Der Papalagi
Freunde und die Diener der höchsten Häuptlinge eilen herbei, legen dir Ketten an und bringen dich ins Fale pui pui 1 , und du bist geächtet für dein ganzes Leben.
Damit nun nicht einer nach des andern Dinge greift, die er als die seinen erklärt hat, wird dieses, was einem gehört und nicht gehört, genau festgelegt durch besondere Gesetze. Und es gibt in Europa Menschen, die nichts tun, als darauf achten, daß niemand diese Gesetze übertritt, daß dem Papalagi nichts von dem genommen wird, was er sich selbst genommen hat. Der Papalagi will sich durch dies den Anschein geben, er habe wirklich ein Recht erwirkt,
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Gefängnis
als habe Gott ihm sein Besitztum wirklich für alle Zeiten abgetreten. Als gehöre ihm nun wirklich die Palme, der Baum, die Blume, das Meer, der Himmel und seine Wolken darüber.
Der Papalagi muß solche Gesetze machen und solche Hüter für sein vieles Mein haben, damit diejenigen, welche nur wenig oder gar kein Mein haben, ihm nichts von seinem Mein nehmen. Denn wo viele viel an sich nehmen, gibt es viele, die nichts in Händen haben. Nicht jeder weiß die Schliche und geheimen Zeichen, zu vielem Mein zu kommen, und es gehört eine besondere Art Tapferkeit dazu, die sich nicht immer mit dem, was wir Ehre nennen, verträgt. Und es mag wohl sein, daß diejenigen, welche wenig in Händen haben, weil sie Gott nicht kränken und ihm nichts nehmen mögen, die allerbesten der Papalagi sind. Doch es gibt deren sicherlich nicht viele.
Die meisten berauben Gott ohne Scham. Sie kennen es nicht anders. Sie wissen oft gar nicht, daß sie etwas Schlechtes tun; eben weil alle so tun und sich nichts dabei denken und keine Scham empfinden. Mancher bekommt auch sein vieles Mein aus den Händen seines Vaters, zu der Zeit, als er geboren wurde. – Jedenfalls hat Gott fast nichts mehr, die Menschen haben ihm fast alles genommen und zu ihrem Mein und Dein gemacht. Er kann seine Sonne, die für alle bestimmt ist, nicht mehr allen gleich geben, weil einzelne mehr beanspruchen als die anderen. Auf den schönen, großen Sonnenplätzen sitzen oft nur wenige, während die vielen im Schatten kümmerliche Strahlen fangen. Gott kann keine rechte Freude mehr haben, weil er nicht mehr der höchste Alii sili 1 in seinem großen Hause ist. Der Papalagi verleugnet ihn, dadurch, daß er dies sagt: alles ist mein. Doch so weit denkt er nicht; wenngleich er auch noch so viel denkt. Im Gegenteil, er erklärt sein Tun für ehrlich und rechtlich. Es ist aber unehrlich und unrechtlich vor Gott.
Würde er richtig denken, so müßte er auch wissen, daß uns nichts gehört, was wir nicht festhalten können. Daß wir im Grunde nichts festhalten können. Dann würde er auch einsehen, daß Gott sein großes Haus gab, damit alle darin Platz und Freude haben. Und es wäre wohl auch groß genug und hätte wohl für jeden ein Sonnenfleckchen und eine kleine Freude, und für jeden Menschen wäre wohl ein kleiner Palmenstand da und ganz sicherlich ein Plätzchen für seine Füße, darauf zu stehen. Wie Gott es will und bestimmt hat. Wie könnte Gott auch nur eines seiner Kinder vergessen haben! Und doch suchen so viele nach dem kleinen Örtchen, das Gott für sie freigelassen hat.
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Herrscher
Weil der Papalagi das Gebot Gottes nicht hört und sich seine eigenen Gesetze macht, schickt ihm Gott viele Feinde seines Eigentums. Er schickt ihm die Nässe und Hitze, sein Mein zu zerstören, das Altwerden und das Zerbröckeln und Faulen. Er gibt auch dem Feuer Macht über seine Schätze und dem Sturm. Vor allem aber legt er in die Seele des Papalagi die Furcht. Das Angsthaben um das, was er sich genommen hat. Des Papalagi Schlaf ist nie ganz tief, denn er muß wach sein, damit ihm zur Nacht nicht fortgetragen wird, was er selber am Tage zusammengetragen hat. Er muß seine Hände und Sinne immer an allen Enden seines Meins haben. Und wie plagt alles Mein ihn stetig und spottet seiner und sagt: weil du mich von Gott nahmst, deshalb peinige ich dich und mache dir viele Schmerzen.
Aber viel schlimmere Strafe hat Gott dem Papalagi gegeben als seine Furcht. – Er gab ihm den Kampf zwischen denen, die nur ein kleines oder gar kein Mein haben und denen, die ein großes Mein sich nehmen. Dieser Kampf ist heiß und schwer und geht Tag und Nacht. Es ist der Kampf, den alle leiden; der allen die Freude am Leben zernagt. Die haben, sollen geben, wollen aber nichts geben. Die nichts haben, wollen selber haben, bekommen aber nichts. Auch diese sind
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