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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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führte...
    Nun, bei den Göttern des Himmels und der Erde, um das Geschwätz bei Hofe brauchte er sich nicht mehr zu scheren, er lebte jetzt nicht mehr in Chiyaden, und wenn Saukendar ein Mädchen zu sich nahm, damit es sein Bett wärmte, und wenn es ihm Spaß machte, einem Mädchen das Jagen beizubringen und es Männerarbeit verrichten zu lassen – dann war das seine Sache und ging niemanden etwas an.
    Sollte sich ihre Wut ruhig bei harter Arbeit verzehren; sollte sie die Gegend und ihn ruhig liebgewinnen. Dann würden die natürlichen weiblichen Regungen die Oberhand gewinnen, sie würde ihre Rachegelüste aufgeben und sich mit dem Wandel der Jahreszeiten und dem Anpflanzen und Jagen abfinden.
    Es war verdammt leicht, sich an sie zu gewöhnen.
    Sie könnte auf dem Berg von einigem Nutzen sein; sie war klug und mutig. Sie...
    ...war der erste Mensch seit Jahren, der etwas in ihm aufgewühlt hatte, und er hatte keine Lust, sie über eine Straße entschwinden zu sehen, die sie mit Glück und Schlauheit überlebt hatte – diesmal gewappnet mit einem tödlichen Selbstvertrauen. Narren brachten ihn immer durcheinander. Jungen Narren konnte er verzeihen, und junge Narren mit Grundsätzen konnte er sogar bewundern, denn sie erinnerten ihn an seine eigene Jugend und an seinen damaligen Gerechtigkeitssinn...
    Aber die Welt räumte ihnen keine besonderen Vorrechte ein, die Götter, wenn es sie gab, machten keine Ausnahmen für jugendliches Streben; und das verstanden junge Narren niemals.
     
    Am Abend kehrten sie mit einem Kaninchen zurück, das sich in einer Schlinge verfangen hatte: Der Sommer, wenn das Fleisch rasch verdarb, war nicht der richtige Zeitpunkt für größere Unternehmungen. Rehe kreuzten ihren Weg, und sie ließen sie ziehen; die Beerensaison war vorbei, doch es gab Wildgemüse, und sie kehrten gutgelaunt mit den Zutaten für ein leckeres Mahl zurück.
    »Du kümmerst dich um das Kaninchen«, sagte Shoka und verstaute seinen Bogen. »Heute werde ich Jiro versorgen.«
    Was er auch tat, und zwar indem er sich mehr Zeit ließ als gewöhnlich, wenn er jagte. Das Abendessen bereitete sich scheinbar von allein zu, ohne daß er einen Finger zu rühren brauchte, und ihm war wunderbar wohl zumute.
    Als er den Hügel hinaufkam, empfing ihn Essensduft, und er setzte sich im Zwielicht auf die Veranda, wie er es sich angewöhnt hatte, und bekam seinen Tee und eine Schüssel mit pikantem Reis, Gemüse und Kaninchen.
    Und genoß die nicht unangenehme Gesellschaft eines Mädchens, das vom Wald sprach und ihn fragte, welche Pilze dort wüchsen, und sie mit den Pilzen aus der Provinz Hua verglich. Sie nannte Pflanzennamen und fragte ihn, ob sie auf seinem Berg wüchsen, und er gestand, daß er nicht alle Antworten kenne.
    »Das war kein Fachbereich meiner Studien«, sagte er, »in Cheng'di oder in Yiungei. Ich kenne die gebräuchlichen Namen und die Pilze, die genießbaren und die giftigen.«
    Sie machte mit vollem Mund ein Geräusch. »Ich kenne mich aus. Das könnte ich für Euch tun.«
    Was bedeutete, daß er sie nicht zu den Nonnen oder ins Dorf schicken sollte. Sie wollte immer noch bleiben, trotz der Arbeit, mit der er sie überhäufte...
    »Das ist gut«, sagte er, an die Schüssel klopfend. »Sehr gut. Du bist eine ausgezeichnete Köchin.«
    Ihr Gesicht verdüsterte sich, als hätte er sie an etwas oder an jemanden erinnert; und er zerbrach sich den Kopf nach einer Frage, um sie abzulenken:
    Wonach sollte er sie fragen? Nach ihrer Familie?
    Himmel, nein.
    Nach ihren Heiratsaussichten?
    Keine.
    »Du warst heute sehr tüchtig.«
    Sie nickte.
    Die Masche zog nicht.
    »Du hast früher schon gejagt.«
    Erneutes Kopfnicken.
    »Lieber Himmel, Mädchen, rede!«
    Sie starrte ihn an, erstaunt und verwirrt.
    »Was«, fragte er sie, »hast du in Hua gejagt?«
    »Kaninchen. Pilze.«
    »Eine flüchtige und heimtückische Beute. Wer hat dir beigebracht, auf die Pirsch zu gehen?«
    »Meine Brüder.« Ihr Mund verhärtete sich. »Sie sind tot.«
    Verdammt. Man konnte sich nicht mit ihr unterhalten, ohne irgendeinen dunklen Punkt zu berühren. Oder vielleicht war es auch nur finster in ihrem Innern. Die nahende Nacht brachte Kühle mit sich.
    »Bis jetzt«, sagte er zwischen zwei Happen, »habe ich noch keinen Anlaß, dich zu den Nonnen zu bringen. Bis jetzt habe ich es noch nicht vor.«
    »Ihr wollt mir zeigen, wie man einen Bogen macht.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, so etwas versprochen zu haben.«
    Sie starrte ihn kauend

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