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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Techniken angeschaut. All diese Winden, Rollen, Hebel und schiefen Ebenen, dazu die modernen Ziegel, erlaubten es, Häuser in kürzester Zeit zu errichten, wo früher noch ganze Generationen beschäftigt gewesen waren. Obwohl Johannes Zink beileibe nicht zur Sentimentalität neigte, durchzuckte ihn kurz die Erinnerung an seine Kindheit im väterlichen Haus in der Judengasse, das sich dagegen schon beinahe wie eine alte Ruine ausnahm. Er freute sich daher immer schon wieder auf seine römische Villa, in dem Moment, in dem er seinen Fuß auf Augsburger Boden setzte.
    »Euer Wein wird immer besser«, sagte er nun nicht ohne Spott in der Stimme. Jahrelang war der sparsame Fugger fast berüchtigt gewesen für die schlechte Qualität seines Weins. Zink fühlte sich sicher, so sicher ob des gelungenen Meckau-Problems, dass er Jakob Fugger ruhig mal ein wenig piesacken konnte.
    »Kommt, trinkt mit mir. Wenn Ihr den teuren Falerner schon zahlt« – ein schiefes Grinsen Fuggers begleitete diese Feststellung Zinks –, »dann solltet Ihr ihn auch genießen.«
    Nach dem dritten Krug – eine ungewöhnlich große Menge Wein sowohl für Jakob Fugger wie auch für seinen Faktor, löste sich Zinks Zunge noch mehr und er plauderte ein wenig aus der Schule.
    »Wisst Ihr eigentlich, was ich Julius zu guter Letzt noch versprochen habe, um ihn in der Causa Meckau endgültig zu besänftigen.« Seine Augen funkelten.
    »Was wird das schon groß gewesen sein? Etwas Geld aus Eurer schwarzen Kasse wird’s wohl gewesen sein.«
    Der oberste Fugger ließ sich nicht so leicht beeindrucken. Zink aber ließ nicht locker. Jetzt wollte er seinem Herrn imponieren. Dazu musste er etwas weiter ausholen, weil er nicht genau wusste, wie es um die Rom-Kenntnisse Jakob Fuggers stand.
    »Kennt Ihr die Kirche Santi Vincenzo e Anastasio? Eine kleine Kirche, etwa fünfhundert Jahre alt, gleich gegenüber der Stelle, wo der Aquädukt Aqua Virgo endet und an der Fassade mit Inschrift und Papstwappen sein Wasser aus drei Speiern in einen Brunnen ergießt.«
    Jakob Fugger schüttelte den Kopf.
    »Wisst Ihr denn, was mit den Körpern der Päpste nach ihrem Tod geschieht?«
    »Sie werden bestattet, nehme ich an«. Jakob Fuggers Stimme hatte einen leicht indignierten Ton angenommen, als wolle er nicht über derartige Banalitäten ausgefragt werden.
    »Ja, schon«, jetzt schlich sich unüberhörbar etwas Triumphierendes in Zinks Stimme. »Aber nicht alles, nicht der ganze Körper.«
    Fugger schaute ratlos drein.
    »Wie meint Ihr das?«
    »Seitdem der Heilige Vater nach seinem Tod öffentlich aufgebahrt wurde, war es Brauch geworden, ihn einzubalsamieren. Ich habe mich genau erkundigt. Zuerst waschen die Pönitenziare und die Siegelbewahrer den Leichnam mit warmem Wasser. Dann werden Bart und Haupthaar gestutzt und ihm sämtliche Körperöffnungen – also Mund, Nase, Ohren und Anus, mit Weihrauch, Myrrhe und Aloe verstopft. Vorher werden aber die Eingeweide entnommen und die Kehle des Leichnams mit Gewürzen gefüllt.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus?« Ungeduld sprach aus Fuggers Worten. »Und spart Euch weitere unappetitliche Details.«
    Zink lächelte.
    »Die Kirche, die ich vorab erwähnte, Santi Vincenzo e Anastasio. Dort werden seit Hunderten von Jahren die Eingeweide der Päpste gelagert. In einer Kapelle unter dem Hochaltar. Ihr müsst Euch die Gedenktafeln der Praedordiae – der Eingeweide, bei Eurem nächsten Besuch in Rom einmal ansehen.«
    Er nahm einen Schluck Wein und gurgelte leicht damit.
    »Ich habe Papst Julius versprochen, dass ich mich nach seinem Tod um eine würdige Einbalsamierung in Santi Vincenzo e Anastasio kümmern werde. Nur die besten Kräuter und die teuersten Gewürze für die päpstlichen Körperöffnungen. Dass ich alles bezahlen werde, was nötig und angemessen ist. Und auch eine Gedenktafel für Julius’ Innereien anbringen lassen werde, auf meine Kosten.«
    Jakob Fugger hatte verstanden. Papst Julius hatte viele Feinde, wie jeder Papst. Es war gut möglich, dass er nach seinem Tode sofort in Ungnade fallen könnte, je nachdem, wen das Konklave zu seinem Nachfolger erwählen würde. So wie es dem Borgiapapst Alexander VI. geschehen war, dessen erbittertster Feind sein Nachfolger geworden war. Zink setzte aber noch eins drauf.
    »Das Praktische an diesem Arrangement ist jedoch, dass sich von Seite des Papstes nicht überprüfen lässt, ob es eingehalten wurde.« Er grinste schelmisch. »Ich habe ihm aber vorab schon einmal alles in

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