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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Buchhaltungskladde, war aber mit seinen Gedanken offensichtlich woanders. Entnervt klappte er das Buch zu und griff nach seiner Mütze.
    »Kommt mit, Zink, mir ist nach frischer Luft und einem Spaziergang.«
    Die beiden gingen in den Garten, den Jakob Fugger hinter seinem neuen, fast schon palastartigen Stadthaus hatte anlegen lassen. Sie flanierten durch frisch angelegte Laubengänge, passierten grüne Kabinette und zahlreiche Zierbrunnen.
    »Verzeiht, ich war vorhin nicht bei der Sache«, nahm Fugger das Gespräch von drinnen wieder auf. »Ihr hattet mir eine Frage gestellt.«
    »Ich fragte Euch, ob Ihr den Magister Johannes Eck kennt.«
    Fasziniert blieb Zink vor einer Figur stehen, die sich wie eine Ballerina im Kreis drehte und ihre Arme hob und senkte. Jakob Fugger stoppte neben ihm und wusste nicht, ob er seinem Faktor die Figur erklären oder dessen Frage beantworten sollte.
    »Nein, lieber Zink, den kenne ich nicht. Sollte ich ihn kennen und warum?« Gleich schob er nach: »Gefällt Euch mein neuartiger technischer Automat?«
    Zink nickte, obwohl er für derlei Dinge normal wenig übrig hatte.
    »Ich habe für derlei Dinge wenig übrig«, erläuterte Fugger, als hätte er Zinks Gedanken gelesen. »Aber als Kaufmann – das alte Lied – ist nur kreditwürdig, wer so erscheint, als brauche er keinen Kredit. Daher muss man ab und zu mal etwas herzeigen. Diese bewegten Figuren sind etwas gänzlich Neues. Sie werden durch Wasserräder angetrieben und durch Nockenwalzen gesteuert.« Er schüttelte den Kopf, als sei es genug der Erklärungen und ging weiter. »Aber letzten Endes kostet es alles nur Geld, mein Geld.«
    Nun erinnerte er sich des anderen Themas.
    »Was ist mit diesem Eck? Sagt schon.«
    »Der Eck ist ein gerissener Hund«, übernahm Zink nun das Gespräch. »Der verknüpft das kaufmännische Geschäft mit der Theologie, das könnte sich als nützlich erweisen für uns.«
    »Inwiefern?« Jetzt legte Jakob Fugger interessiert den Kopf zur Seite.
    »Der Eck ist ja Professor an der Universität von Ingolstadt und hielt dort im letzten Jahr Vorlesungen zu Fragen des Kaufmännischen, auch zu den Wucherzinsen.«
    »Was hat das mit uns zu tun?«
    Zink erläuterte: »Ich habe mir Unterlagen beschafft über das, was der Eck so predigt. Der hat ein Kreditmodell entwickelt, mit dem er das kirchliche Zinsverbot umgeht.«
    Nun spitzte der Fugger beide Ohren.
    »Erzählt weiter.«
    »Eck geht vom ›gerechten Preis‹ – ›justum pretium‹ – aus, den die Kirche fordert.«
    Jakob Fugger schüttelte den Kopf angesichts der Erwähnung des ›gerechten Preises‹. Jeder Anfänger als Kaufmann wusste, dass sich damit niemals Geld verdienen ließ, geschweige denn, dass man reich werden konnte. Zink fuhr fort.
    »Also hat er ein Darlehensmodell für einen Kontrakt in drei Stufen entwickelt. Die erste Stufe ist die Besiegelung einfacher Partnerschaft. Die zweite betrifft eine Investition, die mit Risiko behaftet ist und hohen Gewinn verspricht.«
    »Und die dritte? So weit ist das ja nichts Neues.«
    Jakob Fugger war ungeduldig.
    »Jetzt kommt der Trick«, versprach Zink. »In der dritten Stufe verkauft der ›Kreditnehmer‹ dem Geber die Investition mit geringerem Gewinn zurück. Beide haben den Nutzen. Und offiziell gab es keine Zinsen.«
    Fugger war beeindruckt.
    »Wo finden wir diesen Mann?«
    »Er ist viel unterwegs. Zudem hat Gabriel von Eyb, der Bischof von Eichstätt, ihm verboten, über dieses Thema zu reden.«
    »Dann interveniert in Rom gegen diese Gewissens-Tyrannei.«
    »Werde ich machen. Jetzt haben wir einen Kaufmannssohn auf dem Stuhl Petri, da sollte es uns endlich gelingen, Zinsen und Gewinne aus dem Handel theologisch zu rechtfertigen und religiös zu untermauern.«
    »Das wäre sehr erfreulich. Tut Euer Bestes.«
    Zufrieden mit dem Gespräch verließen die beiden den Fuggerschen Garten, ohne dessen wahre Schönheit nur im Entferntesten wahrgenommen zu haben und gingen vorbei an den Fugger-Zeughäusern und der Stadtwaage, in Jakob Fuggers Stamm-Gasthaus, auf eine deftige, schwäbische Wurstsuppe und ein Glas kräftiges, dunkles Bier.
     
    Auch wenn Johannes Zink in der Folge offene Ohren in Rom fand und fleißig gegen von Eyb intrigierte, fanden weitere Disputationen in Deutschland zu viel Widerstand. Also musste man anderswo beginnen, um Ecks Theorie europaweit salonfähig zu machen. Die Fuggerbank finanzierte Eck daher eine Reise nach Italien. Der machte sich, aufgeregt über die Möglichkeiten,

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