Der Papstkäufer
sollten, waren bei der Prozession dabei gewesen.
22
Nachdem sich Zink und die Fugger so des päpstlichen Wohlwollens versichert hatten, schickte Jakob Fugger Zink mit einem ersten Auftrag zu Papst Leo.
»Euer Heiligkeit, mein Brotgeber, der Fugger, würde Eure Unterstützung in einer heiklen Sache benötigen. Natürlich nicht ohne Gegenleistung.«
»Lasst hören, Zink.«
»Es herrscht Unruhe in Ungarn. Einigen dort ist der Fugger zu mächtig geworden. Sie fürchten, dass er bald das ganze Land regiert, was natürlich nicht wahr ist. Und jetzt hat der Klerus angefangen, das Volk aufzuwiegeln gegen den Fugger.«
Papst Leo wusste natürlich genau über die Situation in Ungarn Bescheid. Er stellte sich lediglich unwissend, weil er hoffte, so noch Neuigkeiten zu erfahren.
Tatsächlich hatten sich die Fugger, teils über Strohmänner, teils direkt, im Lauf der Jahre den größten Teil des ungarischen Handels und Bergbaus unter den Nagel gerissen. Es gab keinen Geschäftszweig mehr, in dem die Fugger dort nicht ihre Finger im Spiel zu haben schienen. Hass und Verbitterung der armen Bevölkerung suchten sich ein Ventil. Einen Schuldigen für den rapiden Geldverfall und die Preissteigerungen. Und fanden letzten Endes das Augsburger Handelshaus, dem all das als Einzigem nichts auszumachen schien.
»Was erwartet Ihr nun von mir?«, führte Leo das Gespräch fort.
»Jakob Fugger würde es gerne sehen, wenn Euer Klerus in Ungarn von Euch zur Räson gerufen würde«, sprach Zink Klartext. »Er sieht dies als einzige Möglichkeit, dort das Geschäft aufrechtzuerhalten. Und wenn der ungarische Handel einbräche, würde dies uns alle«, wobei er dezidiert auch den Papst mit einbezog, der dies auch so verstand, »viel Geld kosten. Weil wir letzten Endes alle unsere Vorteile aus diesem Handel ziehen.«
Der Papst hatte verstanden. Für eine lächerlich geringe Summe, die von den päpstlichen Schulden abgezogen wurde, erging eine offizielle päpstliche Aufforderung an alle ungarischen Kirchenmänner, die Gläubigen in Zukunft nicht mehr gegen Fugger aufzustacheln und die Augsburger unbehelligt ihre Geschäfte machen zu lassen.
Wenn dies auch ein wenig Ruhe ins Ungarngeschäft brachte, der ungarische Adel ließ sich davon nicht beeindrucken. König Wladislaw hatte zwar vor Jahren mit dem Borgiapapst ein Bündnis gegen die muselmanischen Reiterheere geschlossen. Alle Gelder für dieses Bündnis waren damals über Fugger geflossen. Wladislaw hatte somit Fugger sein erstes größeres Kirchengeschäft ermöglicht. Mittlerweile aber war er schwach und hatte seinen aufmüpfigen Adeligen nichts mehr entgegenzusetzen. So musste Fugger den Kaiser zu Hilfe rufen, Zink und der Papst waren dort machtlos.
Nach kurzer Zeit bereits ging Zink bei Papst Leo ein und aus. Ende Juli betrug der Schuldenstand des Papstes bei den Fuggern zwölfeinhalbtausend Dukaten.
Leo X. förderte zwar den Nepotismus und erhob Freunde und Verwandte in hohe Ränge. Er, der perfekte Lateiner, achtete aber eigenartiger Weise immer darauf, dass er diejenigen mehr förderte, die besser Latein sprachen. Er behandelte Johannes Zink wie auch seinen Arbeitgeber, die Fuggerbank, mit einer eigenartigen Mischung aus Zuspruch und Ablehnung, Zuckerbrot und Peitsche.
Als Zuckerbrot ließ er Zink, der fließend Latein konnte, nach und nach weitere Pfründen reservieren, die er irgendwann einmal in Anspruch nehmen könnte. In diesem Fall dürfte er für sich privat Kirchengelder aus Mainz, Köln, Augsburg, Konstanz, Bamberg und Würzburg einstreichen, ohne auch nur einmal dort gewesen zu sein.
Der Hof des Papstes gewann bald wieder den Ruf irdischer, gänzlich unkirchlicher Vergnügungen, den er unter Papst Alexander besessen hatte und der unter dem machthungrigen Roverepapst Julius ein wenig ›gelitten‹ hatte. Dessen ehrgeizige Unternehmungen wollte Leo dennoch fortführen, besonders den Bau der neuen Peterskirche.
Prunkvolle Feste und Umzüge waren an der Tagesordnung, Zink musste mehr als einen davon finanzieren. Künstler, Dichter und Günstlinge zogen das Geld aus Leos ohnehin leeren Taschen. Wochenlange Jagdausflüge mit bis zu zweitausend Reitern kosteten eine Menge Geld. Auch die persönliche Menagerie des Papstes wurde von der Fuggerbank opulent unterstützt. Soweit die Tiere nicht, wie der indische Elefant Hanno – Leos Lieblingstier –, Geschenke ausländischer Regenten waren, ging er meist Zink um Geld an.
Neben Hanno war auch ein
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