Der Paladin
verblüffte.
Daran konnte man sich schon gewöhnen.
Sein Entschluß, sie zu den Nonnen zu bringen, fiel ihm wieder ein und daß er gute Gründe dafür hatte. Als sie fertig war und auf die Veranda trat, um weitere Anweisungen entgegenzunehmen, sagte er:
»Mein Pferd muß getränkt werden. Den Eimer findest du dort drüben am Zaun.«
Er ging mit ihr zum Stall, reichte ihr den Eimer und pfiff Jiro zu sich, um eine Leine an seinem Halfter zu befestigen.
Er fütterte Jiro selbst. Das Pferd hatte es nicht gern, wenn das Frühstück auf sich warten ließ; doch als Taizu das Wasser anschleppte, zeigte er ihr, wo das Getreide war, wieviel sie verfüttern sollte und wie der Behälter wieder verschlossen wurde.
Er zeigte ihr auch die Mistgabel und wo sie den Mist hinschaffen sollte, bis die Sonne ihn getrocknet hatte, damit man ihn in den Garten bringen konnte.
Für ein Mädchen vom Lande war das jedoch nichts Neues.
»Ihr habt den Kürbis zu dicht gepflanzt, wißt Ihr«, sagte sie, und mit einem besorgten Stirnrunzeln, das ihn abermals denken ließ, die Nonnen wären vielleicht doch nicht das richtige für sie: »Und die Bohnen stehen nicht gut. Ihr solltet mich den Samen aussuchen lassen, Meister Saukendar. Ein Herr kennt sich darin nicht so gut aus wie ich.«
Im stillen aber dachte er: Sie ist weg, noch ehe es Vollmond wird.
Sie bezirzte sogar Jiro, nachdem er das Pferd so weit beruhigt hatte, daß sie sich ihm nähern konnte, und er ihr den Umgang mit dem Striegel erklärt hatte. Sie entdeckte die Stellen, an denen er gern gekratzt wurde; und bald darauf saß Shoka auf dem Zaun und sah zu, wie Jiro mit angelegten Ohren und halbgeschlossenen Augen dastand, während das Mädchen die zusammengebackenen Dreckklumpen entfernte, die an ihm klebten.
Shoka fühlte sich ein wenig betrogen; er hatte gedacht, Jiro werde sie geradewegs über den Zaun werfen.
Aber als die Schweinehirtin, die sie war, hatte sie ein Händchen für ihn, und Jiro ließ sie sogar sein Stirnhaar und die Beine bearbeiten – allerdings nicht den Schweif: Jiro klemmte ihn sich zwischen die Beine, und sie konnte nur die Endsträhnen bürsten, doch sein Ausschlagen, als sie ihn freizubekommen versuchte, war nicht ernst gemeint, sondern diente bloß der Klarstellung der Verhältnisse. Das Mädchen sprang nicht einmal aus dem Weg, sie trat einfach rechtzeitig beiseite, und Shoka saß mit den Armen auf den Knien auf dem Zaun, sah sich das an und dachte betrübt, daß Jiro doch allmählich in die Jahre komme – er war ein wenig grau ums Maul geworden und wurde im Ruhestand doch recht behäbig.
Das Mädchen duckte sich unter Jiros Hals hindurch, und Jiro reagierte nicht; aber das Mädchen ließ dabei auch seine Hand auf Jiros Schulter, genau so, wie er es ihr erklärt hatte; und Jiro war durchwärmt von der Sonne und träge.
Wenn ihm das Mädchen im Haushalt half, dachte Shoka, dann bliebe ihm Zeit, den Stall zu reparieren, aber das tat sich nicht von selbst, indem er hier saß und zuschaute, ebenso träge von der Sonne und verzaubert wie das Pferd, sich vom Tag durchströmen ließ und dachte, daß es alles in allem doch viel angenehmer war, einfach nur dazusitzen.
Er saß auf der Veranda, sah ihr beim Arbeiten und Jäten zu und nutzte die Gelegenheit, endlich einmal die Nähte an Jiros Halfter auszubessern, eine Tätigkeit, die sich mit seinen schmerzenden Muskeln und Schrammen vertrug.
Und als sie am späten Nachmittag zur Hütte hochkam, verschwitzt und mit verklebtem Haar, sagte er: »Wasch dich.«
Sie verneigte sich, ging hinein und holte den Eimer.
»Zieh saubere Sachen an«, sagte er. »Und nimm den Wassereimer zum Nachfüllen mit, damit du nicht zweimal gehen mußt.«
Auf ihrem Weg über die Veranda verneigte sie sich abermals, ging zurück und kam mit dem Wascheimer voller Kleider zum Wechseln in der einen und dem leeren Wassereimer in der anderen Hand wieder heraus.
Und ging an ihm vorbei und blieb am Fuß der Treppe stehen. »Meister Saukendar – wird es nicht allmählich Zeit für meine erste Lektion?«
»Wagst du es, meine Unterrichtsmethoden zu kritisieren?«
»Nein, Meister Saukendar.«
»Du warst außer Atem, als du heraufgekommen bist. Du kriegst nicht genügend Luft. Wenn du soweit bist, dort bei den Bäumen ist ein Hang. Lauf bis zur Kuppe, renn wieder herunter. Tu das jeden Abend, bevor du badest.«
»Ist gut«, sagte sie; und stellte die Eimer am Rand der Veranda ab und trabte los.
Er sah ihr nach, sah sie
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