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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Julius II. hatte, da hatte er den Eindruck, dem Papst liefe vor lauter Gier bereits der Geifer aus den Mundwinkeln heraus. Zinks Strategie war auf Verschleppen und Zeitgewinn ausgelegt. Man würde schon sehen, nur nicht gleich in etwas einwilligen, was man später bereuen würde. Sein Gegenüber hatte sich hingegen für ein offensives Vorgehen entschieden und eröffnete das Treffen gleich mit einer Forderung:
    »Nun, Zink, wann könnt Ihr die Summe auszahlen? Ich werde aber großzügig sein. Ihr müsst nicht alles zahlen. Einen Teil dürft Ihr mit den noch offenen Rückzahlungen«, das Wort ›Schulden‹ vermied er geflissentlich, »verrechnen.«
    Zink setzte seinen legendären Blick auf, seine Augen blitzten wie Messer, als sie den Blick des Papstes kreuzten.
    »Euer Heiligkeit, ich glaube nicht, dass das Ganze so einfach gehen wird«, verfolgte er die vorher zurechtgelegte Taktik. »Es gibt ein Testament, und das muss beachtet werden.«
    Der Papst schaute erstaunt.
    »Ein Testament? Zu wessen Gunsten?«
    »Der ehrwürdige Kardinal hat darin die Bruderschaft vom Deutschen Nationalhospiz bedacht«, erwiderte der Fuggerfaktor.
    Julius II. lief rot an vor Zorn.
    »Vergesst die verdammte, verhurte Bruderschaft!«, brüllte er. »Das Geld gehört der Kurie und damit mir!«
    Je zorniger der Papst wurde, desto ruhiger wurde Zink. Er wusste, der Anspruch des Papstes stand auf sehr tönernen Füßen. Aber es galt, die Balance zu wahren. Wenn die tatsächlichen Erben das Geld einforderten, war ihm und den Fuggern genauso wenig gedient wie dem Papst. Also musste man die Bruderschaft und den Papst gegeneinander ausspielen. Zeit gewinnen. Oder vielleicht sogar noch einen potenziellen Erben finden. Den Kaiser? Auch der brauchte Geld, beinahe noch nötiger als der Papst.
    »Ich denke, ich werde einmal mit der Bruderschaft verhandeln.« Zink lächelte. »Vertraut mir«, flüsterte er dem Papst aus nächster Nähe zu. »Es kann eine Weile dauern, aber ich verspreche Euch: Ihr werdet Euer Scherflein vom Meckau-Erbe abbekommen.«
    »Zink, ich warne Euch«, erwiderte der Rovere-Papst. »Bislang habt Ihr mich noch nicht hintergangen. Solltet Ihr es diesmal tun, wird Euch das teuer zu stehen kommen.«
     
    Wie weit sich die beiden Halunken trauten, beziehungsweise misstrauten, zeigten die Wochen nach diesem Treffen. Während Zink die zehntägige Reise nach Augsburg auf sich nahm, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen, schickte der Papst seine Soldaten in die Fuggerbank.
    Zum Geldabheben.
    Mit Waffengewalt.
    Als zusätzliche Ironie des Schicksals schickte er gerade die Schweizer Söldner, die seit Jahren von der Firma Fugger bezahlt wurden. Zink hatte jedoch aufgrund seines berechtigten Misstrauens gegen den Papst alle größeren Geldbestände ausgelagert.
    Dennoch war es an ihm, beim nächsten Treffen mit dem Papst zornig zu sein.
    »Ihr schuldet uns achttausend Gulden zusätzlich.«
    Fast schrie er es, als dass er den Papst ansprach. Der lächelte.
    »Nun, lieber Zink, seht es als Anzahlung, als Vorschuss auf das Vermächtnis des Brixener Bischofs.«
     
    Nach diesem unliebsamen Zwischenfall fühlte sich Zink nicht mehr an seine Abmachung mit dem Papst gebunden. Und so tauchten in den nächsten Wochen diverse Testamente von Melchior von Meckau auf. Fünf insgesamt, alle gefälscht natürlich, aber die Fälschungen waren so gut, dass es fast unmöglich war, diese nachzuweisen. Genauso wenig wie die Urheberschaft dieser Fälschungen. Und wer von einem derartigen Testament bedacht wurde, der würde den Teufel tun und es anfechten. Also konnte sich Johannes Zink der Unterstützung aller in den diversen Nachlässen Bedachter sicher sein. Darunter befand sich sogar Kaiser Maximilian, denn ein Testament enthielt ein Vermächtnis für das Bistum Brixen, welches direkt dem Kaiser unterstellt war. Die Position des Papstes hatte sich drastisch verschlechtert. Das Geld lag in Augsburg – so dachten alle. Also war ohne die Fugger und Zink nicht dranzukommen.
     
    In Augsburg brannte es derweil dennoch lichterloh. Panische Angst hatte Jakob und Ulrich überfallen, die anderen Gläubiger und Einleger der Fuggerbank und der Firma könnten misstrauisch werden. Und Misstrauen war tödlich in diesem Geschäft. Heftig tobten die Diskussionen hinter den Wänden des Stadtschlosses der Fugger.
    »Wir müssen jetzt alles herzeigen, prassen und prunken.« Jakobs Entschluss war so gänzlich gegen seine sonst so sparsame Natur gefallen.
    »Bist du komplett

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