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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Reiko. »Als ich sie zum letzten Mal gesehen habe, irrte sie übers Palastgelände.«
    Yanagisawa befahl seinen Männern, um die Insel herum zum Palast zu rudern. Ihr Boot fuhr davon. Andere Boote erreichten derweil das Ufer, und die Männer gingen von Bord. Der Sturm auf die Insel begann.
    Reiko drehte sich zu Sano um. »Ich habe Midori in der Nähe des Palasts zurückgelassen. Wir müssen sie suchen.«
    Während die Ermittler Inoue und Arai dem Kammerherrn folgten, wrang Reiko ihr nasses Haar aus. Sano fragte: »Wo ist Dannoshin?« Reiko schaute ihn fragend an. »Der Mann, der dich entführt hat«, erklärte Sano.
    »Dannoshin heißt er? Ich … ich wusste seinen Namen nicht«, erwiderte Reiko und wich Sanos Blicken aus. »Wie hast du herausgefunden, wer der Mann ist? Wie hast du den Palast gefunden?«
    Sano fasste seine Ermittlungsergebnisse kurz zusammen. Reiko, die ihren eigenen Gedanken nachhing, lauschte ihrem Gemahl, ohne ihn zu unterbrechen. »Hat Dannoshin dir etwas angetan?«, fragte Sano schließlich besorgt.
    Obwohl Reiko den Kopf schüttelte, spürte er, dass sie ihm etwas verschwieg, doch er drängte sie nicht zu einer Erklärung. In diesem Moment war er einfach nur froh, dass sie lebte und offenbar unversehrt war. Außerdem war die Rettungsaktion noch nicht beendet.
    Ihr Boot umkreiste die Insel und näherte sich den Palastgebäuden. »Hast du Dannoshin gesehen … den Drachenkönig?«, fragte Sano.
    Reiko nickte zögernd. »Er war im Palast. Ich zeige dir den Weg.«
     
    Von sechs Leibwächtern begleitet, eilte Kammerherr Yanagisawa durch das Schlosstor. Die Laternen der Männer erhellten den Pfad durch den von Unkraut überwucherten Garten, die baufälligen, von Weinreben bewachsenen Palastmauern und das geöffnete Portal. Obwohl der Lärm der Schreie, der Kämpfe und der rasselnden Klingen sich verstärkte, als die Befreier die Insel stürmten, war der Palast in schaurige Stille gehüllt.
    »Zuerst müssen wir das Gelände erkunden«, sagte Kammerherr Yanagisawa.
    Als sie den Palast vorsichtig umrundeten und nach Lebenszeichen Ausschau hielten, beschleunigte sich der Pulsschlag des Kammerherrn. Bei dem Gedanken an die Dringlichkeit einer erfolgreichen Rettungsaktion brach ihm der Schweiß aus. Es war nicht nur sein Ziel, Fürstin Keisho-in zu retten und die Gunst des Shōgun wiederzuerlangen. Es ging auch um weit mehr, als seinen Geliebten vor der Hinrichtung zu retten. General Isogais Weigerung, seinen Befehlen zu folgen, hatte die schreckliche Wahrheit ans Licht gebracht, dass er, Yanagisawa, die Macht über das Heer verloren hatte. Zehntausende von Tokugawa-Soldaten würden sich mit Fürst Matsudaira, Fürst Kii, Priester Ryuko und anderen Feinden des Kammerherrn zusammenschließen. Daher war die Rettung von Fürstin Keisho-in für Yanagisawa eine Frage des Überlebens. Nur ein Erfolg würde ihm erlauben, seinen Einfluss auf den Shōgun und das Land lange genug aufrechtzuerhalten, bis seine Macht wieder auf einem festen Fundament stand. Sollte die Rettungsaktion scheitern, würde er in den Untergang stürzen.
    Der Kammerherr führte seine Gefolgsleute über die Grundmauern eines verfallenen Gebäudes ins Innere des Palasts. Plötzlich hörte er eine krächzende Stimme schreien: »Lasst mich los, Ihr dreckigen Straßenköter!« Yanagisawa war dermaßen erleichtert, dass er lachen musste.
    »Das ist sie«, sagte er.
    Die Stimme fluchte weiter. Yanagisawa und seine Männer folgten dem Keifen und Schimpfen durch einen befestigten Durchgang auf einen Hof, der von zweistöckigen Gebäuden umschlossen war. In der Mitte des Hofes drängten sich drei finstere Burschen um Fürstin Keisho-in und streckten die Arme nach ihr aus. Die alte Frau hielt ein Langschwert in der Hand, das sie sich irgendwo beschafft haben musste. Sie umklammerte den Griff ungeschickt mit beiden Händen und schwang das Schwert.
    »Packt euch, ihr Abschaum!«, keifte sie.
    Die Kerle wichen zurück. Als Fürstin Keisho-in durch den Schwung der Schläge ins Taumeln geriet, stürzte einer der Kerle sich auf sie. Keisho-in ließ die Klinge durch die Luft sausen und schlitzte ihm die Brust auf. Lautlos sank der Kerl zu Boden.
    »Du wirst mich nicht noch einmal entführen!«, frohlockte die Mutter des Shōgun.
    Als die anderen Angreifer Yanagisawa und dessen Gefolgsleute erblickten, machten sie sich eiligst aus dem Staub. »Folgt ihnen«, befahl der Kammerherr einigen seiner Soldaten. An Fürstin Keisho-in gewandt, fügte er hinzu: »Es

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