Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
Vom Netzwerk:
Heiligkeit. Einer Welt, die das Böse mehr hasst, als sie das Gute liebt, sollte man diese Erlösung vom Bösen nicht vorenthalten.«
    Jetzt hatten sie wieder zu ihrer Basis gemeinsamer Schlitzohrigkeit zurückgefunden, die ihnen zu Beginn von Leos Pontifikat die Zusammenarbeit so erleichtert hatte.
    Zink fuhr fort:
    »Zuerst sollten wir die gekündigten Ablässe wieder bestätigen.«
    »So soll es geschehen.«
    »Und dann hätte ich eine Idee. Wir Ihr wisst – oder auch nicht –, wurden vor einigen Jahren bei einem Brand große Teile des Konstanzer Münsters zerstört.«
    Der Papst nickte wissend.
    »Wir könnten einen ›Konstanzer-Münster-Ablass‹ herausgeben, mit dem der Wiederaufbau des Münsters finanziert wird.«
    »Ein grandioser Gedanke!«
    Der Papst war begeistert.
    »Sollen wir die Zeiten verlängern? Ich könnte statt der üblichen eintausend Jahre auch zehntausend oder gar einhunderttausend Jahre Ablass vom Fegefeuer bewilligen.«
    Zink grinste und murmelte spöttisch:
    »Ja, richtig, vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag.«
    Leo nickte geflissentlich, beschwichtigte jedoch sogleich wieder.
    »Aber zu viel Geld sollte nicht nach Konstanz wandern, sondern hier bleiben.«
    »Natürlich, Euer Heiligkeit. Mein Vorschlag wäre: Ein Viertel für Euch, ein Viertel für Konstanz, zwei Viertel für Fugger.«
    »Die Hälfte für den Fugger?« Leo war empört. »Das ist unerhört!«
    »Wir kümmern uns um den Verkauf der Briefe, den Transport der Gelder und die ganze Organisation. Da ist die Hälfte schon angebracht. Zumal in Anbetracht Eurer Schulden.«
    »Wie viel wird mir denn gutgeschrieben?«
    »Ein Viertel, wie gesagt. Und Ihr braucht nichts dafür zu tun, außer einen Federstrich unter den Ablass zu setzen.«
    »An welches Gebiet dachtet Ihr?«, fragte Leo weiter.
    »An das ganze Heilige Römische Reich nördlich der Alpen.«
    »Zink, jetzt seid Ihr völlig närrisch geworden. Das gäbe großen Ärger. Seid nicht zu gierig. Bescheidet Euch.«
    Schließlich wurde den Fuggern erlaubt, für den so genannten Konstanzer-Münster-Ablass in den Bistümern Konstanz, Chur, Augsburg, Straßburg, Mainz, Bamberg, Salzburg, Passau und Würzburg Geld einzutreiben. Später, nachdem der Ablass nicht den gewünschten Erfolg hatte, kam noch das Bistum Magdeburg hinzu.
    Zwei Viertel der Einnahmen wanderte in die Fugger-Schatulle.
     
    Bald hatte Zink das Ablassgeschäft nicht nur auf den alten Stand gebracht, sondern trieb es mit großem Geschick und viel Überzeugungskraft zu immer neuen Höhen. Ständig erfand er neue Ablässe. Auch sein Adlatus Schauer war mittlerweile recht kreativ im Ausdenken neuer Ablässe.
    Johannes Zink war aber schlau genug, sich nicht mit den mächtigen Territorialfürsten einzulassen, denen durch zu viele Ablässe Gelder fehlen würden, die sie selbst gerne einzögen. Er suchte keinen Streit, sondern Profit. Und den fand er in den kleinen, schwächeren Fürstentümern im Kern von Deutschland. Dem papsttreuen Kern, wie Köln und Mainz, Eichstätt, Brixen, Freising, Regensburg oder Bamberg. Vom Osten und Norden – Bremen, Magdeburg, Prag, dem östlichen Bistum Salzburg – ließ er einstweilen die Finger. Und von Trier, erstaunlicherweise.
    Offiziell unterstützte und finanzierte die Fuggerbank mit diesen Ablässen den Bau von Hospitälern, Kirchen und Klöstern in Städten wie Würzburg, Straßburg, Nürnberg, Wien, Annaberg, Trier oder Ingolstadt. Insgeheim wanderte ein Großteil des Geldes in schwarze Kassen in Rom, aus denen Zink teilweise seine fragwürdigen Unternehmungen finanzierte.
     
    Papst Leo hatte es sich bald zu eigen gemacht, Zink häufig dann kommen zu lassen, während er noch mit Einkleiden beschäftigt war. Zudem spielte meist noch ein Harfenist Lieder, die ein Sänger mit wenig religiösen, häufig vulgären Texten begleitete. Die beiden trollten sich jedes Mal, sobald sie Zinks ansichtig wurden.
    Zuerst war der irritiert davon, mit dem Papst zu verhandeln, während dieser in einem weißen, leinenen Unterrock vor ihm stand und sich in sein purpurrotes Obergewand hineinzwängte. Hermelinbesatz und Purpurhaube folgten. Er merkte aber schnell, dass Leo während des Ankleidens besser nachdenken konnte, als wenn er, umgeben von seinem Hofstaat, auf seinem Thron saß. Und klare Gedanken waren bei Verhandlungen mit dem Fuggerfaktor stets angebracht. Sonst zog man schnell den Kürzeren. Auch der ›fröhliche Fettsack‹, wie Zink den Papst insgeheim titulierte.
    Denn Jakob Fuggers

Weitere Kostenlose Bücher