Der Papstkäufer
nicht. Außer, der Papst konnte irgendwie überzeugt werden. Das ging immer und am besten mit Geld. Viel Geld. Und geschickter Diplomatie, denn schließlich sollten ja die Wettiner den Braten nicht riechen, wenn die Hohenzollern schon dabei waren, die Vormachtstellung ihrer Erzfeinde in Nord- und Mitteldeutschland infrage zu stellen.
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Joachim, der Herrscher von Brandenburg, zog im Hintergrund geschickt die Fäden und ließ eine Kommission zusammenstellen, die den Papst mit allen Mitteln überzeugen sollte, dem jungen Hohenzollern seinen Wunsch zu erfüllen.
Der Mann fürs Grobe der Hohenzollern in Rom war Doktor Johann Blankenfeld, seines Zeichens Prokurator des Deutschen Ordens. Ein gerissener Jurist mit exzellenten Beziehungen zum Vatikan. Und, Zufall oder nicht, um ein paar Ecken mit den Fuggern verwandt.
Die Geheimbotschaften flogen nur so hin und her zwischen Blankenfeld, dem Heiligen Stuhl und Johannes Zink, der von Jakob Fugger beauftragt worden war, für die nötige finanzielle Schmiere zu sorgen. Etwas mehr als eintausend Dukaten erhielt zum Beispiel der päpstliche Kämmerer von Johannes Zink persönlich. In bar, versteht sich …
Nach ungewöhnlich kurzer Zeit schon war die Sache erledigt und Albrecht durfte sich doppelter Bischof nennen. Und stand jetzt tief in der Schuld bei Johannes Zink und der Fuggerbank.
Diese Schuld sollte aber Kleingeld gewesen sein, verglichen mit dem, was noch folgen würde.
Im Februar verstarb Uriel von Gemmingen, der Bischof von Mainz, im Alter von nur fünfundvierzig Jahren an einem Schlaganfall. Der Mann an der Spitze der größten deutschen Kirchenprovinz war seit jeher einer der sieben Kurfürsten; als Erzkanzler für Deutschland hatte er den höchsten Rang.
Nun wurde Albrecht von Brandenburg zu gierig. Noch nicht einmal ein Jahr lang Bischof von Magdeburg und Halberstadt, wollte er sich nunmehr dieses Herzstück der deutschen Kirche einverleiben. Und der erste Dreifachbischof im Reich werden. Im Grunde ein unmögliches Unterfangen, war doch schon die Beschaffung der zweiten Mitra eine heikle Mission gewesen.
Mainzer Bischof zu werden, war also doppelt schwer: Politisch und finanziell gesehen.
Uriel von Gemmingen hatte sechs Jahre vorher mit einundzwanzigtausend Gulden bereits ungewöhnlich viel für das Bistum Mainz bezahlt. Und hatte, obwohl er kein Prasser und Verschwender gewesen war, so viel aus seinen lieben Mainzer Schäfchen herausgepresst, wie möglich war.
Albrecht konnte also zum einen nicht zu viel von den Mainzern erwarten, zum anderen gab ihm die von Uriel gezahlte Summe bereits eine Vorstellung von der Größenordnung dessen, was im Erfolgsfall zu zahlen war.
Zudem war mit dem Bruder des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz ein ernsthafter Mitbewerber aufgetaucht. Was tun? Die bewährte Strategie in diesen Fällen war immer: denunzieren, verleumden, schlechtmachen. Beim Kaiser, beim Volk, bei den Domherren. Und so kochte innerhalb kürzester Zeit die Gerüchteküche über; alle waren empört ob der Untaten, die der Pfälzer Bewerber angeblich verbrochen hatte. Keiner wusste so genau, wer die Gerüchte in die Welt gesetzt hatte, aber wo Rauch war, gab es sicher auch Feuer.
Zur hohen Schule der Politik hatte außerdem von jeher schon gehört, mehr zu versprechen, als man halten konnte. Also versprach auch Albrecht von Hohenzollern den Mainzern das Blaue vom Himmel:
Die verpfändete Stadt Gernsheim wolle er auslösen.
Das Mainzer Hochstift gegen alle Feinde auf eigene Kosten verteidigen.
Allen ein guter und gerechter Herr sein.
Und dergleichen Unfug mehr...
Anfang März fand eine Bischofswahl statt, deren Ergebnis von vorne herein feststand.
Albrecht von Brandenburg wurde einstimmig zum neuen Mainzer Bischof gewählt.
Nachdem so die erste, die leichteste Hürde genommen war, kamen die beiden großen.
Er musste dem Papst seine Wahl schonend beibringen.
Außerdem brauchte er schon wieder ein Menge Geld.
Sehr, sehr viel Geld.
Mehr als jemals zuvor.
Die Mainzer waren bereits gründlich geschröpft worden, diese Wahl war die dritte Bischofswahl in zehn Jahren gewesen. Zweimal schon hatten die Bischöfe sich ihren Einsatz von den Gläubigen wieder geholt. Da war also nichts mehr zu holen.
Guter Rat blieb teuer. Fremdes Geld musste her.
Nur die Fugger konnten hoffentlich noch helfen.
Erneut wurde Albrechts Bruder Joachim tätig. Er ließ Empfehlungsbriefe aufsetzen. Die wurden nach Augsburg zu den Fuggern geschickt. Mit der
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