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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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närrisch geworden?«, entgegnete Ulrich. »Wir stehen vor der Pleite, und du willst unser Geld zum Fenster rauswerfen. Geld, das uns noch nicht mal gehört!«
    »Schau dich doch um, lieber Bruder. Schau dir an, was die anderen Kaufleute herzeigen, hier in Augsburg und anderswo. Die Gossembrots, die Höchstätters, die Welser, die Baumgartners, alle zeigen ihren Reichtum, ihren Erfolg. Das ist die Basis unseres Geschäfts: Vertrauen. Wenn du nichts mehr herzeigst, denken alle, du hast nichts mehr. Und dann bekommst du auch nichts mehr.«
    Lange noch stritten sie hin und her. Am Ende gab der kranke, bereits vom Tod gezeichnete Ulrich nach und gab Jakob freie Hand für einige Prahlereien.
    Darunter war auch die erste Fuggerstiftung. Jakob Fugger hatte sich an die alte Geschichte mit der St.-Anna-Kapelle, dem Bäsinger, dem alten Zink und dem Meutinger erinnert, die ihm früher, als er noch ein Kind gewesen war, erzählt worden war. Also beschloss er, dem Karmeliterkloster St. Anna zu Augsburg eine prächtige Kapelle zu stiften, wie es in Augsburg keine zweite gab.
     
    Außerdem luden sie Kaiser Maximilian ein, bewirteten ihn fürstlich und sagten ihm ihre Unterstützung zur Erlangung des Meckau-Erbes zu. Diskret signalisierten sie dem Kaiser, dass die Auszahlung dieser ungeheuren Summe an den Papst den Darlehensfluss in Richtung Habsburg empfindlich bremsen könnte. Maximilian verstand. Er erließ sofort ein Verbot, irgendwelche Gelder aus dem Erbe auszuzahlen, bis die Sache geklärt sein würde.
    Dann verkündete Jakob Fugger feierlich die Gründung einer Stiftung und der Einrichtung einer Familiengruft für die Fugger in der Karmeliterkirche.
    Heimlich lieh er sich Geld, um sich vor der staunenden Öffentlichkeit die Herrschaft Schmiechen, mitsamt Schloss und Ländereien, zu kaufen. Prächtig gekleidet fuhr der Junker Jakob, wie er sich nun nennen ließ, übers Land und verteilte Geschenke an Bauern und Mägde.
    Und ebenso, wie gleich nach Meckaus Tod die Fama die Summe in unermessliche Höhen getrieben hatte – zweihundert–, nein, drei–, gar vierhunderttausend Gulden hatte Melchior von Meckau angeblich besessen, so kochte auch diesmal die Gerüchteküche über. Diesmal zu Gunsten der Fugger, huschten Flüstereien von Mund zu Ohr, berichteten über den sagenhaften Reichtum der Familie Fugger.
    Nein, das war niemals das Gehabe eines Pleitiers, die Fugger mussten Geld haben wie Heu.

16
     
    In Rom sprach Zink nun regelmäßig beim Papst vor. Julius II. hatte mittlerweile erkannt, dass er mit brachialer Gewalt gegen den listenreichen Zink nichts ausrichten konnte. So hatte man sich, getreu dem Spruch ›Pack schlägt sich, Pack verträgt sich‹, wieder zusammengerauft.
    »Sagt, Zink, wer hat Euch die Testamente so trefflich gefälscht?« Mit dieser und ähnlichen Fragen versuchte der Papst immer wieder, Johannes Zink aus der Reserve zu locken. Der hielt seine Lippen jedoch eisern geschlossen, spielte stattdessen den Entrüsteten. Und machte eigene Vorschläge, die Causa des Meckauschen Testaments zur Fuggerschen Zufriedenheit zu lösen.
    »Euer Heiligkeit, Ihr habt sicher erkannt, dass die gerichtliche Auseinandersetzung um den Nachlass des ehrwürdigen Bischofs von Brixen noch Jahre dauern könnte. Jahre, in denen Ihr Geld benötigt. Und keines für nichtsnutzige Gerichtsverfahren ausgeben wollt, zumal, wenn deren Ausgang ungewiss ist.«
    Der Papst nickte einsichtig.
    »Was halten Eure Heiligkeit davon, wenn wir, die römische Bank der Fugger, Euch Geld geben, ohne dass der Augsburger Fugger oder andere davon wissen? Geld, das Ihr nach Eurem Gutdünken einsetzen könnt. Geld, das keine anderweitigen Begehrlichkeiten weckt. Natürlich nicht so viel wie das gesamte Erbe, aber sogleich und ohne Kampf, ohne Konditionen.«
    Julius II. grinste.
    »Ihr seid ein gerissener Sauhund, Zink. Ihr wisst genau, wo mich der Schuh drückt. An wie viel habt ihr gedacht?«
    Zink hatte alles bestens ausgerechnet.
    »Zuerst gebt Ihr mir die aus unserer Bank geräuberten achttausend Gulden ganz offiziell zurück. Und dann schenke ich sie Eurer Heiligkeit ganz inoffiziell. Und lege nochmal Preziosen im Wert von siebentausend Gulden drauf.«
    »Mit lausigen fünfzehntausend Gulden wollt Ihr mich abspeisen?«, empörte sich der Papst. Julius II. war als Schauspieler inzwischen so vollendet, dass Zink nicht mehr zwischen echter und gespielter Empörung unterscheiden konnte. Also spielte auch er.
    »Euer Heiligkeit, es ist mein

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