Der Paladin
Blick auf das um sich greifende Feuer zu werfen, dessen greller Schein von den Mauern und vom Rauch zurückgeworfen wurde, auf rennende Soldaten, die soviel wie möglich von ihrer Ausrüstung und ihren persönlichen Habseligkeiten zu retten versuchten. Sie waren Söldner. Ihr gesamter Besitz befand sich in den Zelten. Doch im Lager gab es acht, neun Brandherde, und zwei von ihnen faßten das Tor ein. Pferde wieherten. Reiter bemühten sich, das Tor zu erreichen. Er nahm einen gewöhnlichen Pfeil und feuerte ihn auf die laufenden Männer unter ihm ab.
»Kommt
runter
, Fürst!« flehte Chun.
Zeit zu verschwinden, dachte er. Er wollte zurückkriechen, aber die Ziegel gerieten in Bewegung, rutschten knirschend auf die Dachkante zu.
Doch es packte ihn eine Hand und zog ihn in einem Hagel von Ziegeln durch die Öffnung, durch die er auf ein zusammenbrechendes Polster aus Händen und Leibern fiel.
»Verdammt noch mal!« schrie Taizu.
»Wir haben ihn, wir haben ihn«, keuchte Chun, und Shoka rappelte sich inmitten des Durcheinanders auf die Knie hoch und erkannte, das ein Teil des Problems vom Bogen herrührte, den er immer noch festhielt. Er ließ ihn los, packte einen Pfosten und zog sich hoch.
»Alles in Ordnung«, sagte er. »Wird allmählich Zeit, daß wir hier verschwinden« – während er sein Schwert und seine Montur unter den zerbrochenen Ziegeln hervorzog. Er wollte den Bogen wieder an sich nehmen, doch Taizu hob ihn auf, entspannte ihn und wickelte ihn zusammen mit dem Köcher in die Matte, in der sie ihn zuvor versteckt hatten, während Wengadi den Kochtopf und die restlichen Beweisstücke aufsammelte.
Die Treppe hinunter, an immer noch geschlossenen Türen vorbei; und wieder hinaus auf die Straße, eine andere Gasse entlang.
Und über die Hauptverkehrsstraße hinüber, auf der sich verwirrte Menschen versammelten, unter einem vom Feuerschein erhellten, rauchverhüllten Himmel.
Man entdeckte sie, und die Gaffer zerstreuten sich eilig.
Jian wurde jedoch von einem Stein an der Schulter getroffen.
»Verdammt noch mal!« schrie Jian.
»Nieder mit dem Regenten!« rief jemand.
»Weiter!« sagte Shoka, als Chun sich umdrehen wollte. »Nichts wie
weg
hier!« Er packte Chun und begann zu laufen, während Steine aus dem Dunkel heranflogen und auf das Pflaster prasselten.
Reiter bogen vor ihnen um die Ecke, Soldaten hasteten Hals über Kopf vom Fluß und dem Lager heran...
...auf der Suche nach der Ursache der Ziegel und des Feuers, vermutete Shoka, nur um die Rebellion in schönster Blüte vorzufinden.
Auf einmal war die Straße hinter ihnen leer, bis auf die Steine und die Ziegel und die Soldaten, die den Rebellen nachsetzten.
»Wir können ihnen nicht helfen!« sagte Shoka. »Sie sind auf sich allein gestellt! Los, weiter! Zurück zur
Pfingstrose
, auf die Pferde!«
»Hauptmann«, japste der Gastwirt, der ihnen zum Stall folgte. »Ich habe sie für Euch aufbewahrt, sind noch alle da...«
»Gut«, erwiderte Shoka über die Schulter. »Dann geschieht Euch nichts.
Geht wieder hinein
, Wirt!«
»Was ist da eigentlich los? Was ist los, was brennt da in der Stadt? Wird gekämpft?«
»Bald; verschließt einfach Eure Türen und haltet Euch raus, Mann!«
Chun holte das Sattelzeug aus dem Küchenschuppen des Besitzers, und Waichen und Liang warfen bereits Decken über die Pferde, die nach zu langer Untätigkeit im Stall steif und gereizt waren.
»Ich war immer gut zur Armee!«
»Haltet endlich den Mund, Wirt!« Shoka nahm Chun sein Sattelzeug ab, drehte sich um und funkelte den Wirt drohend an. »Ihr solltet Euch besser mal überlegen, auf welcher Seite Ihr steht! Sie kommen über die Brücke!«
Der Gastwirt verstummte. Die Tür schlug. Shoka streifte seinem Pferd das Zaumzeug über und sattelte es zügig, ohne Hast, aber auch ohne irgendwelche Mätzchen. Taizus Pferd stand in der benachbarten Box.
»Achte auf dein Gleichgewicht«, sagte er. »Taizu, hörst du mich? Werd nicht übermütig.«
»Bis jetzt habe ich mich gut gehalten«, ertönte ihre gedämpfte, weibliche Stimme. »Findet Ihr nicht?«
»Wir haben es mit einem Haufen...« Pöbel, hätte er beinahe gesagt. Alte Gewohnheiten, altes Denken, »...mit einem Haufen Narren zu tun, die nicht die Seiten auseinanderhalten können, also bleib um Himmels willen in meiner Nähe. Wir gehen über die Brükke, wir setzen auf Schlauheit, Helden können wir nicht brauchen.«
Seine Hände, die mit dem Sattelgurt beschäftigt waren, schwitzten. Er hatte die
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