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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zwischen den Bäumen verschwinden und wußte aus eigener Erfahrung, wie hoch der Hügel war und was es bedeutete, bis zur Kuppe zu klettern.
    Er hatte das unbestimmte Gefühl, sie würde das Tempo etwa einen Steinwurf weit beibehalten, und dann würde sie traben und dann ein Stück weit gehen; und schließlich würde sie den Hügel im Schritttempo erklimmen, wenn sie überhaupt noch soviel Kraft übrig hätte.
    Es würde eine Weile dauern, dachte er, bis sie zurückkam; und er sah mit leichter Besorgnis zum Himmel auf: Er hatte keine Lust, selbst auf den Hügel zu klettern, nicht einmal im Schrittempo, so steif, wie er war, mit seinem schmerzenden Bein, um das Mädchen zu suchen, wenn es sich im Wald verirrte...
    Nein, die nicht. Vielleicht kam sie nicht bis zur Kuppe, aber er traute ihr zu, daß sie von selbst zurückfand. Irgendwann.
    Er saß da und döste auf der Veranda, während die Sonne golden und lavendelfarben unterging, bis es dunkel wurde und er Schritte den Hang herunterkommen hörte; und sie zurückkommen sah – in Schweiß gebadet und auf die Veranda zutaumelnd, ein blaßgesichtiges Gespenst in der Dämmerung.
    Doch inzwischen war er zur Tür unterwegs.
    Er sagte kein Wort zu ihr. Er ging in die Hütte. Er hörte, wie sie die Eimer von der Veranda schleppte; und er war hungrig und verärgert über die Aussicht auf ein verspätetes Abendessen.
    Doch er hängte Jiros geflicktes Halfter an den Haken neben der Tür, zündete die einzige Lampe an und schürte das Feuer. Er hatte Tee aufgesetzt und Reis mit etwas Kürbis aus dem Garten gekocht, bevor sie mit einem Eimer voller nasser Sachen und einem zweiten voller Trinkwasser aus dem Dunkeln angestapft kam.
    »Du hast dich verspätet«, sagte er. »Ich erwarte, daß es bei Anbruch der Dunkelheit Abendessen gibt.«
    »Ja, Meister Saukendar.«
    »Iß.« Er schöpfte ihr eine Schüssel voll und schob sie ihr hin, und sie nahm sie mit einem »Danke, Meister Saukendar» entgegen, taumelte auf die Veranda hinaus und setzte sich im Dunkeln hin, wo ein leichter Wind etwas Kühlung brachte.
    Er nahm sein eigenes Abendessen mit hinaus. »Ich möchte meinen Tee«, sagte er.
    »Ja, Meister«, sagte sie; und erhob sich mühsam beim zweiten Versuch, taumelte in die Hütte und holte seine Schale und ihre.
    »Iß«, sagte er, als sie anschließend dasaß, die Schüssel in ihren Händen anstarrte und keine Kraft mehr zu haben schien, sie anzuheben. »Iß, oder haben wir etwa zuviel Essen?«
    Sie aß gehorsam, einen winzigen Bissen nach dem anderen, und aß nicht auf, was er ihr gegeben hatte. »Das hebe ich mir zum Frühstück auf«, sagte sie.
    Erblickte sie finster an, aß seine Portion zu Ende und sagte: »Du kannst den Topf auswaschen, bevor du dich schlafen legst.«
    Sie nickte, erhob sich und holte den Topf aus der Hütte, taumelte an die Seite der Veranda und ging zur Rückseite der Hütte, wo das Regenfaß stand.
    Er ging hinein, entkleidete sich und lag in der finsteren Hütte behaglich im Bett, als sie den Topf hereinbrachte.
     
    Am Morgen bewegte sie sich steif, ging jedoch bei Tagesanbruch nach draußen, während Shoka in die Decken eingewickelt blieb und sich noch ein wenig Ruhe gönnte. Als sie zurückkam und sich daran machte, das Frühstück zuzubereiten, wusch er sich am Regenfaß und rasierte sich gemächlich. Als er auf die Veranda zurückkam, wartete eine Schale heißer Tee auf ihn.
    Keine Klagen ihrerseits, keine Einwände.
    Armes, närrisches Mädchen, dachte er, während er am Tee nippte und Jiro dabei zusah, wie er auf der Weide neben dem Stall Gras rupfte.
    Daß sie bis zur Kuppe gerannt war, glaubte er nie im Leben; aber wenigstens hatte sie es ernstlich versucht. Der Stall war ausgemistet; der Garten war gejätet. Heute beobachtete er sie, als sie ihm sein Frühstück brachte und sich mit ihrer Portion behutsam an den Rand der Veranda setzte.
    Wirklich eine arme Närrin. Am ganzen Körper Muskelkater. Er rieb sich sein schlimmes Bein und dachte an die Wunde, die ihn lahm gemacht hatte – an das Handgemenge unterwegs, bei dem es Jiro umgeworfen und er sich unter ihm aufzurichten versucht hatte, an eine Klinge, die an einer Stelle eingedrungen war, wo die Hose nicht verstärkt gewesen war, an einen Stich, der ihm seine Gesundheit und den Glauben an seine eigene Unverwundbarkeit geraubt hatte.
    Er erinnerte sich auch noch an etwas anderes; und als das Mädchen hinten war, um das Geschirr abzuwaschen, ging er in die Hütte und wühlte in den Töpfen

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