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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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er Sandy antwortete.
    »Wo ist sie?« fragte Patrick fassungslos.
    »In Miami, im Gefängnis.«
    Patrick wandte sich ab und ging an dem Tisch entlang in den Raum zurück. Gefängnis war überall grauenhaft, aber Gefängnis in Miami hörte sich besonders bedrohlich an.
    »Haben Sie eine Nummer, unter der wir sie erreich können?« fragte Sandy.
    »Nein.«
    »Sie hat das Recht auf ein Telefon.«
    »Wir arbeiten daran.«
    »Besorgen Sie mir eine Nummer, und zwar schnell«
    »Wir werden sehen, was sich machen lässt.« Cutter fuhr fort, Patrick zu beobachten; Sandy ignorierte er geflissentlich. »Sie hatte es mächtig eilig. Kein Gepäck, nicht einmal Handgepäck. Hat versucht, nach Brasilien zu verschwinden und Sie hier zurückzulassen.«
    »Halten Sie den Mund«, sagte Patrick.
    »Sie können jetzt gehen«, sagte Sandy.
    »Ich dachte nur, es würde Sie interessieren«, sagte Cutter mit einem Lächeln, dann verschwand er.
    Patrick sank in einen Stuhl und massierte sich die Schläfen. Er hatte schon Kopfschmerzen gehabt, bevor Cutter erschienen war, aber jetzt waren sie schlagartig schlimmer geworden. Eva und er waren immer wieder die drei Szenarien durchgegangen, auf die sie sich einstellen musste, falls er erwischt wurde. Das erste und planmäßige war, dass sie im Schatten bleiben, Sandy assistieren und nach Belieben herumreisen würde. Zweitens bestand die Möglichkeit, dass sie von Stephano und Aricia gefunden werden konnte, was die bei weitem beängstigendste Variante war. Und drittens konnte das FBI sie erwischen, was nicht annähernd so schlimm war wie Nummer zwei, aber enorme Probleme für sie beide aufwarf. Zumindest war sie jetzt in Sicherheit.
    Über dieses vierte Szenarium, ihre Rückkehr nach Brasilien ohne ihn, hatten sie nie gesprochen. Er konnte nicht glauben, dass sie vorgehabt hatte, ihn im Stich zu lassen. Sandy raffte wortlos die Akten zusammen und räumte den Tisch auf.
    »Wann hast du sie verlassen?« fragte Patrick.
    »Gegen acht. Es war alles in bester Ordnung, Patrick, das habe ich dir doch schon erzählt.«
    »Keine Erwähnung von Miami oder Brasilien?«
    »Nein. Überhaupt keine. Ich fuhr mit dem Eindruck ab, dass sie eine Zeitlang in dem Strandhaus zu bleiben gedachte. Sie hat mir erzählt, sie hätte es für einen Monat gemietet.«
    »Dann hat ihr etwas einen Riesenschrecken eingejagt. Weshalb hätte sie sonst die Flucht ergreifen sollen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Mache einen Anwalt in Miami ausfindig, Sandy. Und zwar schnell.«
    »Ich kenne mehrere.«
    »Sie muss entsetzliche Angst haben.«

    DREISSIG
    Es war nach sechs, also saß Havarac vermutlich in einem Casino am Blackjack-Tisch, trank kostenlosen Whiskey und hielt nach Frauen Ausschau. Überall wurde von seinen Spielschulden geredet. Rapley hatte sich ohne Zweifel wieder in seiner Bodenkammer eingeschlossen, dem Ort, an dem es der Rest der Welt vorzog, ihn zu sehen. Die Sekretärinnen und Anwaltsgehilfen waren gegangen. Doug Vitrano schloss die Eingangstür ab und begab sich in das hintere Büro, das größte und schönste, in dem Charlie Bogan mit hochgekrempelten Ärmeln bereits auf ihn wartete.
    Patrick war es gelungen, jedes Büro außer dem des Seniorpartners zu verwanzen, eine Tatsache, die Bogan bei den heftigen Auseinandersetzungen, die dem Verlust des Geldes folgten, immer wieder betont hatte. Wenn Bogan nicht in seinem Büro war oder in dessen unmittelbarer Nähe, war es mit einem Sicherheitsschloss verriegelt. Seine Partner wären viel zu sorglos gewesen, hatte er ihnen wiederholt vorgeworfen. Vor allem Vitrano, von dessen Telefon aus die letzten, verhängnisvollen Gespräche mit Graham Dunlap in Nassau geführt worden waren und durch die Patrick erfahren hatte, wohin das Geld gehen sollte. Das war, bis an die Grenze von tätlichen Auseinandersetzungen gehend, immer wieder Gegenstand von Diskussionen gewesen.
    Aber Bogan konnte, das musste er fairerweise zugestehen, nicht allen Ernstes behaupten, dass er mit so etwas wie einem Lauschangriff in seiner eigenen Kanzlei gerechnet hatte. Denn wäre das der Fall gewesen, weshalb hatte er dann seine sorglosen Partner nicht umgehend gewarnt? Er war einfach vorsichtig gewesen, und er hatte Glück gehabt. Wichtige Unterredungen hatten in Bogans Büro stattgefunden. Es dauerte nur Sekunden, das Sicherheitsschloss zu verriegeln. Er besaß den einzigen Schlüssel. Nicht einmal die Putzfrauen konnten das Büro betreten, wenn Bogan abwesend war.
    Vitrano machte die Tür hinter sich zu

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