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Der Papalagi

Der Papalagi

Titel: Der Papalagi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Scheuermann
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selten Gottesstreiter. Sie kamen zunächst nur zu spät zum Raub oder waren zu ungeschickt oder die Gelegenheit fehlte ihnen. Daß Gott der Beraubte ist, daran denken die allerwenigsten. Und nur ganz selten hört man den Ruf eines gerechten Mannes, alles in Gottes Hände wieder zurückzugeben.
    O Brüder, wie denkt ihr über einen Mann, der da eine Hütte hat, groß genug für ein ganzes Samoadorf und gibt nicht dem Wanderer sein Dach für eine Nacht? Wie denkt ihr über einen Mann, der eine Traube Bananen in Händen hält und gibt dem nicht eine einzige Frucht, der da hungernd darum bittet? – Ich sehe den Zorn in euern Augen und die große Verachtung auf euern Lippen. So denkt: Dies ist das Tun des Papalagi zu jeder Stunde. Und wenn er auch hundert Matten hat, er gibt nicht eine dem, der keine hat. Er macht dem anderen eher noch eine Schuld und einen Vorwurf daraus, daß dieser keine hat. Er mag seine Hütte bis unter die höchste Spitze seines Daches voller Essensvorräte haben, viel mehr als er und seine Aiga 1 in Jahren essen kann, er wird nicht suchen gehen nach denen, die nichts zu essen haben, die bleich und hungrig sind. Und es gibt viele Papalagi, die da bleich und hungrig sind.
    Die Palme wirft ihre Blätter und Früchte ab, wenn sie reif sind. Der Papalagi lebt so, wie wenn die Palme ihre Blätter und Früchte festhalten wollte: Es sind
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    Familie
    meine! Ihr dürft sie nicht haben und nichts davon essen! – Wie sollte die Palme neue Früchte tragen können? Die Palme hat viel mehr Weisheit als ein Papalagi.
    Auch unter uns gibt es viele, die mehr haben als die anderen, und wir erweisen dem Häuptling Ehre, der da viele Matten und viele Schweine hat. Diese Ehre gilt aber nur ihm alleine und nicht den Matten und Schweinen. Denn diese gaben wir ihm selber zum Alofa 1 , um unsere Freude zu zeigen und seine große Tapferkeit und Klugheit zu loben. Der Papalagi verehrt aber an seinem Bruder die vielen Matten und Schweine, ihn kümmert wenig dessen Tapferkeit und Klugheit. Ein Bruder ohne Matten und ohne Schweine hat nur ganz geringe Ehre oder gar keine.
    Da nun die Matten und Schweine nicht selber zu den Armen und Hungrigen kommen können, sieht auch der Papalagi keinen Grund, sie seinen Brüdern zu bringen. Denn er ehrt ja nicht sie, sondern nur ihre Matten und Schweine, und darum behält er sie auch für sich. Würde er seine Brüder lieben und ehren und nicht mit ihnen im Kampf um das Mein und Dein stehen, so würde er ihnen die Matten bringen, damit sie teilhätten an seinem großen Mein. Er würde seine eigene Matte mit ihnen teilen, anstatt sie in die dunkle Nacht hinauszustoßen.
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    Geschenk
    Aber der Papalagi weiß nicht, daß Gott uns die Palme, Banane, den köstlichen Taro, alle Vögel des Waldes und alle Fische des Meeres gab, daß wir alle uns daran freuen und glücklich sein sollen. Nicht aber für nur wenige unter uns, während die anderen darben und Not leiden müssen. Wem Gott viel in seine Hand gab, muß seinem Bruder abgeben, damit nicht die Frucht in seiner Hand faule. Denn Gott reicht allen Menschen seine vielen Hände; er will nicht, daß einer ungleich mehr hat als der andere, oder daß einer sagt: Ich stehe in der Sonne, du gehörst in den Schatten. Wir alle gehören in die Sonne.
    Wo Gott alles in seiner gerechten Hand behält, da ist kein Kampf und keine Not. Der listige Papalagi möchte nun auch uns aufschwätzen: Gott gehört nichts! Dir gehört, was du mit Händen halten kannst! – Laßt uns unsere Ohren verschließen vor solcher schwachen Rede und festhalten an dem guten Wissen. Gott gehört alles.
    Anmerkung des Herausgebers:
Die verächtlichen Worte Tuiaviis über unsere Eigentumsbegriffe müssen jedem verständlich sein, der weiß, daß die Eingeborenen Samoas in völliger Gütergemeinschaft leben. Den Begriff von mein und dein in unserem Sinne gibt es tatsächlich nicht Auf allen meinen Reisen hat der Eingeborene stets sein Dach, seine Matte, sein Essen, alles in Selbstverständlichkeit mit mir geteilt. Und oft bekam ich von einem Häuptling als seinen ersten Gruß die Worte: »Was mein ist, ist auch dein.« Der Begriff »stehlen« ist dem Insulaner fremd. Alles gehört allen. Alles gehört Gott.
    Der große Geist ist stärker als die Maschine
D er Papalagi macht viele Dinge, die wir nicht machen können, die wir nie begreifen werden, die für unseren Kopf nichts sind als schwere Steine. Dinge, nach denen wir wenig Begehren haben, die den Schwachen unter uns wohl in

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