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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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bei dem sich das Volk ungestraft und anonym über die Oberen lustig machen konnte. Aber wen Pasquino zu oft erwähnte, der sollte dies auch zur Kenntnis nehmen. Denn Volkes Stimme war wahr, aber nicht ungefährlich. Und zuletzt waren nur noch drei Namen regelmäßig auf Pasquinos Spottbotschaften zu finden: Papst Leo sowie ›Jacopo Fugker‹ und ›Iohannes Zinck, factor Fugkerorum in Urbe‹. [8]
     
    Dennoch wähnte Leo sich in Sicherheit.
    In Rom.
    Hinter den Mauern des Vatikans.
    Der mächtigen Engelsburg.
    Und hinter den Spalieren seiner Schweizergarde.
    Ebenso waren Johannes Zink und Jakob Fugger mit dem Lauf der Dinge in Rom weitgehend zufrieden. Sie glaubten zuversichtlich daran, den Heiligen Stuhl fest für alle weiteren Geschäfte verpflichtet zu haben.
    Beide Parteien sahen indes in die falsche Richtung.
    Denn die Gefahr drohte von anderer, völlig unerwarteter Seite.
    Eine Gefahr, die das eineinhalbtausend Jahre alte Reich der päpstlichen Macht aus den Angeln heben oder zumindest ordentlich in ihren Grundfesten erschüttern sollte.
    Es fehlte nur noch der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen musste. Dieser Tropfen war Johannes Zinks so genannter Jubelablass. Er würde die größte politische Umwälzung auslösen, die Europa in eintausend Jahren erlebt hatte. Und die katholische Kirche und das Papsttum in die größte Krise ihrer langen Existenz führen.
    Dabei würde Zink einen alten Bekannten wiedersehen, den er so eigentlich nicht wiederzusehen erwartet hatte.

24
     
    Rückblende – knapp zwei Jahre zuvor: Es war ein drückend heißer Sommertag in Magdeburg gewesen. Die Trockenheit der letzten Wochen hatte so große Ausmaße angenommen, dass mittlerweile der Felsen nahe dem Elbufer, auf dem der Dom erbaut worden war, teilweise zu sehen gewesen war. Offiziell ›Domfelsen‹ genannt, hatte sich im Volksmund längst der Name ›Hungerfelsen‹ eingebürgert. Denn den Felsen konnte man nur erblicken, wenn die Elbe einen sehr niedrigen Pegel hatte, und das verhieß zwangsläufig Dürre und schlechte Ernten.
    Den dreiundzwanzigjährigen Albrecht von Brandenburg, jüngster Spross des Hauses Hohenzollern, hatte dies wenig gestört. Hauptsache, die Menschen jubelten ihm zu, wie er in die Kirche St. Mauritius und Katharina, wie der Magdeburger Dom offiziell hieß, einzog. Als jüngster Bischof aller Zeiten sollte er Herr der ältesten gotischen Kirche des Reiches werden.
    Er bedauerte es sehr, dass seine Eltern dies nicht mehr miterleben konnten. Sein Vater, Johann Cicero von Brandenburg, war bereits vor über vierzehn Jahren an seiner Fettleibigkeit gestorben. Zweieinhalb Jahre später war seine Gattin, Margarete von Sachsen, ihm gefolgt. So hatten beide nicht mehr den Aufstieg ihres jüngsten Sprösslings verfolgen dürfen. Albrecht hatte alle Anlagen zu dem, was man heutzutage ›frühreif‹ nennen würde. Intensiv gefördert von seinem älteren Bruder Joachim, der auch die väterliche Nachfolge als Landesherr angetreten hatte, hatte er gemeinsam mit ihm – mit gerade einmal sechzehn Jahren– die Universität Frankfurt an der Oder gegründet, wo er dann auch praktischerweise gleich studiert hatte. Ebenfalls mit sechzehn Jahren war er in den geistlichen Stand getreten.
    Als sich dann einige Jahre später die Gelegenheit ergab, einen der wichtigsten Bischofssitze des Reiches für die Hohenzollern zu sichern, hatten die beiden Brüder gleich beschlossen, sich diese Butter nicht vom Brot nehmen zu lassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Familien, die von Erbstreitigkeiten und Bruderzwist geprägt waren, herrschte Einigkeit zwischen Joachim I. Nestor und seinem jüngeren Bruder Albrecht.
     
    Nun saß Albrecht in seinem Bischofsstaat auf dem prächtig geschmückten Pferd und erwartete Joachim. Beide Brüder hätten unterschiedlicher nicht aussehen können. Der hochgewachsene Albrecht, immer glatt rasiert, war der Denker, verfügte allerdings über leicht weibische Züge. Joachim war kleiner, stämmiger, kräftiger. Ein Mann der Tat, ein Macher mit Vollbart. Vielleicht ergänzten sie sich deswegen so gut.
    Joachim war spät dran. Er war aufgehalten worden, so war Albrecht schon vor einer Stunde berichtet worden. Immer wieder wurden ihm auf seinem Weg nach Magdeburg Klagen hinterbracht, über die er zu urteilen hatte. Klagen über ungerechte Lehnsherren, prassende Kleriker, die das Volk ausnahmen und Unruhe stifteten. Sogar an einem Tag wie diesem ließ man ihn nicht in Ruhe.
    »Das

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