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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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verpflichtet, ihm zuzuhören. Auch Sano musste sich anhören, was der Entführer zu sagen hatte, weil es für die endgültige Lösung des Falles von Bedeutung sein konnte. Und wenngleich Reiko befürchtete, dass der Drachenkönig erzählte, was sich in der Nacht zugetragen hatte, verdiente er als Samurai eine Anhörung, bevor er den rituellen Selbstmord beging, auch wenn er ein Verbrecher war.
    »Nein, es ist gut«, sagte Reiko. »Lass ihn reden.«
    Hirata, Marume und Fukida starrten bestürzt auf die brennenden Fackeln, die die Nacht erhellten, und das Heer der Samurai, das durch den Wald auf sie zustürmte.
    »Woher kommen die denn plötzlich?«, rief Fukida in dem Moment, als Marume sagte: »Die Insel wird gestürmt!«
    »Da drüben sind noch drei«, schrie einer aus der Horde. »Ergreift sie!«
    Hirata erkannte die Stimme und lächelte. »Das sind unsere Kollegen«, sagte er und rief den anstürmenden Männern zu: »Halt, Kato -san ! Ich bin es, Hirata.«
    Auf die Kriegsschreie folgten freudige Begrüßungen, als die Ermittler Hirata erreichten. »Ihr wart also zuerst hier«, sagte Kato. »Wir haben uns schon gefragt, was aus Euch geworden ist.«
    »Ist Sano -san hier?«, fragte Hirata sichtlich nervös.
    »Ja, er und Kammerherr Yanagisawa. Wo sind Fürstin Keisho-in und die anderen Frauen?«
    »Das weiß ich nicht. Wir waren gerade in dem Flügel des Palasts, in dem sie vorgestern eingesperrt waren, aber dort sind sie nicht mehr.«
    Ferne Schreie erstickten im Lärm der am Ufer landenden Boote. »Das hört sich so an, als wäre das gesamte Tokugawa-Heer gekommen. Die Erstürmung der Insel wird in einem Chaos enden. Wir können froh sein, wenn wir uns nicht gegenseitig niedermetzeln, anstatt die Feinde zu töten.«
    Obwohl Hirata befürchtete, dass die Entführer die Frauen getötet hatten, hoffte er, dass sie vielleicht doch irgendwie entkommen waren. Im Geiste sah er Midori einsam über die Insel irren, während hier eine Schlacht geschlagen wurde und die Soldaten blindwütig jeden töteten, der ihren Weg kreuzte.
    »Wir müssen die Frauen suchen, bevor sie versehentlich getötet werden«, sagte Hirata zu den Ermittlern und wandte sich dann an Fukida und Marume. »Zuerst durchsuchen wir das Palastgelände.«
    Sie suchten in den verfallenen Flügeln und zwischen dem wild wuchernden Gestrüpp, bis ein lautes Jammern sie erstarren ließ. »Was war das?«, fragte Fukida.
    »Hörte sich an wie eine Katze«, erwiderte Marume.
    Doch das Geräusch erweckte Hoffnungen in Hirata, die er kaum auszusprechen wagte. »Midori!«, rief er.
    Er rannte im Kreis umher, während sein Blick über Bäume und Steinhaufen glitt. Kurz darauf hörte er einen Schrei, und dann entdeckte er sie. Seine Gemahlin kauerte zwischen einer verfallenden Mauer und einem Strauch. In den Armen hielt sie ein kleines Bündel. Sie sprang aus dem Versteck und warf sich in Hiratas Arme.
    »Endlich bist du da!«, rief sie unter Tränen. »Ich wusste, dass du kommst!«
    Auch Hirata traten Tränen in die Augen. Er drückte Midori an seine Brust und war dermaßen überwältigt, dass er keinen Ton herausbrachte. Midori zeigte auf das Bündel in ihren Armen. »Das ist unsere Tochter«, sagte sie, und zu dem Mädchen. »Sieh nur, mein Kleines, das ist dein Vater.«
    »Sie weiß es«, sagte Hirata. »Sie hat mich gerufen.«
    Er schaute in die ernsten Augen in dem kleinen, zerknitterten Gesicht des Babys. Väterliche Liebe und Stolz wärmten sein Herz. Dann hörte er einen Mann rufen: »Da ist sie!« Er erkannte Fürst Niu, der sich ihm und Midori mit einer Schar seiner Gefolgsleute näherte.
    Hirata riss erstaunt den Mund auf. »Was macht Ihr denn hier?«, fragte er den Fürsten.
    »Ich will meine Tochter befreien.« Fürst Niu schenkte dem Baby kaum einen Blick. »Du kommst mit mir«, befahl er Midori, packte ihre Hand und versuchte, sie aus Hiratas Armen zu reißen.
    »Nein, Vater!«, schrie Midori.
    Hirata, den das Besitz ergreifende Benehmen des Fürsten erzürnte, zog an Midoris anderem Arm. Fukida und Marume warfen sich auf Fürst Niu und versuchten, ihn von Midori loszureißen. Dessen Gefolgsleute kämpften mit Hirata. Als die beiden gegnerischen Parteien an Midoris Armen zerrten, schrie sie laut auf. Das Baby fing an zu weinen. Mittlerweile stand zwar fest, dass Fürst Niu nicht der Entführer war, doch Hirata fragte sich, ob der Kampf gegen seinen Schwiegervater jemals enden würde.
    »Lass sie los, du Haufen Pferdedreck!«, brüllte Fürst Niu, dessen

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