Der Papstkäufer
große Summen in diese wundersamen Heiligenandenken. Nachdem er jedoch von Zinks Geschäftemacherei erfahren hatte, stoppte er sofort alle weiteren Käufe. Er wollte sich nicht nachsagen lassen, seinem eigenen Angestellten auf den Leim gegangen zu sein. Verbieten konnte er es ihm nicht, dazu war Zink zum einen zu wichtig für die Firma Fugger, zum anderen: Wie wollte man etwas verbieten, was offiziell sowieso verboten ist?
Je mehr Geld der Papst benötigte, desto bereitwilliger arbeitete er Zink und den Fuggern in die Hände. Nachdem sich nicht nur die diversen Unternehmungen zur Rückeroberung von Teilen Italiens ganz passabel angelassen hatten, sondern der Kirchenstaat unter Julius II. auch die ersten Filialen in Übersee – Diözesen in Amerika – gegründet hatte, die einstweilen aber noch kein Geld einbrachten, wollte er schließlich auch Rom seinen Stempel aufdrücken. Nun begann er das Projekt, das im Wesentlichen dazu beitrug, ihm und seinem Architekten in Form wenig schmeichelhafter Beinamen ewigen Nachruhm zu sichern. Denn die jeweiligen Spitznamen nach ihrem Tod waren: ›Il terribile‹, der Schreckliche, für Papst Julius II. und ›Maestro rovinante‹, Meister der Zerstörung, für Donato Bramante.
Der Papst hatte nämlich befunden, dass die alte konstantinische Basilika für den Tag, da er einmal sterben würde, kein angemessener Platz sei.
So wurde an einem schönen, sonnigen Frühjahrstag der Grundstein für einen monumentalen Kirchenneubau gelegt. Die rund eintausendzweihundert Jahre alte, traditionsreiche konstantinische Basilika wurde abgerissen, was nicht nur in Rom bitter beklagt wurde.
Zur Finanzierung dieses gigantischen Projekts wurden erst einmal alle Einnahmen aus dem Peterspfennig umgeleitet. Die Aufgabe, den ›Denarius Sancti Petri‹ einzusammeln, wurde wie selbstverständlich an die Fugger übertragen und Zink lieferte die Gelder – abzüglich Provision – beim Heiligen Stuhl ab.
Die akkurate Arbeit des Geldeinsammelns wurde zwei Jahre später belohnt: Papst Julius übertrug die offizielle päpstliche Münzprägung, die ›Zecca‹, an Zink und die Fugger. Hatten bisher lediglich Teile der päpstlichen Münzproduktion das Fuggerwappen – Dreizack und Ring – getragen, so waren es ab sofort alle Münzen. Der Pachtvertrag war mehr als günstig ausgefallen, so dass auch die Erträge aus diesem Geschäft dazu beitrugen, dass sich König Maximilian im gleichen Jahr in Triest, mit Genehmigung des Papstes, zum Kaiser ausrufen ließ. Dank der Finanzierung Jakob Fuggers wollte Maximilian sogar nach Rom ziehen, um sich von Julius ganz offiziell zum Kaiser krönen zu lassen. Die Gelder für den Zug waren von Jakob Fugger schon bereitgestellt, da verweigerte die Republik Venedig den Durchzug. Für einen Krieg gegen die Lagunenstadt reichte das Geld wiederum nicht, also beließ er es beim Titel ›Erwählter Römischer Kaiser‹.
Die Meckau-Krise
15
Die Geschäfte florierten, die päpstliche Münze produzierte reichlich. Es konnte eigentlich nur noch bergab gehen. Und die erste echte Krise ließ nicht allzu lange auf sich warten. Was dann aber kam, war eine Krise, die die eigentlich noch recht junge Firma Fugger bis in die Grundfesten erschütterte und an den Rand der Pleite brachte. Das Modell Peraudi funktionierte halt nicht immer.
Der neunundsechzigjährige Kardinal Melchior von Meckau war über all die Jahre der Fuggerbank treu geblieben. Ein Arrangement von gegenseitigem Nutzen zu kündigen, dazu gab es keinen Grund. Das Pflänzlein der ersten Einlage von zwanzigtausend Gulden – auch dies bereits eine Summe, von der die meisten Menschen nur zu träumen wagten –, war prächtig aufgegangen. Gehegt und gepflegt von allen Seiten, regelmäßig mit neuen Einlagen gedüngt, betrug das Guthaben auf des Kardinals Konto, knapp dreizehn Jahre nach der ersten Einzahlung, stattliche einhundertdreiundfünfzigtausend Gulden. Dafür hätte man so manche Stadt kaufen können.
Die Freundschaft zwischen Zink und von Meckau war genau so gewachsen wie Zinks Bauchumfang, der sich dem des Kardinals in letzter Zeit bedrohlich angenähert hatte. Dennoch war die Freundschaft eine verschwiegene geblieben. Ansonsten wusste nämlich niemand von Meckaus Einlage. Zu den Grundsätzen der Fuggerschen Geschäftspolitik gehörte stets, den Eindruck eines reinen Familienunternehmens zu erwecken. Eine reine Familiengesellschaft war einfach vertrauenswürdiger. Die Fugger trieben dies noch auf
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