als er sie erreicht hatte.
    Er legte die Lumpen ab, zog eine Bambusnadel aus einem Panzergurt, formte sein Haar rasch zu einem Knoten und steckte ihn fest. Sie warf den Bogen weg, ließ den Köcher fallen, die Lumpen und den Hut, und eilte mit ihm zusammen die Treppe hinunter in Richtung Dienstboteneingang.
    Soldaten tauchten im offenen Tor auf. »Dort drüben!« schrie Shoka ihnen zu und deutete mit seinem Schwert in die Richtung. »
Bewegt
euch, verdammt noch mal, dort sind sie! – Du und du, kümmert euch ums Tor!«
    Die Soldaten strömten an ihnen vorbei. Die Bezeichneten wandten sich um, wollten das Tor schließen. Und starben ohne einen Laut.
    »Verdammt«, sagte Shoka und trat über die Leiche, die den Durchgang versperrte, auf den Weg mit dem Karren hinaus. Einer der Verletzten bewegte sich schwach. Einer war verschwunden. Einer rührte sich nicht.
    Sie gingen bis zur Ecke, an der ein Posten Wache hielt.
    »Einer ist entkommen!« sagte Shoka barsch.
    »Hab' nichts gesehen!« meinte der Wachposten.
    Shoka deutete mit dem Schwert hügelan, jenseits der Lichter. »Wir sehen dort mal nach!«
    So leicht war es, sich durch die Gasse zu entfernen, die Schwerter einzustecken und im Labyrinth der Straßen von Lungan unterzutauchen.
    Doch dann mußte er Taizu sagen: »Ich habe ihn nicht erwischt. Ich bin nicht soweit gekommen. – Statt dessen bin ich über den Kaiser gestolpert.«
    »Hier!«
    Sein verweichlichtes, erschrockenes Gesicht.
Shoka, helft mir!
    Als sein Arm im Begriff gewesen war zu morden.
Helft mir!
    Gütiger Himmel, daß er es wagte!

20
    Chun?« fragte Shoka, als er mit Taizu durch die Tür zur Diele im oberen Stockwerk der
Pfingstrose
trat.
    »Hauptmann«, ertönte die gedämpfte Antwort von der anderen Seite, und ein Riegel hob sich und klackte. Chun öffnete die Tür. Die Männer waren schon auf den Beinen und blickten ihnen besorgt entgegen; ebenso Meister Yi und sein Begleiter, doch Jian zückte ein Schwert, und Meister Yi samt Begleiter setzten sich wieder hin.
    Chun schloß die Tür.
    Shoka verschränkte die Arme, lehnte sich an die Wand und starrte Meister Yi an, anhaltend und wohlüberlegt finster, während die Männer ihn mit Fragen bestürmten, auf die er keine Antwort gab.
    »Meister Yi«, sagte er, als die Fragen verstummt und in tiefes Schweigen gemündet waren, »ich bin sicher, Ihr versteht – daß es hier um Leben und Tod geht. Ich habe eine Menge Unannehmlichkeiten auf mich genommen, um Euch hier Unterschlupf zu gewähren. Ein anderer an meiner Stelle hätte Euch einfach die Kehle durchgeschnitten.
Versteht
Ihr

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