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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und zerbrochenen Fensterläden. Sie führte in die allgemeine Richtung des Lagers, und ein Teil des Stroms von Soldaten, die zum Appell unterwegs waren, mochte durchaus diese dunklere, gewundene Abkürzung hinter den Gebäuden am Flußufer nehmen. Shoka blickte sich auf der Straße um und sah, daß ihnen noch ein paar Gruppen folgten, daß der Betrieb jedoch bereits abnahm.
    Also schlugen sie diesen Weg ein. Und er vergewisserte sich, daß niemand mehr hinter ihnen war, als sie erst in eine Gasse einbogen, die wieder nach Norden führte, dann in einen gewundenen Kanal von Straße, der sie weiter nach Süden und am Ende in die Nähe des Lagers führte.
    Die Männer waren offensichtlich beeindruckt. Dabei wußte er nur, wie die Stadt angelegt war, erinnerte sich von den Karten her, die er vor Jahren einmal gesehen hatte, daß die Straßen auf eine Diagonale zuliefen und daß der Alte Kaiser in seiner Jugend eine Reihe von Lägerhäusern an der Hafenfront beschlagnahmt und deren Fenster und hafenseitig gelegenen Türen hatte zumauern lassen, was billiger kam, als eine dreißig Fuß hohe Mauer zu errichten.
    Und jede Straße in diesem Viertel, mit Ausnahme der Durchgangsstraßen, stieß gegen diese Barriere, die Nordmauer der quadratischen Einfriedung am Fluß, die in Friedenszeiten als Markt und in Zeiten der Bedrängnis als Brückengarnison diente, und diese Mauer war identisch mit der versiegelten Vorderfront ehemaliger Lagerhäuser und Bordelle.
    Die ehemaligen Mieter waren jedoch zurückgekehrt – zumindest galt das für die Lagerhäuser. Die Armen der Stadt hausten in den Ruinen der angrenzenden Hurenhäuser.
    »Da ist die Mauer«, sagte Shoka und nickte zu der dreißig Fuß hohen Backsteinfassade hoch, die das Ende der Straße zwischen zwei windschiefen, verfallenen Mietshäusern abschloß und hinter einem Durcheinander von zum Trocknen aufgehängter Wäsche und gesetzwidrigen Anbauten entlangführte, ehe sie wieder zur Rückwand dieser Gebäude wurde.
    Während auf der anderen Seite Pauken und Trompeten einen pompösen Auftritt ankündigten und die armen Leute auf dieser Seite der Mauer, wo sonst keine Soldaten hinkamen, ängstlich zu einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Soldaten schauten, ins Freie stürzten, Kinder packten und Türen und Fensterläden zwischen sich und dem Ärger schlossen.
    »Schnappt euch die Tür«, sagte Shoka, als ein Mädchen mit einem Säugling im Arm auf eine Tür zulief, die eine Frau offenhielt. Chun und Wengadi sprangen über das Geländer des Treppenaufgangs und schlugen der Frau die Tür aus den Händen, während Shoka die Treppe hochkam.
    »Bitte«, sagte er mit nördlichem Akzent und verneigte sich mit vollendeter Zuvorkommenheit vor der verängstigten Frau. »Wir würden gern Eure obere Etage benutzen.«
    Die Augen der Frau weiteten sich. Noch immer lag Entsetzen darin, aber auch noch ein anderer Ausdruck.
    »Ihr seid Saukendar...« Als sei das gar nicht so schlecht.
    »Hier.« Taizu schloß die Hand um ein goldenes Amulett, das sie trug, Teil des Söldneraufzugs, und zog es sich über den Kopf. »Nehmt das! In unserer Nähe könnt Ihr getötet werden! Lauft weg! Verschwindet! Verschwindet alle miteinander!«
    »Komm schon, verdammt noch mal!« Shoka folgte Chun und Wengadi die schmale Treppe hinauf, vorbei an wackligen Balkonen und erotischen Zeichnungen, bis zum obersten Stockwerk, wo eine dünne Tür in ein dunkles kleines Loch führte, irgend jemandes Wohnung; ein stinkendes Durcheinander von Gerümpel, eine niedrige Decke mit Vogelnestern auf den Sparren und ein schwacher Lichtschimmer, der durch die Ritzen zwischen den Dachziegeln fiel.
    Verdammter Mist. Irgendein bettelarmes Großmütterchen würde mit von der Partie sein, wenn die Soldaten suchen kamen.
    Reidi, hoffentlich bist du dort drüben am Leben!
    »Los«, sagte er, und Jian und Wengadi packten ein Brett, das als Tisch gedient hatte, lehnten es ans Mauerwerk und kletterten hoch, um Dachziegel wegzuschlagen, worauf blendendes Licht von oben einfiel.
    Jian und Wengadi schwangen sich von den niedrigen Dachbalken herunter. Dann kam der gefährliche Teil. »Ich mach's!« sagte Taizu. »Ich wiege nicht soviel!«
    »Du weißt nicht, worauf du zielen mußt«, sagte Shoka. Er legte sein Schwert, seine Montur und seine Schlafrolle ab, stieß das Hindernis aus dem Weg, holte tief Luft, rannte das schräge Brett hoch und packte die staubigen Sparren. Von dort aus schob er sich weiter vor und kletterte auf die Sparren,

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