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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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heraus und verneigte sich förmlich. »Ich danke Euch, Meister Saukendar«, sagte sie in einem ungewohnt demütigen, ängstlichen Ton.
    »Passen sie?«
    »Ja, Meister Saukendar.«
    »Gut?«
    »Danke, Meister Saukendar.« Sie streichelte das Fuchsfell.
    Was schon der ganze Dank war, den er bekam, während er doch auf ein wenig mehr gehofft hatte, aber es schien so, als finde sie das Geschenk übertrieben.
    »Morgen«, sagte er, »zeige ich dir das Gebirge.«
    Sie blickte ihn aufmerksam an, und in ihren Augen flammte Erregung auf.
    »Ich möchte ein bißchen jagen«, sagte er.
     
    Sie auf die Jagd mitzunehmen, war eine Möglichkeit, sie nicht unbeobachtet mit Jiro und seinen Habseligkeiten bei der Hütte zurückzulassen; besonders kurz vor dem Einschlafen fiel ihm immer noch ein, daß er eigentlich nichts über sie wußte und daß sie einfach nur eine geduldige Gegnerin sein mochte, die auf eine günstige Gelegenheit wartete, ihm etwas anzutun.
    Tagsüber glaubte er das nicht; sein Unglauben reichte jedoch nicht aus, um ihr stundenlang die Hütte zu überlassen. In Anbetracht dessen schien es nur klug, wenn er herausfand, was sie von der Pirsch wußte (vom Spiel her oder aus einer anderen Quelle) und welche Arten von Fallen sie kannte.
    Sie wollte sogar ihren Bogen mitnehmen, als er seinen vom Haken an der Tür nahm. »Nein«, sagte er, »es sei denn, du brauchst einen Spazierstock.«
    Sie schenkte ihm einen beleidigten Blick.
    Doch sie ließ ihren jämmerlichen Bogen stehen und folgte ihm in den Wald.
    An einigen Stellen im Gebirge hatte er Reisig aufgehäuft, und das war hin und wieder gut für ein Kaninchen, wenn man sich leise näherte und das Versteck selbst niemals anrührte, sondern nur hier und da eine Schlinge auslegte.
    Taizu hielt gut Schritt mit ihm, und sie paßte auf, wohin sie trat. Sie machte wenig Lärm im Gebüsch und wich den Zweigen aus, die beim Berühren mit einem Arm oder Bein ein Rascheln hätten verursachen können.
    Untypisch für ein Bauernmädchen, dachte er. Ihre Art, sich zu bewegen, war ganz untypisch für ein Bauernmädchen.
    Er erinnerte sich an die Falle, die sie ihm gestellt hatte, eine verdammt geschickte Falle. Auch das war etwas, worin ein Bauernmädchen sich nicht ausgekannt hätte. Fallen für die Soldaten, hatte sie gesagt.
    Schließlich hielt er inne, damit der Wald wieder zur Ruhe kam, stieg auf einen felsigen Hang und setzte sich hin; in der Zeit der Muße wollte er ihr ein paar simple Handzeichen erklären, wie es sein Vater bei ihm getan hatte.
    Sie wiederholte sie, rasch und klar, Zeichen für Aktionen und Richtungen und für die verschiedenen Tiere, die im Gebirge lebten.
    Dann lehrte er sie das Zeichen für ›Mensch‹.
    »Drüben in Hoishi gibt es Banditen«, flüsterte er. »Und ab und zu kommt ein Junge aus dem Dorf mit Vorräten hier hoch. Du hast das Dorf gesehen. Die Banditen – sind anders. Ich glaube, du würdest sie erkennen.«
    Als sie nickte, fiel ihm ihr Gesichtsausdruck auf – etwas Wütendes, Hartes, Ungeduldiges lag darin.
    »Wenn du jemanden siehst, der nicht wie ein Dörfler aussieht, führ ihn nicht zur Hütte; du läßt dich nicht erwischen; und du warnst mich, so schnell du kannst. Verstanden?«
    Wieder dieser Ausdruck von Konzentration.
    »Wiederhol die Zeichen!« verlangte er. So hatte es ihm sein Vater beigebracht, hatte ihn alles aufsagen geheißen, als er nicht mehr damit gerechnet hatte.
    Sie zeigte sie ihm und benannte sie laut, eins nach dem anderen, fehlerlos.
    Schnell. Verdammt schnell von Begriff.
    Es war wirklich eine Schande, daß ausgerechnet diese Kleine über Himmelsgaben verfügte, die einen außergewöhnlichen Schüler der Waffenkunde aus ihr gemacht hätten – wäre sie ein Junge gewesen.
    Aber Jagdkenntnisse nutzten einer Nonne oder einer Bauernmagd gar nichts. Und er stellte sich vor, wie sich die Höflinge in Cheng'di amüsieren würden, wenn sie Saukendar in ein ernsthaftes Gespräch mit einer Schweinehirtin vertieft sehen könnten oder dabei, wie er einer Frau Jagdzeichen beibrachte; und er stellte sich das noch größere Gelächter vor, wenn er damit begönne, ihr kriegerische Fertigkeiten beizubringen oder sie als Partner mit auf die Jagd zu nehmen.
    Aber wenn er sie ausbildete, wenn er sie bei der Erfüllung seines Versprechens unterstützte, wie sie sich schützen konnte, damit er sich nicht so große Sorgen zu machen brauchte, daß sie zur Geisel wurde oder irgendeinen Banditen aus Unkenntnis zur Hütte

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