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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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an der Kochgrube, bis er den kleinen Tonkrug mit dem Stopfen aus Bienenwachs gefunden hatte. Darin war eine Kräutersalbe, die er bei Verbrennungen und Sonnenbrand gebrauchte. Sie hatte jedoch noch andere Vorzüge: Mit ihrer Hilfe war seine Verletzung wieder so gut verheilt.
    »Hier«, sagte er, als sie hereinkam, und reichte ihr den kleinen Krug. »Für die Wunde.« Er zeichnete den Verlauf der Narbe auf seinem eigenen Gesicht nach. »Morgens und abends. Die Haut dehnt sich dadurch.«
    Sie sah ihn leicht verwirrt an, dann öffnete sie den Krug und roch daran.
    »Tu, was ich dir sage.« Und so nahm sie etwas davon auf die Finger und rieb es sich über die eine Seite des Gesichts und weiter bis zum Hals, so weit die Narbe reichte. Sie seufzte leise auf und dann noch einmal und blickte ihn dankbar an – aufgrund welcher Erleichterung, das wußte er noch gut.
    »Das ist noch keine vier Wochen her«, sagte er, auf ihr Gesicht deutend, weil ihm die kleine Unstimmigkeit Sorgen bereitete.
    »Nein«, sagte sie. »Das war unterwegs.«
    Knapp und bündig. Offenbar wollte sie nicht darüber reden; und so komplizierte sie die Dinge mit Geständnissen und Tränen wenigstens nicht noch mehr.
    Den Göttern mochte Dank sein! Schluchzende Frauen waren ihm schon immer auf die Nerven gegangen; Narren, die sich Rettung von ihrer Torheit erhofften, machten ihn rasend; und in Anbetracht der Tatsache, daß sie nur ein Mädchen von niedriger Herkunft war, war sie wirklich bemerkenswert, dachte er, in vielerlei Hinsicht bemerkenswert vernünftig.
    Man konnte nur beten, daß sie nicht schwanger war, das war alles.
    Als sie ihm den Krug zurückgeben wollte, winkte er ab.
    »Behalt sie. Ich bekomme sie im Dorf. Brauch sie ruhig auf, wenn du magst. Jiro wartet darauf, gestriegelt zu werden, der Garten muß gegossen werden – der Regen ist ausgeblieben; und wenn du damit fertig bist, zeige ich dir, wie man mit dem Reitzeug umgeht.«
     
    »Langsamer!« rief er ihr hinterher, als sie ihren allabendlichen Dauerlauf begann: Tag um Tag lief sie, und sie brauchte immer weniger Zeit, ihre Ausdauer nahm zu; aber an diesem kopflosen Losstürmen erkannte er genau, wie weit sie kam – vielleicht ein Drittel der Strecke weit, schätzte er, vielleicht die Hälfte. Sie hatte keine Ahnung, wie man sich seine Kräfte einteilte. »Langsamer! Du mußt das Tempo halten!«
    Sie wurde langsamer. Er sah ihr von der Veranda aus nach, bis sie im Wald verschwand, dann konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit und trieb mittels Hammer, Block und Locheisen Löcher für Schnürriemen in ein Stück Leder, das nach ein paar Arbeitsstunden ein gutes Paar Schuhe abgeben würde.
    Das Leder hatte er sich aufgehoben. Aber das Mädchen konnte ja nicht gut barfuß zum Kloster laufen oder ins Dorf oder im Winter auf den Berg.
    Er hatte den Umriß ihres Fußes mit einem Stück Holzkohle aufgemalt und das Leder am Nachmittag zugeschnitten. Jetzt waren die Nähte an der Reihe.
    Als sie zurückkam und sich verschwitzt und hustend mit den Ellbogen auf die Veranda stützte, waren die Sohlen fertig.
    »Ab«, sagte er. »Los, waschen Du siehst schmutzig aus.«
    Sie schöpfte Atem, richtete sich auf und besah sich, was er da tat. In diesem Stadium war noch gar nichts zu erkennen.
    Dies war das letzte Mal, daß er ihr die Stiefel vor der Fertigstellung am folgenden Tag zeigte. Anfangs sollten sie praktisch und schlicht werden, doch dann hatte er sich gedacht, daß ein bißchen Fuchsfell an der Wade nicht schaden könne; und daß ein par zusätzliche Stiche an der Vorderseite das Oberteil widerstandsfähiger gegen Überdehnung machen würden; und da er schon einmal dabei war, konnte er das Muster auch gleich bis zum Spann weiterführen.
    Er hatte sich nie die Mühe gemacht, für sich selbst Verzierungen anzubringen: es waren eben Stiefel, und das geölte Leder hielt seine Füße trocken, mehr verlangte er nicht; außerdem hatte er nie Zeit dazu gehabt. Jetzt, da der Garten gejätet, die Streu im Stall ausgewechselt, Jiro versorgt und die Hütte wunderbar ordentlich geworden war, nahm er sich die Zeit.
    Und so stellte er die fertigen Stiefel am Abend auf ihre Schlafmatte, während sie noch über den Hügel lief, und wartete geduldig darauf, daß sie sie entdeckte, wenn sie hereinkam, um zu kochen.
    Als sie gekommen war, blieb es lange Zeit sehr still, während normalerweise das Klappern von Geschirr und Kochgeräusche zu vernehmen waren. Schließlich kam sie mit den Stiefeln im Arm

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