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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einer Frau teilen, ohne bestimmte Regungen zu verspüren, dann mußt du noch eine ganze Menge über Männer lernen.«
    »Ihr habt mich als Schüler angenommen, Meister Saukendar. Welcher Mann rührt schon seinen Schüler an?«
    »Du bist ein Mädchen! Daran kannst du nichts ändern!«
    »Als Ihr Euer Wort gegeben habt, war keine Rede davon. Ihr habt eingewilligt. Das ist alles.«
    »Du wirst mir jetzt zuhören, Mädchen. Den Lauf der Natur kannst du nicht ändern. Dein Verlangen ist unvernünftig.«
    »Ihr habt es versprochen.«
    »Um einer Verrückten ihren Willen zu lassen.«
    »Aber Ihr habt es versprochen. Und es geht um Eure Ehre, nicht wahr, und wenn Ihr Euer Wort brecht, werden sich die Götter daran erinnern. Ihr habt versprochen, mich als Schüler anzunehmen und daß ihr mich nicht anrührt. Wollt Ihr Euer Versprechen brechen?«
    »Närrin! Du wirst nicht lange durchhalten; daran besteht nicht der geringste Zweifel. Höchste Zeit, daß du das begreifst und darüber nachdenkst, wie du deinen Lebensunterhalt bestreiten willst.«
    »Ihr braucht mich bloß zu unterrichten. Und ich bin bis hierher gekommen, Meister Saukendar. Ich habe es aus eigener Kraft bis zu Euch geschafft, und Ihr sagt selbst, daß ich mich im Wald gut auskenne. Ich habe eine Falle gebaut, in die Ihr hineingetappt seid, oder etwa nicht? Und ich habe alles getan, was Ihr mir aufgetragen habt, also habt Ihr keinen Grund, Euch über mich zu beklagen. Unterrichtet mich genauso, wie Ihr einen Jungen unterrichten würdet, und ich werde ebenso gut lernen wie ein Junge.«
    »So wie du auf den Hügel läufst?«
    »So wie ich auf den Hügel laufe.«
    »Ach, komm schon, Mädchen, lüg mich nicht an. Du hast es doch gar nicht bis nach oben geschafft.«
    »Ich habe es geschafft!«
    »Verdammt noch mal, du hast die Hügelkuppe nie gesehen. Du setzt dich hin, wenn du außer Puste bist, du ruhst dich aus, bis du glaubst, es sei Zeit, und dann rennst du zurück, und erzählst mir, daß du bis ganz hinauf läufst.«
    »Dann folgt mir.«
    Das saß: Er selbst konnte nicht auf den Hügel laufen, nicht mit seinem lahmen Bein, und er war sicher, daß sie das wußte und daß sie das Argument mit Vorbedacht vorgebracht hatte. Er verschränkte die Arme und blickte sie durchdringend an. »Mädchen, du schwindelst doch.«
    »Ich bin keine Betrügerin.«
    Er starrte sie lange an. »Du bleibst also dabei, daß du bis zur Kuppe läufst. Daß du nicht irgendwo abwartest. Daß du mich nicht anlügst.«
    »Ja.«
    »Aufrichtigkeit gegen Aufrichtigkeit: Ich habe erwartet, daß du es nicht einmal bis zur Hälfte schaffen würdest. Jetzt sag mir, daß es so war, und wir sind quitt, und nichts wird sich ändern. Solange die Sonne am Himmel steht, haben es Schüler mit solchen Finten versucht. Aber bei den Göttern, wenn du mir ins Gesicht lügst und ich dich dabei erwische, sind alle Vereinbarungen ungültig – und ich werde dich erwischen, verstanden?«
    »Ich lüge nicht!«
    »Die letzte Gelegenheit.«
    »Ich lüge nicht.«
    »Bleib heute vom Hügel weg. Schlaf dich aus. Morgen wirst du den Schlaf brauchen. Oder du sagst mir, daß du gelogen hast. Denn wenn ich herausfinde, daß es so war, dann bin ich aller Versprechen entbunden. Dann ist die Angelegenheit erledigt.«
     
    Jiro legte die Ohren an, als ihm Decke und Sattel übergeworfen wurden; und er stellte sie wieder auf, als Shoka ihn ins helle Tageslicht hinausführte, wo Taizu sie auf dem Zaun sitzend erwartete.
    »Nun denn«, sagte Shoka, während Jiro bockte und an den Zügeln zerrte, die Shoka straff in der Hand hielt. »Ich lasse dir einen Vorsprung. Bis zur anderen Seite der Weide und dann wieder zurück.«
    Taizu blickte in die genannte Richtung, zum langgestreckten Hang der Bergschulter, wo ein Waldbrand nur wenige Bäume übriggelassen hatte, so daß ein Teil des Hügels baumlos und mit Gras und Unkraut überwachsen war. Er hatte die nachgewachsenen Schößlinge gefällt, die Stümpfe verbrannt und zersägt; die behauenen Bäume hatte er für die Umzäunung verwendet und die Weide Jahr um Jahr erweitert. Jetzt umfaßte sie die volle Fläche eines breiten ansteigenden Hangs, der an den Seiten und am Ende abschüssig wurde.
    Taizu nickte und lief auf die Pferchumzäunung zu, duckte sich darunter hindurch und nahm die dahinterliegende Weide in gemächlichem Tempo in Angriff.
    Er führte Jiro durchs Tor und schwang sich in den Sattel, während Jiro mit den Zähnen mahlte und sich in Bewegung setzte.
    »Schneller!«

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