Der Papstkäufer
Bitte, diese sofort nach Rom weiterzuleiten. An den guten Doktor Johann Blankenfeld.
Das persönliche Anschreiben an Jakob Fugger endete mit dem Satz:
»Wir bitten Euch dringlichst, Euch auf die Auszahlung einer größeren Summe Geldes in Rom vorzubereiten.«
Jakob Fugger garantierte erst einmal für einundzwanzigtausend Dukaten, die gleiche Summe, die Uriel von Gemmingen ausgegeben hatte. Die Brandenburger gaben im Gegenzug das Versprechen, für je einhundert Dukaten an Fugger einhundertvierzehn Goldgulden, und zusätzlich noch fünfhundert Gulden als Zinsen, zurückzuzahlen. Das sollte doch ausreichen …
So simpel dachte Joachim I. Nestor, der Kurfürst von Brandenburg:
Geld von den Fuggern leihen, als Bestechungsgelder im Vatikan auszahlen, fertig …
Diesmal war jedoch der Bogen überspannt worden, da mussten selbst die Fugger passen.
Und die machtgierigen Akteure würden sich neue Methoden einfallen lassen müssen, um den Papst erneut zu überzeugen.
26
»Das können wir ihm nicht durchgehen lassen!« Kaiser Maximilian war außer sich. »Für wen halten diese Hohenzollern sich? Am Ende möchte er auch noch Kaiser werden!«
Erbost schaute er in die Runde seines Rates. Und sah ausschließlich in betroffene Gesichter, die alle der gleichen Meinung waren wie er. Bis auf einen. Der jedoch verbarg die Tatsache geschickt, dass er gedachte, aus dem dritten Bischofssitz für Albrecht von Hohenzollern geschäftlichen Profit zu schlagen. Der Kaiser richtete das Wort an seinen wichtigsten Finanzier:
»Was sagt Ihr, vom Standpunkt des Kaufmanns, zu dieser Anmaßung der Hohenzollernbrut?«
Jakob Fugger überlegte kurz, bevor er antwortete:
»Lasst ihn ruhig einen Versuch machen, Euer Majestät. Bevor Ihr Euch in Streit mit den Brandenburgern begebt, überlasst dies doch dem Papst.«
Maximilian ließ nicht locker.
»Glaubt Ihr im Ernst, der Papst wird ihm den Wunsch verwehren?«
»Diesmal: Ja!« Entschieden kam Fuggers Erwiderung.
»Was macht Euch so sicher?«
»Ihr, Majestät, seid ja beileibe nicht der Einzige, der sich über diese Ämterhäufung echauffiert.«
Jakob Fugger war einer der wenigen Menschen, die mit Kaiser Maximilian in ehrlichem, offenem Ton reden konnten, kannten sie sich doch bereits seit einer halben Ewigkeit und – wäre Jakob Fugger zu so etwas wie Freundschaft in der Lage –, Maximilian wäre einer seiner nächsten Freunde gewesen.
So winkte der Fugger nur ab.
»Lasst ihn laufen, Ihr werdet schon sehen.«
»Und die Fuggerbank verdient wieder einmal prächtig daran?« Eigentlich war dies keine Frage, eher eine Feststellung. »Ich habe gehört, Ihr habt für die Schulden des Albrecht von Brandenburg in Rom bereits mit neunundzwanzigtausend Gulden garantiert.«
Erbost antwortete Fugger dem Kaiser, in einem Tonfall, den sich sonst gegenüber dem Herrscher des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit Sicherheit niemand erlauben konnte:
»Und wenn? Wir müssen unser Geld ja irgendwie verdienen, um es den Habsburgern« – indigniert schaute er den Kaiser an – »wiederum zur Bestreitung ihres Hofstaates zur Verfügung zu stellen. Außerdem reichte die Summe nicht aus. Es ist noch alles in der Schwebe.«
Jetzt war es an Maximilian abzuwinken.
»Macht nur, Fugger, was Ihr wollt. Aber diesmal stehe ich nicht hinter Euch, wenn es Schwierigkeiten gibt.«
Das hatte Jakob Fugger auch nicht erwartet. Er hatte schon gehört, dass die neue Mission extrem heikel werden würde. Sogar beinahe dreißigtausend Gulden hatten nicht ausgereicht, um den Papst von der Ernsthaftigkeit der Hohenzollern zu überzeugen.
Deswegen hatte er auch schon beschlossen, ab sofort offiziell gar nicht mehr in Erscheinung zu treten. Die Diskussion mit dem Kaiser war also mehr eine Art Rückzugsgefecht gewesen. Zur Wahrung des Gesichts. In Rom würde von nun an mit anderen Mitteln gekämpft. Schmutzigen Mitteln, und nur noch im Verborgenen. Dafür war er noch nie der richtige Mann gewesen. Aber er hatte ja seinen Faktor. Den tüchtigen Johannes Zink …
Der Kaiser stand beileibe nicht allein mit seinem Widerstand gegen Albrecht von Brandenburg. Vom einfachen Klerus über Bischöfe in ganz Europa bis hoch zu den Kardinälen in Rom war inzwischen Kritik laut geworden. Eine Kumulation von drei Bistümern war eine Ungeheuerlichkeit und ohne Beispiel in den vergangenen Jahrhunderten.
Als Zink Mitte Mai um eine Audienz beim Papst ersucht hatte – mit einem Wechsel über neunundzwanzigtausend
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