Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
eine Schwäche, gegen die ich nicht ankomme. Aber zu sehr damit assoziiert zu werden ist gefährlich für mich – meine Feinde benutzen so etwas nur allzu gern, um mich als leichtfertig hinzustellen.«
Delilah improvisierte und meinte: »Dann vergessen wird die Mode. Lassen Sie mich helfen, Ihre Botschaft zu vermitteln. Ich teile Ihre Ansicht und würde die Gelegenheit begrüßen, mehr Menschen auf Ihre Arbeit aufmerksam zu machen und auf die Ungerechtigkeit dessen, was Amerika mit seinen Drohnen in Pakistan anrichtet.«
Fatima runzelte kurz die Stirn, als wäre sie ratlos. »Sie … und Ihre Redaktion hätte nichts dagegen?«
Delilah lächelte Fatima verschwörerisch an und sah ihr direkt in die Augen. »Doch. Jede Menge. Aber für mich werden sie es tun. Ein Hintergrundinterview mit der richtigen Sorte von Fotoshooting. Das wäre perfekt.«
Fatima erwiderte ihr Lächeln. Vielleicht fragte sie sich, wie Delilah dazu kam, so viel Macht über ihre Redakteure zu besitzen, zögerte aber, sie zu fragen. »Was bräuchten Sie dazu von mir?«
»Einen Nachmittag Ihrer Zeit. Oder einen Tag. Oder so viel Sie eben erübrigen können. Sie erzählen mir, was Sie sagen wollen, und ich halte es fest. Ich habe sowieso die Nase voll von Laufstegen. Ich will etwas … Bedeutungsvolleres machen.«
Fatima warf einen Blick auf die Geschäftskarte. »Und hier kann ich Sie erreichen?«
»Ja. Und noch etwas.« Delilah öffnete die Kamera, nahm die SD-Karte heraus und gab sie Fatima. Kleine Geschenke können nie schaden – die meisten Leute haben das Gefühl, sie erwidern zu müssen. »Es sind ein paar gute Aufnahmen von Ihnen dabei. Sie wirken ernsthaft und leidenschaftlich und sprechen vor einer großen Menschenmenge. Natürlich sehen Sie auch in Camilla Olson fabelhaft aus, aber ich denke, Sie werden feststellen, dass das nebensächlich ist.«
Wenn Fatima irgendwelche Zweifel an Delilahs Glaubwürdigkeit als Modefotografin gehabt haben sollte, würden sie durch die Erwähnung ihres Designerkleides verpuffen.
Fatima lachte. »Und wann wollen wir es machen?«
»Jetzt. Morgen. Wann immer es Ihnen recht ist. Ich bin auch noch aus anderen Gründen hier, und wenn ich auf Kosten des Magazins noch ein wenig länger in London bleiben muss, ist das nicht gerade tragisch.«
»Wo wohnen Sie?«
»Ich habe eine Wohnung gemietet. Notting Hill.«
»Die sind sehr großzügig bei Ihrem Magazin.«
»Sie behandeln mich ganz gut. Aber diesmal war eine Wohnung einfach billiger als ein Hotel. Ein gutes Hotel jedenfalls. Wo können wir uns treffen?«
Fatima zögerte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Es gibt da ein Café, das ich mag – Notes, in der St Martin’s Lane, gleich beim Coliseum Theater. Kennen Sie es?«
»Nein, aber es dürfte nicht schwer zu finden sein.«
»Ich gehe zum Schreiben dorthin. Wir können uns unterhalten, Kaffee trinken, und Sie fotografieren mich bei der Arbeit. Wie wäre das?«
»Jedenfalls ein guter Anfang.«
»Gut. Ich bin morgen früh ab zehn Uhr dort.«
Erst nachdem sie sich zum Abschied die Hände geschüttelt hatten und sie schon ein Stück weit entfernt war, gestattete Delilah sich einen diskreten Augenblick des Triumphs. Sicher, eine Verabredung war nicht viel, und die Hoffnung, diese Operation könnte brauchbare Resultate liefern, war kaum größer als zu Beginn. Aber es ist immer befriedigend, wenn die Beute am Köder knabbert. Das bringt sie dem Haken näher.
Sie überlegte, ob sie Kent anrufen sollte – laut Protokoll musste sie ihn verständigen, wenn sie Erstkontakt zur Zielperson hergestellt hatte. Aber sie entschied sich dagegen. Sie sah zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Sinn in einem Treffen, und Kent, der inzwischen zweifellos erkannt hatte, dass sie keine Sklavin diplomatischer Höflichkeit war, könnte sich fragen, warum sie sich die Mühe machte. Vielleicht kam er dabei zu dem Schluss, dass ihr Interesse persönlicher Natur war, und versuchte, seine Theorie zu verifizieren. Das wollte sie nicht. Jedenfalls noch nicht.
Delilah traf kurz nach zehn am nächsten Morgen im Notes ein, gekleidet in bequeme Jeans und einen alten marineblauen Pulli mit V-Ausschnitt, die Kamera über die Schulter geschlungen. Sie hatte die vergangenen neunzig Minuten damit verbracht, einen Gegenaufklärungsgang zu machen, bis sie am Ziel, dem Bahnhof Charing Cross, sicher war, nicht verfolgt zu werden. Im Lauf ihrer Karriere hatte sie selten den Luxus genossen, eine mögliche Beschattung durch
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