Der Papstkäufer
er zeigte, dass er an alles dachte:
»Und dann könnte der Heilige Vater dem Kardinal von Gurk das Bistum Salzburg versprechen. Leonhard von Keutschach ist alt, schon über siebzig. Wenn er gestorben ist, hättet Ihr gleich einen geeigneten Kandidaten und wir für Mainz einen Bewerber weniger. Und alle wären zufrieden.«
»Zink, Ihr solltet in die Politik gehen, so durchtrieben, wie Ihr seid. Ich werde mir das Angebot Eures Unbekannten durch den Kopf gehen lassen. Seht nächste Woche wieder vorbei.«
Damit war Zink entlassen.
Der wartete aber nicht darauf, dass der Papst zusagte, sondern begann gleich mit weiteren Verhandlungen. Er bestellte Blankenfeld zu sich.
»Bestellt Euren Herren in Brandenburg, gegen eine diskrete Zahlung von zehntausend Dukaten wäre der Heilige Stuhl bereit zu einer Einigung in der Causa Mainz. Ihr dürft aber unter keinen Umständen sagen, woher das Geld kommt.«
Blankenfeld hatte verstanden. Noch nie hatte er über so eine große Summe verfügen können, geschweige denn, dass jemals ein so hohes Bestechungsgeld gezahlt worden war.
Also schrieb er am 3. Juli an Albrecht:
»Mir ist bei den Verhandlungen unterwegs einer entgegengekommen, so stattlich und glaubhaft, der sagte, wenn wir gedächten, unsere Sache nach unserem Willen auszurichten, dass wir dann mit dem Papst uns einer Komposition von zehntausend Dukaten wegen einigen sollten.«
Ganz wohl war ihm, dem altgedienten Intriganten, bei dieser Sache jedoch nicht, so fügte er noch an:
»Das geht uns zu Herzen; wir sind dessen doch nicht so sehr erschrocken, weil wir unsere Sache und Absicht so durch Geld erlangen, hoffen aber, dass es geringer wird und wir die Stiege nur halb hinunter fallen werden.« [10]
Nachdem Albrecht von Brandenburg den Brief gelesen hatte, waren seine ersten Reaktionen: Ein ungläubiger Blick, dann lautes Gelächter.
»Was glauben die Römer, mit wem sie es zu tun haben? Glauben im Ernst, wir würden einem Unbekannten Geld in die Hand drücken, um für uns beim Papst Schönwetter zu machen.«
Er schrieb zurück an Blankenfeld, das Angebot des Unbekannten abzulehnen und erteilte gleichzeitig Anweisung, mit dem mächtigen Kardinal Giulio de Medici – dem späteren Papst Clemens VII. – Kontakt aufzunehmen und zu versuchen, die Dinge auf diplomatischem Wege zu lösen.
Der war wenig erfreut, in diese unappetitliche Geschichte hineingezogen zu werden, und beschied kurz und brüsk, »des Papstes Gemüt wäre nicht, für eine solche Konfirmation Geld zu nehmen.« Und verspottete die Hohenzollern für ihre Naivität, mit der sie in Rom Politik machen wollten.
All dies erfuhr Zink noch vor Albrecht, derweil er in seiner Villa saß und sich an der Stümperhaftigkeit der Hohenzollern erfreute. Er wusste genau, seine Stunde würde kommen …
27
Während in Rom unbestätigte Gerüchte kursierten, der Kardinal von Gurk sei gestorben – niemand wusste genau, wer diese in die Welt gesetzt hatte –, lautete der nächste Auftrag Albrechts an Blankenfeld: Verhandeln mit dem großen Unbekannten.
Obwohl Blankenfeld als Einziger um die wahre Identität des Unbekannten wusste, hielt er dicht. Er sah seinen Vorteil eher dabei, auf Zinks Seite zu sein, als aus alter Loyalität auf der Seite des Brandenburgers.
Er ließ sich mit Zink auf ein paar Scheinverhandlungen ein und schrieb in gespielter Entrüstung an seinen Auftraggeber:
»Der Unbekannte gibt nicht einen Deut nach. Er behauptet sogar, die zehntausend Gulden seien ein Vorzugspreis und der Preis könne gar noch nach oben gehen. So wie es ja auch zwölf, nicht zehn Apostel gegeben habe.«
Ein Delegationsmitglied der Hohenzollern, Uso von Alvensleben, konterte beim Vorlesen des Briefes schlagfertig, es gäbe indes nur sieben Todsünden. Da Zink dabei jedoch nicht anwesend war, verpuffte der Scherz im Gelächter der eigenen Delegation.
Zink lachte erst später, als Blankenfeld ihm davon erzählte.
»Wenn er noch weiter unverschämt wird, erzählt ihm von den Himmlischen Heerscharen und ihren mehr als dreihundert Engeln«, ergänzte er mit vor Lachen hochrotem Kopf.
Aber es genügte auch so. Denn, so war Blankenfelds Eindruck gewesen, Albrecht hatte die Forderung des ›Unbekannten‹ akzeptiert.
»Dann werde ich mich dieser Sache jetzt verstärkt annehmen«, versprach Zink dem Gesandten des Hohenzollernfürsten.
Und der Kurfürst Joachim versprach seinem Bruder, er wolle ihm helfen, sich mit den Banken zu verständigen, nachdem es jetzt
Weitere Kostenlose Bücher