Der Papstkäufer
Gulden in der Tasche –, war ihm höflich, aber bestimmt von dem mächtigen Kardinal Raffaele Riario sowie dem päpstlichen Datar Silvius de Passerinis der Einlass verwehrt worden.
»Seine Heiligkeit möchte mit dieser völlig absurden Geschichte nicht belästigt werden.«
Wutentbrannt beschloss Zink, seine eigenen Wege zu gehen. Abseits der Diplomatie. Ohne den Fugger zu fragen, der jedoch in Augsburg zur selben Zeit beschlossen hatte, Zink freie Hand bei der Wahl seiner Mittel zu lassen. Es war Zeit, allen, dem Papst wie auch den Hohenzollern und allen anderen Regenten Deutschlands, zu zeigen, dass es nur eine deutsche Bank in Rom gab, die alle kniffligen finanziellen wie diplomatischen Aufgaben zuverlässig erledigte. Die repräsentative deutsche Auslandsbank: Die Fuggerbank!
Tage später hörte Zink, dass der Papst einem anderen Bewerber eine Audienz gewährt hatte. Einem, den man nicht, wie den Bruder des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, mit ein paar Denunziationen in die Schranken weisen konnte. Denn völlig unerwartet hatte Matthäus Lang von Wellenburg Ansprüche auf den Mainzer Bischofsthron erhoben. Und sofort bei Papst Leo vorgesprochen.
»Uriel von Gemmingen hatte mir alle Prälaturen und Benefizien in Mainz versprochen«, versicherte dieser glaubhaft. »Und ich gedenke, dieses Versprechen im Sinne des Verstorbenen auch einzulösen.«
Ausgerechnet Matthäus Lang, der Intimus Kaiser Maximilians! Der bei seiner Kandidatur also mit Sicherheit vom Haus Habsburg unterstützt wurde. Ein harter Brocken war da aus dem Weg zu räumen, um Bischof von Mainz zu werden.
Leo X. hörte ihn an und hielt aber nicht damit hinter dem Berg, was Lang dieser Posten kosten würde.
»Die Brandenburger wollen sich das Ganze angeblich fast dreißigtausend Gulden kosten lassen.«
»Wieso angeblich, Euer Heiligkeit?«, fragte der Kardinal von Gurk.
»Weil der Bote der Brandenburger nicht zu mir vorgedrungen ist.« Er grinste unverschämt. Matthäus Lang tat es ihm gleich. Er wähnte sich bereits auf der Siegerstraße. Der Papst holte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen.
»Und, habt Ihr so viel Geld?«
Kopfschüttelnde Verneinung.
»Das ist schlecht. Dann warten wir eine Weile ab. Ihr versucht, das Geld zu beschaffen. Dann sehen wir weiter.«
Auch davon hörte Zink. Seine Zuträger im Vatikan waren zuverlässig. Die Zeit lief ihm davon. Also machte er einen erneuten Versuch, Papst Leo X. zu treffen. Diesmal mit mehr Erfolg, so dass er Anfang Juni beim Papst vorsprechen konnte.
»Nun, Zink, was führt Euch zu mir?«, heuchelte Leo X. Unkenntnis über den Anlass der Audienz.
»Ich habe läuten hören, Euer Heiligkeit, Ihr hättet vor Kurzem den Kardinal von Gurk empfangen und Euch sein mehr als fragwürdiges Anliegen angehört. Ich vertrete die andere Bewerberpartei, wie Ihr wohl wisst, mit gesicherteren Ansprüchen.«
»Inwieweit gesicherter, mein lieber Zink?«
»Zum einen ist Albrecht von Brandenburg bereits im März in Mainz zum Bischof gewählt worden.«
Der Papst winkte lässig ab.
»Diese Wahl kann ich mit einem Federstrich für ungültig erklären lassen.«
»Zum anderen«, Zinks Stimme hob sich und er blickte dem Papst genau in die Augen, »steht unsere Bewerbung finanziell nicht auf so tönernen Füßen.«
»Das ist sicher das gewichtigere Argument«, lachte Leo. »Aber nicht das einzige.«
Zink hakte nach.
»Wenn jetzt, ich denke nur einmal laut, ein Unbekannter Euch, Euer Heiligkeit, eine Summe offerieren würde, eine Komposition von größeren Ausmaßen. Eine Summe, für die es keinen Beleg gäbe, keinen Schuldschein, keine Rückzahlungsverpflichtung, wie hoch müsste, natürlich nur rein theoretisch, diese Summe sein?«
»Zink, Ihr seid ein Schuft. Ihr wisst genau, dass ich immer Geld brauchen kann. Und Geld, das ich nicht zurückzahlen muss, ist mir natürlich am liebsten.«
Dann drehte er die Frage um.
»An wie viel würde Euer unbekannter Finanzier denn denken?«
Zink überlegte kurz, bevor er antwortete.
»Er würde erst einmal die geforderte Summe für die Brandenburger Schulden hinterlegen, dazu noch zehntausend Dukaten nur für den Heiligen Vater, ganz diskret manu in manu, ohne Zeugen.«
Sollte dies Erfolg haben, gedachte er das Geld aus seiner schwarzen Kasse zu nehmen, in der neben dem restlichen Vermögen Girolamo di Selvios auch allerhand Erlöse aus anderen zweifelhaften Unternehmungen vor sich hin schlummerten.
Er setzte seinem Angebot aber noch eins drauf, indem
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