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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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die Spitze, indem sie sogar fremdes Kapital offiziell aus der Firma verbannt hatten. Man wollte Herr im eigenen Haus sein. Alle, Kunden wie Schuldner, glaubten daran, dass die Fugger nur mit sippeneigenem Geld arbeiteten. Außer denen natürlich, die Geld bei der Fuggerbank angelegt hatten.
     
    Anfang März dieses Jahres erfuhr Johannes Zink, dass der Kardinal urplötzlich das Zeitliche gesegnet hatte. Er war genauso gestorben, wie er gelebt hatte: Inmitten eines Gelages, prassend, fressend, saufend, hurend. Auf weichen Kissen liegend, mitten im Mahl, den Mund noch voller Fleisch und Rotwein, hatte ihn einfach so der Schlag getroffen. Sein Kopf war nach hinten gesackt, die ihn umgebenden splitternackten Hübschlerinnen hatten gelacht, weil sie gedacht hatten, er sei plötzlich eingeschlafen. Bis ihm die Lammkeule aus der toten Hand gefallen und der Falerner aus dem halbgeöffneten Maul herausgelaufen war, da hatten sie denn doch Ungemach gewittert. Und seinen Sekretär gerufen. Der schrie Zeter und Mordio, jagte die ganze Gesellschaft, ob nackt oder bekleidet, erst einmal vor die Türe und informierte sofort die Kurie über das Dahinscheiden eines ihrer Kardinäle.
    Der Tod eines Kardinals bedeutete in der Regel eine hübsche Erbschaft für den Papst. Diese hielten sich ans Armutsgelübde meist genauso wenig wie an das der Keuschheit, hatten aber häufig keine Familien, denen sie ihre irdischen Reichtümer vererben konnten. Illegitime Kinder waren von der Erbschaft ausgeschlossen, wurden aber durch den Nepotismus Roms in der Regel mit guten Posten und Pfründen abgefunden.
    Als nun der Sekretär Zink informierte – auch er stand auf Zinks Gehaltsliste – , war er völlig außer sich.
    »Man hat ihn gleich durchsucht, so wie er dalag in seinem Tod.«
    Zink ahnte Böses. Etwas, was er beim Tod de Selvios noch hatte vermeiden können.
    »Und was ist dann geschehen?«
    »Sie durchsuchten die Kutte des Kardinals und fanden, im linken Ärmel versteckt, Euren Schuldschein.«
    Zink hielt den Atem an. Das war das Schlimmste, was überhaupt hätte passieren können.
    »Warum habt Ihr mich nicht sofort gerufen, bevor die Kuriendiener kamen?«, herrschte er den Sekretär an.
    »Es waren einfach zu viele Menschen anwesend bei seinem Tod«, entschuldigte sich dieser. »Wenn ich gleich nach Euch verlangt hätte, dann wäre das doch höchst verdächtig gewesen.«
    »Warum trug er den Schuldschein überhaupt bei sich?«
    »Ihr wisst doch, dass der Kardinal in der letzten Zeit niemandem mehr traute. Außer Euch vielleicht.« Er schaute Zink mit ehrfurchtsvollem Blick an. »Und daher hatte er den Schuldschein immer im Ärmel versteckt. Seit Monaten.«
    »Wo ist der Schuldschein jetzt?«
    »Der wird wohl beim Papst liegen.«
    Die Aufregung ob dieser unerhört hohen Summe, die mittlerweile im Vatikan herrschte, konnte sich Zink gut vorstellen.
     
    Sofort informierte er seine Herren in Augsburg entsprechend.
    Jakob Fugger wurde blass, als er die Depesche Zinks las.
    Einhundertdreiundfünfzigtausend Gulden, das war fast drei Mal mehr Geld, als die Fugger als Stammkapital besaßen! Wenn er diese Summe auszahlen müsste, würde dies sogleich das Ende der Firma Fugger bedeuten. Jetzt war guter Rat, im wahrsten Sinne des Wortes, teuer.
    Ulrich Fuggers Kopf fiel beinahe auf die marmorne Platte seines Schreibtisches in der ›Goldenen Schreibstube‹, nachdem Jakob ihm die Malaise gebeichtet hatte. Seine Gesundheit hatte ihn in den letzten Monaten arg im Stich gelassen, schwach und blass saß er hinter dem gewaltigen Tisch.
    »Verdammt, wir hätten einfach besser achtgeben müssen!«, schimpfte er. »Ihm irgendwann die Grenzen aufzeigen müssen, dem Meckauer.«
    Jakob nickte, doch wusste er gleichwohl, wie viel Nutzen das Meckausche Geld der Firma gebracht hatte. Nur, was half diese Erkenntnis in diesem Moment?
    »Die Meckau-Einlage steckt in vielerlei Unternehmungen. Das können wir nicht einfach so abziehen.«
    »Das weiß ich auch«, erwiderte Ulrich unwirsch. »Also, was tun wir?«
    »Ich schlage vor, dass unser guter Zink mit dem Papst verhandelt. Der wird der härteste Brocken sein, der wird das Meckau-Vermögen mit aller Gewalt der Kurie einverleiben wollen.«
    So schickte man eine diskrete Nachricht zu Zink, er solle nach seinem Gutdünken mit dem Papst verhandeln. Nur eines dürfe er nicht: Irgendeine Zustimmung zur Auszahlung des Meckau-Erbes geben.
     
    Als Johannes Zink in Sachen Meckau-Vermächtnis das erste Treffen mit Papst

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