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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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ausgestopftes Nashorn ein Präsent des portugiesischen Königs Manuel I. Es war auf der Reise nach Rom gestorben, wurde dann aber noch posthum von Raffael und Albrecht Dürer verewigt.
    Johannes Zink erwies sich erneut als sehr anpassungsfähig. Der Papst liebte die Malerei? Also ließ er das Fuggerkontor und die päpstliche Münze von einem hervorragenden Maler ausmalen. Und sorgte dafür, dass Leo X. davon Kenntnis erhielt, der Zink bei Gelegenheit für diesen größeren Auftrag an Perino del Vaga, einen Schüler Raffaels, lobte.
    »Ich alleine kann ja nicht alle Maler dieser Welt beschäftigen. Es freut mich, dass auch ihr Kaufleute bisweilen Sinn für Kunst beweist.«
    Leo ging sogar so weit, Zink ab und an nach seiner Meinung zum einen oder anderen Gemälde zu fragen. Der Augsburger tat alles und spielte jede Rolle, damit Leo ihm und der Fuggerbank gewogen blieb. In Wahrheit war Zink genauso amusisch wie sein Herr, Jakob Fugger. Jede Form von Mäzenatentum war ihnen fremd. Während der Papst Michelangelo, Bramante und Raffael nach Kräften förderte, erhöhte Zink lieber – mit Billigung Jakob Fuggers – zur gleichen Zeit die Bezüge der Schweizergarde. Denn diese Seite der italienischen Seele hatte Zink nicht verstanden und würde sie auch nie verstehen. So blieb er, der sich als doch so italienisch sah, in seinem Kunstverständnis, ebenso wie Fugger, sein Leben lang schwäbisch hausbacken-bürgerlich.
     
    Die Peitsche kam dann in Form einer Kündigung aller Ablässe, die sein Vorgänger den Fuggern genehmigt hatte.
    Wutentbrannt lief Zink in den Lateranpalast, um seinen Schuldner zur Rede zu stellen. Den traf er bei entschieden schlechter Laune an. Leo war gerade dabei, vor versammeltem Hofstaat seinen Hofnarren durchzuprügeln, weil er ihm nicht witzig genug gewesen war. Er sah an Zinks Miene, dass mit ihm nicht zu spaßen war, ließ ab von seinem Opfer und entließ seinen Hofstaat.
    »Was wollt Ihr?«
    »Wieso kündigt Ihr die Ablässe Eures Vorgängers? Das ist unrecht!«
    »Ich habe nicht die Ablässe gekündigt, sondern nur die Genehmigung für die Fugger, die Gelder aus diesen Ablässen zu transferieren. Das ist etwas völlig anderes.«
    »Und warum? Wir haben allzeit gute Rechnung geführt.«
    »Mein lieber Zink«, versuchte der Papst, den aufgebrachten Fuggerfaktor zu beruhigen. »Diese Abmachungen sind vor langer Zeit geschlossen worden. Da war die Fuggerfirma noch eine andere. Jetzt ist es ›Jakob Fugger und Gebrüder Söhne‹, die Verträge wurden noch mit den ›Gebrüdern Fugger‹ abgeschlossen.«
    »Und wer wird Euch nun das Geld bringen aus diesen Ablässen?«
    »Das wird sich finden.«
    »Und wer wird Eure Jagden, Angelpartien und Festumzüge bezahlen?«
    Jetzt wagte sich Zink weit aus der Deckung.
    »Zink, wollt Ihr mir drohen, mir den Geldhahn zuzudrehen?«
    »Nein, Eure Heiligkeit, ich konstatiere nur Tatsachen, das Offensichtliche.«
    Der Papst schüttelte den Kopf.
    »Ihr werdet wieder zu dem Euren kommen. Ich muss nur hier einen Schnitt machen, damit für uns – und mich – wieder mehr Geld hineinkommt.«
    »Und die Fuggerbank?«
    »Wir werden sehen.«
    »Was ist mit den Gläubigen, die nun vielleicht keine Ablassbriefe mehr kaufen können? Sie werden um ihr Seelenheil fürchten.«
    Zink glaubte selber nicht, was er da sagte. Und rechnete auch nicht damit, dass Leo X., der nicht als sonderlich religiös bekannt war, sich um das Seelenheil seiner Schäfchen kümmern würde. So winkte er auch ab.
    »Ach, Zink, alle Welt weiß doch, wie viel uns diese Fabel von Christus eingebracht hat. Es wird weitergehen. Es wird wieder neue Ablässe geben und das Geld wird wieder im Kasten klimpern. Also geduldet Euch.«
    Zink war entlassen.
     
    Einige Wochen mied er daraufhin den Kontakt mit dem Vatikan. Mal sehen, wer länger aushielt.

23
     
    Johannes Zink nutzte die freie Zeit, die er nicht mehr im Vatikan verbrachte, für neue geschäftliche Unternehmungen.
    Seine Freundin Vanozza hatte eine Idee.
    »Ich möchte einige Grundstücke und Gebäude am Campo de’ Fiori kaufen«, ging sie ihn um Abhebung von ihrem Konto an.
    »Wie viele Golddukaten benötigst du?«
    »Etwa dreitausend.«
    »Das ist viel Geld.«
    »Es ist aber auch viel Grund und Boden, in bester Lage.«
    »Was machst du damit?«
    »Die Taverne, die dort bereits besteht, übernehmen und betreiben.«
    »Welche Taverne?«
    »Die Taverna della Vacca.«
    »Ah, den Gasthof ›Zur Kuh‹!« Zink kannte die Taverne. »Das ist wohl die

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