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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Lobeshymnen empfangen.
    Der Einzige, der sich bei dieser Affäre merklich zurückzog, war Jakob Fugger. Ihm war es nicht recht gewesen, auf diese unsaubere Art und Weise seine Ziele voranzutreiben. Er reduzierte den Kontakt mit Eck auf ein Minimum.
     
    Ganz im Gegenteil zu Zink. Der lud Eck gleich darauf nach Rom ein. Dort verbrachten sie viel Zeit miteinander und es entwickelte sich fast so etwas wie Freundschaft zwischen dem Fuggerfaktor und dem fast fünfundzwanzig Jahre jüngeren Theologieprofessor. Zink lernte ihn dabei nicht nur als herausragenden Rhetoriker kennen, sondern auch als einen, für die Verhältnisse seiner Zeit, außergewöhnlich gebildeten Menschen. In ihren charakterlichen Schwächen erkannten sie einander, und das schuf die Basis für eine langjährige Bekanntschaft und den Kampf gegen gemeinsame Gegner.

Pfründenjagd und Ablasshandel

30
     
    Durch die erfolgreichen Verhandlungen hatten Zink und Papst Leo X. sich persönlich sehr angenähert. Gemeinsam begangene Untaten schweißen zusammen. So auch hier.
    Und so schamlos beide auch sonst Recht und Anstand ignorierten, ihre gegenseitigen Abmachungen hielten beide in der Folge peinlich genau ein.
    Zuerst erfüllte Papst Leo X. Johannes Zinks lange gehegten Wunsch und ernannte ihn im März zum päpstlichen Kanzleischreiber, Pronotar, Lateranensischen Pfalzgrafen und Ritter.
    Zink brachte im Gegenzug immer wieder prall gefüllte Säcke voller Dukaten in den Vatikan, deren Herkunft mehr als zweifelhaft war. Auch wenn sich das Geschäftsvolumen mit der Kurie enorm vergrößerte, allein mit Einnahmen aus Pfründen und Ablässen waren diese Summen nicht erklärbar. Insofern können die Fugger beziehungsweise Johannes Zink als Erfinder der ›schwarzen Kassen‹ gelten.
    In dieser Zeit ging kaum eine Zahlung eines deutschen Kirchenfürsten an die Kurie nicht durch Fuggers beziehungsweise Zinks Hände. Er saß wahrhaftig wie die Spinne mitten in einem fein gewebten Netz. Einem Netz aus Gold, Silber und feinen Beziehungen.
    Zink gedachte dies zum besten Vorteil zu nutzen.
    Hinzu kam, dass er und Jakob Fugger auch in der Nachrichtenübermittlung ihrer Zeit voraus waren. Die Familie Taxis hatte nämlich mittlerweile von Bergamo aus für den Kirchenstaat einen Postdienst eingerichtet, der bis hinauf nach Deutschland funktionierte. Dabei gab es zweierlei Möglichkeiten, Nachrichten zu übermitteln: Den regulären Weg, für jedermann zugänglich, der aber noch nicht sehr regelmäßig ging und auf alle Fälle recht langsam war. Und daher unzuverlässig für Nachrichten. Wer mehr Geld investieren wollte, konnte die offiziellen Taxis-Relaispferde benutzen. Die waren schneller, viel schneller. Und das war genau das, was Jakob Fugger tat. Seine Kuriere nutzten die schnellere, teurere Art der Fortbewegung nach Taxis-Art. So waren die Fugger, ihre Günstlinge und Geschäftspartner immer die Ersten, denen Neuigkeiten bekannt waren. In Augsburg und Rom wusste man alles Wichtige, bevor es im Rest des Reiches ankam. Für gute Geschäfte konnte das entscheidend sein. Oder auch ausschlaggebend für eine erfolgreiche Posten- oder Pfründensicherung, wenn man schneller war als andere. So strebten viele einflussreiche Männer danach, Günstlinge von Zink und Fugger zu werden. Das ging am einfachsten, indem man Kunde der Fuggerbank wurde. Kardinäle und Prälaten standen beinahe Schlange, um bei Johannes Zink ihr Geld als Einlage für die Fuggerbank abzuliefern. Leo X. unterstützte Zink dabei, indem er unter der Hand seinen ranghohen Klerikern gestattete, Testamente abzufassen, damit sich das Geschäft mit der Fuggerbank auch für die nachfolgenden Generationen lohne, die ja immer unehelich geboren waren. Oder man konnte seiner Mätresse ein kleines Vermögen hinterlassen. Leo X. unterschied aber genau, wer seiner Schäfchen dies tun durfte und wer nicht. Vermögen, das Kleriker außerhalb der Kurie bei Zink angelegt hatten, wurde nach deren Tod rücksichtslos eingezogen und Jakob Fugger sogar bisweilen mit der Exkommunikation gedroht. Der nahm diese Drohung aber gelassen auf als das, was sie war: Ein taktisches Scharmützel des Papstes, um beim nächsten Geschäft wieder einen Vorteil zu haben.
     
    Nun begann Zinks wirklich große Phase der persönlichen Bereicherung. Vorbei die Zeiten, in denen er Hemmungen hatte, sich als Nicht-Kleriker kirchliche Pfründen zuteilen zu lassen. Nördlich der Alpen ließ er sich in kurzer Zeit nach seiner Beförderung ganz ungeniert

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